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FRANKFURT/ Alte Oper: „GUSTAV MAHLER: AUFERSTEHUNGS-SYMPHONIE“

Aus der Tiefe zu den Sternen …

23.05.2018 | Konzert/Liederabende

Frankfurt/AOF: „GUSTAV MAHLER: AUFERSTEHUNGS-SYMPHONIE“ – 22.05.2018

Aus der Tiefe zu den Sternen …

In dieser Form könnte man die heutige Interpretation bezeichnen, denn mehr geht nicht ! ?

Sehr konträr jedoch im Positiven nahm sich Ivan Fischer der „Zweiten“ von Gustav Mahler an, ließ das Budapest Festival Orchestra in Akkuratesse musizieren, als gelte es die Engel zum Weinen zu bringen. Gehört und erlebt im Mozartsaal der Alten Oper.

Mahler als Komponist von menschheitsrelevanten Weltanschauungsdramen. Diese zweite Symphonie feiert mit erhabenen erschöpfenden Klängen nichts Geringeres als die Auferstehung des Menschen, welcher in der Atmosphäre (?) die Luft einer anderen Welt atmen wird. Aus der Tiefe rufe ich zu Dir, der Psalm 130 zog eine lange eindrucksvolle Spur durch die Musikgeschichte bei Bach, Mendelssohn etc. bis hin zur Moderne und bildete sogleich die Wurzel und den Samen zu Mahlers grandiosem Werk.

Nun wurde mir in der Vergangenheit die Ehre zu Teil, diese meine favorisierte Symphonie von nahezu allen Weltelite-Orchestern zu erleben, doch nach dieser Interpretation glaubte ich, alles Vorherige stehe im Schatten dessen was davor war.

In zupackender Dramatik eröffnete Ivan Fischer das Andante moderato gleich einer Orgie des Wohlklangs, dass einem bereits der Atem stockte und entfaltete mit dem in höchster Präsenz und Perfektion aufspielenden ungarischen Orchester Klangmalerei welche zum Himmel strebte. Nun möchte ich mich keineswegs in Beschreibungen der weiteren Sätze ergehen, denn Mahler selbst wäre in diesen Momenten vor Rührung dahin geflossen, bar der elementaren Ebene, die er von Klopstock adaptierte: Mit Flügeln, die mir errungen in heißem Liebestreben, wird´ ich entstreben zum Licht, zu dem kein Aug´ gedrungen und vertonte.

Wohldosiert formierten sich Holz und Blechbläser zu berückendem Musizieren, fein und filigran sangen Violinen und Celli im herrlich lyrischen Fluss der stets präsenten reinen durchhörbaren Klang-Perspektiven. Selbst ausufernd wilde Frequenzen der Instrumentalsektionen wirkten bestens geordnet, keineswegs chaotisch oder disharmonisch.

Sphärenklängen gleich ertönten die berückenden Soli: In hingebungsvoller Deklamation, herrlich weichen Samttönen erklang O Röschen rot! des „Urlichts“ von Elisabeth Kulman mit traumhaftem Mezzoklang untermalt. Wie ein Lichtstrahl der Verheißung zu „Aufersteh´n“ erklangen Aufersteh´n, ja aufersteh´n wirst du im berückenden Soprantimbre von Christiane Karg. Während der Duettpassagen ergingen sich die Stimmen der Damen in strahlend-klarer, feingliedrig phrasierter Miniatur-„Mahlerei“. In emotionaler Intensität, dimensionaler Entfaltung des sonoren Klangs entfaltete der Tschechische Philharmonische Chor Brno die famose Tiefenschärfe. In Emphase vereinten sich alle Mitwirkenden zur gewaltigen zum Himmel strebenden Gesamtformation von überbordender Präsenz.

Ohne sekundäres, besinnliches Innehalten entluden sich knapp zehn Minuten Jubelstürme und Ovationen für diese in jeder Beziehung nachhaltige Performance.

Gerhard Hoffmann

 

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