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FRANKFURT/ Alte Oper: „JUAN DIEGO FLÓREZ –   PHILHARMONIE BADEN-BADEN –  CHRISTOPHER FRANKLIN“ 

02.12.2022 | Konzert/Liederabende

Frankfurt / Alte Oper: „JUAN DIEGO FLÓREZ –   PHILHARMONIE BADEN-BADEN –  CHRISTOPHER FRANKLIN“  – 01.12.2022

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Juan Diego Florez. Foto: Gregor Hohenberg/Sony

Zweifellos eine der schönsten lyrischen Tenorstimmnen unserer Zeit gab sich zum wiederholten Male die Ehre zum DEAG Classics – Konzert in der Alten Oper, nämlich Juan Diego Flórez. Erstmals begegnete mir der smarte Peruaner anno 2006 und inzwischen durfte ich die herrliche Stimme dutzendfach in Recitals und auf der Opernbühne erleben. Es grenzt schon an ein Wunder, dass sich die Vokalise des großartigen Künstlers selbst nach über zwei Jahrzehnten seiner erfolgreichen Karriere noch immer auf sehr hohem Qualitätslevel bewegt,  wohl auch dem Umstand zu verdanken, dass der kluge Sänger sich selbst, der Auswahl seines Partien-Genres treu blieb. Natürlich hatte sich die Extensität des Materials auf natürliche Weise positiv entwickelt, doch blieb Juan Diego Flórez sein herrliches Timbre, die Schönheit, die strahlend hellen Obertöne nicht nur erhalten sondern schienen sich auf wunderbare Weise noch zu intensivieren.

Der König des tenoralen Belcanto eröffnete sein Programm mit Deh, tu m´assisti, amore aus „Il signor Bruschino“  ließ Si, ritrovarla io giuro des Ramiro aus „La Cenerentola“ folgen und kehrte zum Debüt der einstigen Gioacchino Rossini – Partien zurück, demonstrierte mit Schmelz und hohen „Cs“ seine atemberaubende Flexibilität und unverkennbaren Merkmale.

Unglaublich traumhafte Arabesken schenkte der faszinierende Sänger zwei Arien aus der Feder von Gaetano Donizetti, schenkte Linda si ritiró aus „Linda di Chamounix“ die Leichtigkeit des tenoralen Seins, bezauberte mit Seul sur la terre aus „Dom Sébastien, roi de Portugal“ zu überirdisch schönen Kantilenen das hingerissene Publikum.

Nicht nur vortrefflich untermalt wurde der Sänger von der Philharmonie Baden-Baden sondern der vortrefflich akkurat aufspielende Klangkörper glänzte in prächtiger Instrumental-Disposition unter der temperamentvollen  Stabführung von Christopher Franklin solistisch mit der Ouvertüre zu „La Cenerentola“, spritzig wie Champagner erklangen die Ouvertüren zu „Don Pasquale“ und elegant mit Esprit „Un giorno di regno“ und leiteten so zu zwei Arien aus Werken von Giuseppe Verdi über.

Zu unwiderstehlichem Charme präsentierte Flórez Questa o quella aus „Rigoletto“, elitär nonchalant erklangen Rezitativ und Arie des Gaston aus „Jérusalem“ und der exzellente Stimm-Virtuose präsentierte nicht nur mühelose hohe Töne sondern bot zudem eine prägnante   Lehrstunde (für manchen Kollegen) unübertroffener solitärer Legato-Kultur. Die im Programmheft (mit zwar acht exklusiven Seiten schlug mit € 10.- etwas überteuert zu Buche) angekündigte „I Puritani“-Arie wurde unterschlagen.

Nach dem Entr´acte zu „Carmen“ von Georges Bizet entführte Flórez zu einer Mini-Tour ins französische Fach und präsentierte emphatisch die Szene des Mylio aus „Le roi d´Ys“ (Édouard Lalo) und ließ sodann  jugendlich viril in herrlicher Phrasierung das schwärmerische Bekenntnis Ah, léve-toi, soleil! aus „Rómeo et Juliette“ von Charles Gounod erstrahlen.

In sensibler Klanggestaltung servierte Christopher Franklin mit der prächtig musizierenden Philharmonie das atmosphärische Intermezzo aus „I Pagliacci“ (Ruggero Leoncavallo).

Mit dramatischen Tönen höchst kultiviert im Einklang betörender Italiana beschloss Flórez sehr emotional prächtig nuanciert mit der Romanze des Roberto aus „Le Villi“ mit Giacomo Puccini den offiziellen Vortrag, riss das Publikum zu Standing Ovation von den Sitzen und der sympathische Charmeur sonnte sich im Jubel der Ovationen.

Die Anzahl der in der „Scala“ gewährten elf Encores wurden zwar nicht erreicht, dennoch bedankte sich der Gefeierte mit fünf wunderschönen Da Capo. Mit einer betörend schön, innig vorgetragenen „Südamerikanischen Weise“, dem traumhaft phrasierten „Cucurrucucú Paloma“ sowie der italienischen Canzone „Cateri, Cateri“ brachte Florez seinem Publikum sich selbst zur Gitarre begleitend ein exklusives Ständchen und brachte die Stimmung im vollbesetzten Saal zum Siedepunkt. Orchestral begleitet folgten noch herrlich interpretiert „A Suriento“ und abschließend Puccinis Highlight  „Nessun dorma“.

Gerhard Hoffmann

 

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