Frankfurt: „TANJA ARIANE BAUMGARTNER“
Liederabend in der Oper Frankfurt 12.06.
Das Dernier-Recital der interessanten Liederabende der Oper Frankfurt erhielt zum Saisonabschluss eine besondere Note durch das elitäre Ensemblemitglied Tanja Ariane Baumgartner. Die vielseitige beliebte Mezzosopranistin eröffnete ihre Programmfolge mit „Zigeunerlieder op. 103“ (Johannes Brahms) und verstand es auf ganz besonders ausdrucksvolle Weise zu fesseln. Temperamentvoll rhythmisch prächtig nuanciert erklangen u.a. He, Zigeuner – hochgetürmte Rimaflut , eindrucksvoll tief empfunden in herrlichen Farben ihrer wunderschönen melodischen Stimme vernahm man Wisst ihr, wann mein Kindchen – Kommt dir manchmal in den Sinn.
Melancholisch, versonnen, in erdig warmen Tönen und dennoch leuchtend im Diskant vermittelte die Künstlerin in perfekter Artikulation die beiden Preziosen Gestillte Sehnsucht – Geistliches Wiegenlied wunderbar melodisch begleitet von Malcolm Martineau am Flügel sowie während diesen beiden Lieder von Philipp Nickel (Viola) ergänzt.
Der renommierte Pianist und stets sensibel intonierender Partner diverser Liedinterpreten verstand es auf einfühlsame Weise die Symbiose der vortragenden Künstlerin in besonders prägnanter virtuoser Meisterschaft zu untermalen.
Aus dem Zyklus „Lieder aus des Knaben Wunderhorn“ (Gustav Mahler) wählte die großartige Sängerin Rheinlegendchen – Aus! Aus!- Lob des Verstands. Stets den Schalk im Nacken in exemplarischer Gestaltungskraft offeriert, in wohldosierter Tonartenwahl schenkte sie den Liedern die bestechende Dramaturgie. In stilistischer Einfühlung und variabler Finesse im Wechsel naiv-kindlicher Identifikation bis zum beklemmenden Gefühlsausdruck offenbarte die höchst intelligente „Erzählerin“ bei Das irdische Leben und Nicht wiedersehen.
Unpathetisch, sensibel und dennoch ausdrucksvoll in ungeheurer Intensität gestaltete T. A. Baumgartner „Vier Mignon-Lieder“ (Hugo Wolf), schenkte den leicht vertrackten Kompositionen unglaubliche Musikalität und fokussierende Perspektiven zu Heiß mich nicht reden – So lasst mich scheiden. Die feine atmosphärische Individualität bei Nur wer die Sehnsucht kennt verstand es die versierte Interpretin vortrefflich einzufügen um während Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen die dunklen Glockentöne ihres herrlich timbrierten Organs in dramatischem Aplomb aufblühen zu lassen.
Philipp Nickel, Malcolm Martineau, Tanja Ariane Baumgartner. Copyright: Barbara Aumüller
Fünf ausgewählte Lieder aus der Feder von Richard Strauss beschlossen das wunderbare Recital. In vorbildlicher Artikulation wie bereits zuvor faszinierte Tanja Ariane Baumgartner mit ihrer in allen Registern wohlgetönten ausgewogenen Stimme, gestaltete stets mit wachem Augenmerk in herrlichen Phrasierungen die berauschende Strauss-Melodik zu Ich trage meine Minne – Die Georgine. Bewegend formte Baumgartner die Skalen Liebe, Leid und Tragik zu Ruhe, meine Seele und sodann besonnen mit Heimliche Aufforderung und schließlich euphorisch mit Zueignung den Vortrag zu krönen.
Bravos, prasselnder Applaus und Blumen für die drei gefeierten Künstler. Tanja Ariane Baumgartner bedankte sich für die Begeisterung mit drei herrlichen Zugaben. Zärtlich, innig, versonnen erklang Als die alte Mutter mich noch lehrte singen (Dvorak), melancholisch, berührend Nur wer die Sehnsucht kennt (Tschaikowsky) beide in Originalsprache gesungen.
Abschließend hingebungsvoll, nuanciert wie aus einer anderen Welt ertönten Träume (Wagner).
Eine eindrucksvolle Stimme in ansprechender Präsentation – habe Dank!
Gerhard Hoffmann