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FRANKFURT/ LIEDERABEND MARIA BENGTSSON/ SARAH TYSMAN

Ist ein Traum kann nicht wirklich sein ….

15.01.2020 | Konzert/Liederabende


Sarah Tysman, Maria Bengtsson. Foto: Barbara Aumüller

Frankfurt: „MARIA BENGTSSON“ – 14.01.2020

 

                      Ist ein Traum kann nicht wirklich sein ….

So und nicht anders muss man den ersten Liederabend 2020 an der Oper Frankfurt betiteln!

Maria Bengtsson durfte ich hier bereits als Arabella und Daphne erleben und war bar ihres Charmes, ihrer Stimme hingerissen. Die Götter der Musen schienen besonders gut gelaunt als sie die schwedische Sopranistin überreich mit allen nur wünschenswerten Gaben beschenkten. Anmut, Grazie, Schönheit, bezauberndes Wesen, vortreffliche darstellerische Talente und nicht zuletzt eine wundervolle Stimme beinhaltete das göttliche Füllhorn welches Maria Bengtsson überschüttete.

Fünf Lieder aus der Feder von Ture Rangström eröffneten den ersten Teil des Recitals mit nordischen Komponisten. Von Melancholie umwebt die Texte Nächtliche Flügel – Nachtgebet – Der Wind und der Baum – Die einzige Stunde. Der Textur entsprachen die Vertonungen, die Melodik, die musikalischen Strukturen des schwedischen Komponisten dem spätromantischen Klangideal behaftet. Maria Bengtsson begegnete diesen Liedern mit charakteristischen, emphatischen Aufschwüngen, fulminant strahlenden Sopranhöhen, von beredeter Aussage, herrlichen Phrasierungen und wunderbaren leisen Tönen. Der Künstlerin sitzt der Schalk im Nacken, augenzwinkernd (im herkömmlichen Sinn) interpretierte sie Altes Tanzlied.

Völlig im Duktus der Gefühlswelten, naturrealistischer Gefilde, menschlicher Regungen waren  die Gedichte erfüllt welche Jan Sibelius vertonte, kompositorisch frappierend in Dur- und Moll-Fantasien gehüllt erklangen sie von Bengtsson emotional in vokal-harmonischer Delikatesse dargeboten.

Edvard Grieg studierte u.a. in Leipzig, liebte die deutsche Sprache und deren Dichter, wohl  dieser Affinität zu verdanken entstanden seine „Sechs Lieder op. 48“ in deutscher Sprache. Die lichtvolle Musiksprache des norwegischen Tonsetzers schien für den schwerelosen, mädchenhaft timbrierten Sopran der famosen Sängerin wie geschaffen. Maria Bengtsson verließ sich nicht allein auf die Wirkung ihres femininen Edeltimbres, nein sie verlieh den Liedern in intelligenter Wortgestaltung und vokaler Raffinesse pulsierendes Leben.


 Maria Bengtsson, Sarah Tysman. Foto: Barbara Aumüller

Kongenial in herrlichen pianistischen Klangfacetten begleitete Sarah Tysman. Klaviertechnisch so wunderbar „umhüllt“ ergab sich eine Ideal-Partnerschaft von hohem Rang. In variierten Dynamikstufen, weichen Intervallen der Vor- und Nachklänge verstand es die französische Pianistin jene wunderbaren Emotionen der Vertonungen auf delikate Weise zu zeichnen, stets auf Atem mit der Sängerin und dennoch in dezent-solistischer Gestaltung zu offenbaren.

Der großartigen Erzählerin, intensiven Gestalterin kamen natürliche die atmosphärisch angereicherten und ausdrucksstark interpretierten Lieder von Franz Schubert sehr entgegen.

Sturmumbraust, tobend, von irdischer Haft befreit erklang Die junge Nonne, atemlos, tief bewegt Gretchen am Spinnrade. Geprägt von hoher Musikalität in Verbindung vortrefflicher Artikulation folgten Schwestergruss und konträr aufwühlend Auflösung.

Den letzten Abschnitt des unvergleichlichen Liederabends krönte Maria Bengtsson mit Richard Strauss. Dramaturgisch, psychologisch schlüssig im Aufbau, stets die Tiefe der Textur eindringlich interpretierend, die Melodik des Meisterkomponisten so herrlich schwebend über die Rampe zu „fluten“ zog die Hörer unwiderstehlich in ihren Bann. Ob nun leicht perlend, schwärmerisch im Wonneschauer aufschwingend beim Ständchen, wunderbar pointiert Ich trage meine Minne, exemplarisch, anrührend Einerlei. Oder jene vertrackten Intervalle selbstredend eigenwillig und höchst präzise in bemerkenswerter Flexibilität vorgetragen Schlechtes Wetter – Für fünfzehn Pfennige sowie verschmitzt Herr Lenz, die Künstlerin verstand es das ungemein aufmerksame und ungewöhnlich disziplinierte Publikum zu bezaubern. Den charismatischen Höhepunkt bildete allerdings das fein modulierte Morgen, in herrlich anrührender Klavierbegleitung, hingehaucht in tiefgründig schwebenden Piani,  die Ohren der Zuhörer betörend umschmeichelnd.

Mit Bravos und herzlicher Zustimmung wurden die beiden Damen gefeiert. Das sympathische Künstler-Duo bedankte sich mit dem innig, traumhaft vorgetragen Strauss-Lied Die Nacht.

Liebhaber schöner Stimmen sollten sich deshalb die WA-Serie „Der Rosenkavalier“ mit der unvergleichlichen Maria Bengtsson-Marschallin ab 10. Mai unbedingt vormerken.

Gerhard Hoffmann

 

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