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FRANKFURT/ Alte Oper: „NEMANJA RADULOVIC-STAATLICHES SYMPHONIEORCHESTER RUSSLAND- ANDREY BOREYKO 

17.02.2020 | Konzert/Liederabende

Frankfurt / Alte Oper: „NEMANJA RADULOVIC-STAATLICHES SYMPHONIEORCHESTER RUSSLAND- ANDREY BOREYKO  –  16.02.2020

Ein interessantes umjubeltes Konzert-Highlight bot Pro Arte in der Alten Oper mit dem charismatischen Violin-Solisten Nemanja Radulovic sowie dem Staatlichen Symphonie Orchester Russland unter der Leitung von Andrey Boreyko.

Werke russischer Komponisten des 19./20. Jahrhunderts standen auf dem Programm welches mit dem „Violinkonzert“ von Peter Iljitsch Tschaikowsky eröffnet wurde. Bereits im Jahre 2017 begegnete mir der frisch gekürte Echo-Preisträger Nemanja Radulovic in Begleitung eines russischen Orchesters beim Pro Arte-Konzert in Mannheim mit demselben Werk.

Heute erschien mir der Enfant terrible mit der inzwischen gebändigten und hochgesteckten Löwenmähne gereifter obwohl sein exzentrisches Outfit,  seine Glut-Augen nach wie vor die Phantasien der Damenwelt beflügeln. Formidabel präsentierte der smarte Solist eines der schönsten Exponate der Konzertliteratur in brillanter Virtuosität. Seine Tschaikowsky-Interpretation lebte von der Kunst des akribischen Nuancierens, von höchst differenzierter Instrumentalkunst,vom hellen satten alles überstrahlenden Geigenton, der technisch-versierten Perfektion zur thematischen Variation des Allegro moderato. Rasant, atemberaubend einfach hinreißend erklang die Kadenz in dynamischem Zugriff.

Lyrisch, in atmosphärischer Passion zelebrierte der serbische Geiger die Canzonetta, spielte die schlichte, elegische Weise des Andante in zarten Nuancen, der Geigenbogen schien die Saiten zuweilen nur zärtlich zu berühren, zauberte elegische Pianissimo, um sich sodann in furiose Valeurs zu steigern.

Andrey Boreyko erwies sich mit dem präzise und akkurat musizierenden Staatlichen Symphonie Orchester Russland als sympathetischer Partner des Einvernehmens, hier begegneten sich zwei seelenverwandte Naturelle, musizierten auf höchster Ebene, nicht nur während der  innigen Momente, gleichwohl setzte Boreyko temperamentvolle Sequenzen zu   idealen Tempi-Akzenten dagegen.

Geradezu superlativische Klangökonomie schenkte Radulovic dem  Allegro, entlockte seinem Instrument zu den höllisch schnell gespielten Rhythmen feinstes Kolorit und gewährte dem finalen Ausklang prägnante Dynamik von faszinierender Expressivität.

Ein Aufschrei aus Zweitausend Kehlen, prasselnder Beifall bedankte die lobenswerte Interpretation und der sehr bescheiden wirkende Solist bedankte sich mit der innig, betörend gespielten „Partita d-Moll“ von J.S. Bach, kein Laut war zu vernehmen, das Publikum hielt ergriffen den Atem an.

Umrahmt wurde das Violinkonzert von zwei orchestralen Miniaturen aus der Feder von Anatol Ljadow und zwar „Der verzauberte See“ die symphonischen naturalistischen eines verwunschenen Sees, bar derart in feinstem Sentiment musiziert, in welchem tatsächlich Ätherisches orchestral beschworen wurde, erhielt dieses musikalische „Natur-Schauspiel“ einen ganz besonderen Reiz.

 Konträr dagegen die musikalischen Abläufe des Geschehens um den skurrilen weiblichen Poltergeist „Kikimora“. Boreyko entlockte seinem fabelhaft musizierenden Klangkörper ein instrumentales Muliplex voll illustrer impressionistischer Farbnuancen, phantastisch sphärische Momente, exotischen Klangzauber und beleuchtete die musikalische Episode auf bezaubernde Weise.

Zum Finale boten die russischen Gäste eine der klangschönsten Kompositionen Igor Stravinsky´s die Suite „L´Oiseau de feu“. Fernab dynamischer Schroffheit musizierte das Orchester in differenzierter Konzeption, steigerte sich animiert vom Dirigenten in eine virtuose Spielkultur deren Timing bestach, ja überwältigte. In wohldosierter Klang-Raffinesse entfalteten sich die Streichinstrumente zu fein ziselierten Couleurs, prächtig formierten sich Holz- und Blechbläser kontrastreich zu musikalischer Transparenz der Szenen Reigen-Wiegenlied u.a.,  um sodann in prächtiger Orchestrierung zur Schlusshymne instrumental regelrecht in Ekstase zu explodieren.

Ein Bravosturm fegte in Richtung Bühne und vehement feierte man den sympathischen Dirigenten und das Orchester. Sichtlich erfreut bedankte man sich mit dem temperamentvoll servierten Ungarischen Tanz (Tschaikowsky).

Gerhard Hoffmann

 

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