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FRANKFURT: DIE WALKÜRE. Wiederaufnahme von Wagners „Der Ring des Nibelungen“

09.05.2016 | Oper

Oper Frankfurt, Wiederaufnahme des Ringzyklus: DIE WALKÜRE am 8.5.2016

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James Rutherford, Rebecca Teem. Copyright: Barbara Aumüller

Nach mehreren Jahren Abstinenz hat die Oper Frankfurt den Ring vor restlos ausverkauftem Haus wieder in den Spielplan aufgenommen.

Die Oper Frankfurt verfolgt bei Wiederaufnahmen ein eigenes Konzept, in dem sie nur Gastsolisten engagiert, die für die gesamte Probenarbeit zur Verfügung stehen. Somit sind solche Wiederaufnahmen fast einer Premiere gleichzusetzen.

Der GMD Sebastian Weigle benutzt in seiner musikalischen Ausrichtung eine eigene Sprache, die sich von den Dirigenten der Häuser, wie Berlin, München oder Wien unterscheiden. Bekanntlich umfasst eine Partitur zahllose Interpretationsmöglichkeiten. Herr Weigle verbindet in jedem Akt einen Spannungsbogen, der nie abfällt. Wo mancherorts beim Vorspiel ein Sturm in Orkanstärke die Besucher erschreckt, ist es hier ein Sturm mit Windstärke 5. Beim Walkürenritt findet in der Regel ein lautes. durcheinander schreiendes,  Gekreische statt, in Frankfurt ist es ein transparentes Musizieren.

Das Wälsungenpaar ist hervorragend besetzt, mit der kraftvollen Stimme von Amber Wagner Die Rolle des Siegmund interpretierte mit einer kraftvollen Heldentenorstimme, Frank van Aken. Er besitzt eine tiefere Mittellage, was genau den Vorstellungen des Komponisten entspricht, da Siegmund der Vater des späteren Helden ist. Die berühmten “Wälserufe”  fanden fast kein Ende. Für den Hunding, der Sieglinde augenscheinlich nur als Lustobjekt betrachtet, war der mächtige Bass Ain Anger zuständig,  Die Fricka sang Claudia Mahnke, diese Rolle hat sie  schon in Bayreuth dargestellt.

Leider war die Brünnhilde, Rebecca Teem, mit ihrer etwas kleineren Stimme dann auf verlorenem Posten, wenn sie im Hintergrund singen musste.

Hier taucht das leidige Problem auf, dass die Regie bei akustischen Problemen sich meistens durchsetzt, anstatt die Entscheidung dem verantwortlichen musikalischen Leiter zu überlassen.

Der Wotan bzw. Wanderer gehört mit Hans Sachs zu den schwierigsten Wagnerpartien . Beide Rollen sind im Repertoire von James Rutherford, der mit seinem tiefen Bariton ohne jegliche Verschleißerscheinung diesen Wotan charakterisierte, eine grandiose Leistung. Er zeigt stimmlich und darstellerisch seine Wandlungsfähigkeit. Angefangen im Rheingold bis zur Begegnung mit Fricka ist er kampfbereiter und euphorische Wotan, was sich allerdings abrupt  ändert, wenn durch die Argumente der Fricka alle seine Vorstellungen einer Weltordnung wie ein Kartenhaus zusammen fallen. Jetzt fällt er in eine tiefe Depression “Was verlangst du“, die erst wieder verfliegt, wenn er seine Demission als Göttervater in Wallhall selbst einleitet, ohne zuvor einen unbedarften kommenden Nachfolger zu präsentieren. Das stellt sich aber am Ende als Utopie heraus. 

Das Team für die Regie bestand aus Vera Nemirova mit ihrem Bühnenbildner, Jens Kilian und für die Kostüme, Ingeborg Bernerth.  Die Arbeit für die Wiederaufnahme übernahm Hans-Walter Richter. Über die runde Scheibe mit den vielen Variationsmöglichkeiten ist schon mehrfach berichtet worden. Der Vorteil ist eine große Spielfläche für die Personenführung und wenn sich diese Ringscheibe lautlos hydraulisch nach oben bewegt, ist gleichzeitig am Boden eine zweite Spielfläche entstanden. Die Inszenierung ist schnörkellos und entspricht der von Richard Wagner vorgegebenen Handlung.

Fazit: Die Oper Frankfurt ist schon mehrfach mit Auszeichnungen bedacht worden und gehört unbestritten seit Jahren zu den bedeutenden Opernhäusern in Deutschland.

Verantwortlich, stellvertretend für die übrigen Beteiligten, sind der mächtige und von vielen Opernstätten umworbene Intendant Bernd Loebe und natürlich der GMD, Sebastian Weigle, auch schon mehrfach ausgezeichnet. Da können auch die obligatorischen Subventionskürzungen nichts ändern.

Franz Roos

 

 

 

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