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FRANKFURT/ Alte Oper: Ein Sommernachtstraum à la Brandauer – traumhaft. Mozarteum-Orchester Salzburg/Andrew Manze

24.05.2023 | Konzert/Liederabende

Ein Sommernachtstraum à la Brandauer – traumhaft

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Klaus Maria Brandauer. Foto: Theresa Kost

Pro Arte Frankfurt präsentierte am 23. Mai 2023 in der Alten Oper Frankfurt ein Sinfoniekonzert mit einem ganz besonderen Solisten. Zu Gast waren das Mozarteumorchester Salzburg und der Bachchor Salzburg unter der Leitung des Dirigenten Andrew Manze. Das Konzertprogramm bestand aus zwei Werken: der Sinfonie Nr. 7 h-Moll D 759 „Unvollendete“ von Franz Schubert und der Konzertouvertüre und Schauspielmusik zu „Ein Sommernachtstraum“ nach William Shakespeare von Felix Mendelssohn Bartholdy. Der weltberühmte Schauspieler Klaus Maria Brandauer war als solistischer Sprecher dabei und gestaltete ein unvergessliches Konzerterlebnis.

Der Abend begann mit Franz Schuberts Sinfonie Nr. 7 h-Moll D 759. Die „Unvollendete“ ist eine seiner bekanntesten und meistgespielten Sinfonien. Schubert begann mit der Komposition im Jahr 1822, als er erst 25 Jahre alt war. Es wird angenommen, dass er die Arbeit an dem Werk im Jahr 1823 unterbrach und es nie vollständig abschloss. Aus diesem Grund besteht es aus nur zwei Sätzen, obwohl Schubert weitere Sätze geplant hatte.

Der erste Satz, Allegro moderato, beginnt mit einem berühmten, düsteren und mysteriösen Thema, das von den tiefen Streichern eingeführt wird. Dieses wird im Verlauf des Satzes weiterentwickelt und wechselt zwischen verschiedenen Stimmungen und Dynamiken. Schubert schafft es, eine wachsende Spannung aufzubauen, indem er wiederholt zu einem Unisono des Orchesters zurückkehrt. Der zweite Satz, ein Andante con moto, ist von außergewöhnlicher Schönheit. Dieser zeichnet sich durch eine lyrische Melodie aus, die von den Streichern präsentiert wird, im Wechselspiel mit den Holzbläsern und den feierlichen Einwürfen der Posaunen. Schubert entwickelt dieses Thema auf eine Weise, die sowohl emotional als auch kontrapunktisch anspruchsvoll ist. Der Satz verströmt eine Flair der Melancholie und des tiefen Gefühls.

Das Mozarteumorchester Salzburg und Andrew Manze interpretierten diese Sinfonie mit größter Spannung und ließen die Zuhörer weit in die Musik eintauchen. Manze schuf eine Atmosphäre, die einem Hörthriller glich. In unendlich großen Bögen durchmaß er alle Stimmungen im fortwährend unheilvoll-mysteriösen Grundton. Die Streicher brillierten mit ihrer geschmeidigen Spielweise und schufen klangliche Farbnuancen, die dem Stück eine besondere Tiefe verliehen. Die äußerst einfühlsamen Passagen der Klarinette und Oboe im zweiten Satz wurden von den Musikern des Orchesters meisterhaft interpretiert und trugen zur gehaltvollen Intensität der Musik maßgeblich bei. Unter der Leitung von Andrew Manze wurden die musikalischen Höhepunkte des Werks mit großem Können und bewegender Emotionalität gestaltet. Die Dynamik war ausgefeilt, wodurch die leisen Stellen eine fast gespenstische Stimmung erzeugten, während die lauten Passagen mit kraftvoller Energie aufgeladen waren. Insgesamt gelang es dem Mozarteum Orchester Salzburg, die Zuhörer in eine Welt der musikalischen Schönheit und glutvollen Empfindung zu entführen. Eine Interpretation mit deutlicher Sogwirkung. Spannend und kurzweilig.

Im zweiten Teil des Konzerts folgte die Konzertouvertüre und Schauspielmusik zu „Ein Sommernachtstraum“ nach William Shakespeare von Felix Mendelssohn Bartholdy. Es handelt sich um eine Musikbegleitung zu Shakespeares gleichnamigem Theaterstück. Mendelssohn komponierte die Musik im Jahr 1842, und sie besteht aus einer Ouvertüre sowie weiteren Musiktiteln, die während der Aufführung des Schauspiels gespielt werden können. Die Ouvertüre zu „Ein Sommernachtstraum“ ist wahrscheinlich das bekannteste Stück aus Mendelssohns Werk, die er im jungen Alter von gerade einmal 18 Jahren schrieb. Dieser Geniestreich eröffnet mit einer zarten und zauberhaften Introduktion, welche die Stimmung des nächtlichen Märchenwaldes einfängt. Dieser Teil wird von den hohen Streichern und Flöten gespielt und schafft eine magische Atmosphäre. Anschließend folgt ein energischerer Abschnitt, der die Figuren des Stücks, wie die Elfen, die Liebenden und die Handwerker, charakterisiert. Mendelssohn nutzt geschickt verschiedene Instrumente, um die verschiedenen Rollen zu porträtieren und eine lebhafte musikalische Darstellung der Geschichte zu schaffen. Zusätzlich zur Ouvertüre schrieb Mendelssohn 20 Jahre später Musik, die bestimmten Szenen und Charakteren des Stücks zugeordnet sind. Dazu gehören unter anderem Tänze für die Elfen, einen Hochzeitsmarsch sowie Lieder für die humorigen Handwerker. Mendelssohn gelang es mit seiner Musik, die Stimmung, den Zauber und die Atmosphäre von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ bestechend einzufangen. Seine Komposition ist reich an melodischen Einfällen, virtuosen Orchestrierungen und einer Vielfalt an Stimmungen, die von romantischer Liebe über fröhlichen Tanz bis hin zum verborgenen Geheimnis reichen.

