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FRANKFURT/ HR-Sendesaal: hr-Sinfonieorchester / Vassilis Christopoulos, musikalische Leitung/ Norwin Hahn, Posaune

06.12.2024 | Konzert/Liederabende

he Virtuosität und tschechische Klangfülle: Ein Abend voller Facetten im hr-Sendesaal

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Vassilis Christopoulos – Copyright by hr/Andreas Simopoulos

Am 5. Dezember 2024 entführte das hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Vassilis Christopoulos sein Publikum im Sendesaal des Hessischen Rundfunks in klangliche Welten voller Dramatik, Eleganz und Lebensfreude. Die Konzertreihe „Quick & Classy“ bringt frischen Schwung in den hr-Sendesaal, dessen gute Akustik und warme Atmosphäre einen idealen Rahmen für vielseitige Programme bietet. An diesem Abend bot die Reihe mit Griegs Peer Gynt-Suite, Grøndahls Posaunenkonzert und Dvořáks fünfter Sinfonie eine klug ausgewählte Mischung dreier Werke, die die individuelle Handschrift ihrer Komponisten eindrucksvoll beleuchteten und ohne Pause dem Publikum präsentiert wurden.

Der griechische Dirigent Vassilis Christopoulos, derzeit Chefdirigent am Opernhaus Graz, ist international für seinen stilistischen Feinsinn und seine Musikalität geschätzt. Mit seiner Erfahrung sowohl im Opern- als auch im Konzertrepertoire bewies er an diesem Abend seine außergewöhnliche Fähigkeit, ein Orchester mit Präzision und Inspiration zu leiten. Christopoulos beeindruckte durch sein tiefes Verständnis der Werke und eine klare Körpersprache, die die Musiker des hr-Sinfonieorchesters zu Höchstleistungen anspornte.

Edvard Grieg komponierte die Schauspielmusik zu Henrik Ibsens Peer Gynt 1875 als Auftragswerk für das Christiania Theater. Die Zusammenarbeit mit Ibsen brachte eine der populärsten Orchestersuiten der Romantik hervor. Die erste Suite, bestehend aus „Morgenstimmung“, „Ases Tod“, „Anitras Tanz“ und „In der Halle des Bergkönigs“, extrahiert die Höhepunkte der umfangreichen Bühnenmusik und übersetzt sie in rein musikalische Erzählkunst.

Unter Christopoulos’ Leitung begann „Morgenstimmung“ mit einer atmosphärisch dichten, fast mystischen Klarheit. Die Holzbläser – insbesondere die Oboe – zeichneten den Sonnenaufgang über der marokkanischen Wüste, nicht wie gewöhnlich angenommen über der norwegischen Fjordlandschaft, in zarten Pastelltönen nach, bevor die Streicher dem Bild Lebendigkeit verliehen. In „Ases Tod“ erreichte das Orchester einen ergreifenden Schmerzenston, der durch das warme Timbre der Streicher hervorgehoben wurde. „Anitras Tanz“ sprühte vor rhythmischer Leichtigkeit und schalkhaftem Charme, während „In der Halle des Bergkönigs“ mit dynamischer Präzision und fesselndem Crescendo einen packenden Abschluss bot. Das hr-Sinfonieorchester spielte hoch konzentriert und mit packendem Zugriff, sodass dieser Auftakt sehr beeindruckte.

Nach diesem klanglichen Einstieg voller Dramatik und Poesie folgte mit Launy Grøndahls Posaunenkonzert ein Beispiel virtuoser Blechbläserkunst. Dieses Werk, entstanden 1924, während der Komponist als junger Dirigent in Italien arbeitete, vereint italienische Melodik mit technischer Brillanz und gehört zu den anspruchsvollsten Werken des Repertoires.

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Norwin Hahn – Copyright by Ben Knabe

Norwin Hahn, Solo-Posaunist des hr-Sinfonieorchesters, verlieh diesem Klassiker des Blechbläserrepertoires eine beeindruckende Virtuosität und Eleganz. Der eröffnende Satz, eine strahlende Allegro-Moderato-Passage, ließ Hahn mit präziser Technik und geschmeidigem Ton brillieren. Im zentralen Andante zeigte er eine lyrische Sensibilität, die die melancholische Seite des Instruments hervorhob. Der finale Allegro-Satz beeindruckte durch rhythmische Prägnanz und das Wechselspiel zwischen solistischen Akzenten und orchestraler Begleitung. Christopoulos unterstützte Hahn mit einer sorgfältig abgestimmten Orchesterführung, wobei besonders die Holzbläser und die Streicher durch ihre wirkungsvollen Beiträge hervorstachen. Zum Dank erhielt das begeisterte Publikum eine kurze Jazz-Zugabe mit begleitendem Schlagzeug.

Mit Antonín Dvořáks fünfter Sinfonie stand ein Werk auf dem Programm, das zwar seltener zu hören ist, jedoch nicht minder faszinierend. 1875, ein Jahr persönlicher Zufriedenheit für den Komponisten, schrieb Dvořák diese Sinfonie, die bereits den unverkennbaren böhmischen Charakter und den melodischen Reichtum zeigt, der später weltberühmt wurde.

Im ersten Satz führte Christopoulos das Orchester mit klaren Linien durch die kontrapunktische Struktur und die unbeschwerte Thematik. Die Holzbläser glänzten mit schimmernden Farben, während die Streicher eine dynamische Balance zwischen Leichtigkeit und Kraft bewahrten. Der zweite Satz bestach durch seine pastorale Ruhe: Die warme Tiefe der Cellostimmen verschmolz mit den sehnsuchtsvollen Holzbläsern zu einem berührenden Klangbild. Das Scherzo sprudelte vor Energie und tänzerischer Eleganz, wobei das Blech für kraftvolle Akzente sorgte und die Triangel lichten Glanz erzeugte. Im Finale erreichte das Orchester einen triumphalen Höhepunkt: Streicher und Pauken trieben die dramatische Entwicklung voran, während Christopoulos mit präzisen Gesten die dynamische Palette auskostete. Er ließ das hr-Sinfonieorchester in voller Klangpracht auftrumpfen, wodurch Dvořáks unverwechselbar kraftvoller Tonfall voll zur Geltung kam. Mit Finesse und interpretatorischer Klarheit gelang Christopoulos ein unprätentiöses, jederzeit überzeugendes Dirigat.

Das hr-Sinfonieorchester unter Vassilis Christopoulos bot an diesem Abend eine packende Interpretation dreier unterschiedlicher Werke, die durch ihre Kombination aus Dramatik, Virtuosität und Melodienreichtum bestachen. Besonders beeindruckend waren die klangliche Ausgewogenheit und der kraftvolle Tonfall, die das Orchester unter der kompetenten Leitung des Dirigenten bewahrte. Mit Norwin Hahn als strahlendem Solisten und einer dramaturgischen Programmauswahl, die keinen Moment an Spannung verlor, ergab sich ein anregender, kurzweiliger Konzertabend.+

Dirk Schauß, 06. Dezember 2024

Besuchtes Konzert am 05. Dezember 2024 im hr-Sendesaal

Norwin Hahn, Posaune
hr-Sinfonieorchester*
Vassilis Christopoulos, musikalische Leitung

Fotos:

Vassilis Christopoulos – Copyright by hr/Andreas Simopoulos

 

 

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