Karol Szymanowski: Król Roger, Oper Frankfurt, Vorstellung: 22.06.2019
(6. Vorstellung seit der Premiere am 02.06.2019)
Der Rausch des Klangs
Als letzte Premiere der laufenden Saison hat die Oper Frankfurt Karol Szymanowskis „Krol Roger“ (König Roger) auf den Spielplan gesetzt. Ausserhalb Polens ist die Rarität selten zu erleben: 2009 im Rahmen der Bregenzer Festspiele, in dieser Saison in einer Koproduktion der Polnischen Nationaloper Warschau, des Teatr Wielki in Posen, der Staatsoper Prag (dort ab 03.04.2020), der Königlichen Oper in Stockholm und des New National Theatre Tokyo in Stockholm, in Graz, in Frankfurt und in der kommenden Saison bei Konzert Theater Bern (ab 01.12.2019).
© Monika Rittershaus
Charakteristisch für die stark autobiographisch geprägte Oper Symanowskis ist im Rahmen der Selbstfindung König Rogers eine allmählich Auflösung der musikalischen Strukturen. Diese Auflösung wie auch grundsätzlich die Klangräusche setzen das Frankfurter Opern- und Museumsorchester und der Chor der Oper Frankfurt (vorbereitet von Tilman Michael) unter Leitung von Sylvain Cambreling hervorragend um.
Die von Rogers Reise nach innen ausgehende Inszenierung von Johannes Erath, die den Konflikt der Suche nach sich selbst mit dem Druck sich der Norm zu fügen konfrontiert, setzt, wie im Programmheft stipuliert, die Bereitschaft voraus, sich verzaubern zu lassen, Ambivalentes zu akzeptieren.
Johannes Leiacker hat Erath dazu ein Bühnenbild geschaffen, das diese Verzauberung unterstützt und mit dem Spalt, der das Bühnenbild durchzieht, auf die diversen Gegensätze Bezug nimmt: die Ordnung in der Welt Rogers vs. die Freiheit in der Welt des Hirten, Szymanowskis Alter Egos in den Figuren von Roger und dem Hirten und viele mehr. Die Kostüme von Jorge Jara sind entsprechend in den Farben Schwarz und Weiss (Hirte) gehalten.
Łukasz Goliński gelingt eine mitreissende Interpretation des Königs Roger. Gerard Schneider ist als Hirte nahezu die ganze Zeit auf der Bühne präsent. Gegen Ende des Stücks sind leichte Ermüdungserscheinungen festzustellen. Sydney Mancasola gibt mit dramatischem Sopran die Roxana, die Gattin Rogers, und AJ Glueckert ist sehr diskret Rogers Berater Edrisi. Alfred Reiter (der Erzbischof), Judita Nagyová (die Diakonissin) und Filip Niewiadomski (Kind) ergänzen das Ensemble.
Eine lohnende Begegnung mit einem selten aufgeführten Werk.
Weitere Aufführungen: 27.06.2019 und 29.06.2019.
25.06.2019, Jan Krobot/Zürich