Den Veranstaltern glückte bei der Besetzung des Sprecherparts ein wahrer Coup! Klaus Maria Brandauer, einer der bekanntesten Schauspieler seiner Generation und ein Weltstar in seinem Metier, betrat die Bühne als Sprecher und verlieh der Aufführung unvergessliche Außergewöhnlichkeit. Mit seiner markanten Stimme und seiner tiefen Verbundenheit zur Textinterpretation lebte er die Worte Shakespeares auf packende Weise aus. Er verkörperte perfekt die verschiedenen Figuren und verlieh der Vorstellung eine äußerst lebendige Präsenz. Mit brennender Leidenschaft, unbändiger Spielfreude und variantenreicher Sprachmelodie brachte der große Mime das Publikum zum Lachen und zum Nachdenken. Besonders seine Darstellung des Kobolds Puck war faszinierend und beeindruckend. Die dynamische Bandbreite seiner Sprache, sein instinktsicheres Timing und seine charismatische Präsenz verliehen seinem Vortrag eine Einzigartigkeit, für deren Erleben jeder Zuhörer tief dankbar sein kann. Klaus Maria Brandauer war das absolute Zentrum dieser Veranstaltung. Aus ihm und durch ihn wurde der „Sommernachtstraum“ zum faszinierenden Erlebnis. Ein begnadeter Künstler, der sein Publikum in kürzester Zeit in seinen Bann zog und mitnahm, Shakespeares Welt hautnah zu spüren. Spielerische Illusion der Weltklasse, sie ließ die Poesie des Dichters ganz real erscheinen. Ein kostbares Geschenk!

Das Mozarteumorchester Salzburg musizierte die Schauspielmusik mit viel Raffinesse und engagiertem Elan. Die einzelnen Szenen wurden mit großer Klarheit und musikalischem Farbreichtum dargestellt. Die Solisten des Orchesters überzeugten mit ihren virtuosen Solopassagen, herausragend das strahlende Solo-Horn, die sie mit großer Präzision und Ausdruckskraft spielten. Besonders bemerkenswert war die harmonische Verschmelzung des Orchesters mit den Damen des Bachchors Salzburg, der mit seinem warmen und kraftvollen Klang einen gelungenen Beitrag zur Gesamtklangkulisse leistete. Chorleiter Michael Schneider hat seine Sängerinnen sehr gut vorbereitet. Die Chorstücke wurden mit Hingabe und passendem Ausdruck dargeboten. Die beiden Sopranistinnen Daria Strulia und Doris Maria Ritter gefielen mit lyrischer Stimmgebung. Andrew Manze verstand es ausgezeichnet, die vielfältigen Stimmungsverläufe mit dem Orchester zu gestalten. Seine Interaktion mit Brandauer war mustergültig.

Das Publikum in der Alten Oper Frankfurt war von Anfang bis Ende sehr angetan und belohnte die Mitwirkenden mit reichem Applaus. Im Mittelpunkt der Begeisterung stand völlig zu Recht Klaus Maria Brandauer. Das Zusammenspiel des Orchesters und Chors mit Klaus Maria Brandauer und Dirigent Andrew Manze war eine wahre Freude für die Sinne. Die Präzision, das musikalische Können und die tiefe emotionale Verbindung zu den Werken waren jederzeit spürbar und schufen ein einzigartiges Konzerterlebnis, das in Erinnerung bleiben wird. Dieser Abend in der Alten Oper Frankfurt war zweifellos ein Höhepunkt der Konzertsaison 2022/2023.

Dirk Schauß, 24. Mai 2023

Besuchtes Konzert in der Alten Oper Frankfurt am 23. Mai 2023

Franz Schubert                                  Sinfonie Nr. 7 h-moll „Die Unvollendete“ D759

Felix Mendelssohn Bartholdy           Schauspielmusik aus „Ein Sommernachtstraum“

 

Klaus Maria Brandauer, Sprecher

Daria Strulia & Doris Maria Ritter, Sopran

Bachchor Salzburg (Einstudierung: Michael Schneider)

Mozarteumorchester Salzburg

Andrew Manze, Leitung

 

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