Frankfurt: „CHRISTIAN TETZLAFF- SWEDISH RSO.-DANIEL HARDING“
Konzert in der AOF 20.05.2017
Pro Arte hatte zum Abo-Konzert Sol Gabetta geladen, doch die Cellistin befindet sich derzeit in der Baby-Pause und dafür sprang Christian Tetzlaff ein. Der renommierte Geiger hatte das „Violinkonzert“ von Antonin Dvorak im Programm.
Innerhalb weniger Wochen hatte ich das Vergnügen zwei namhafte Kolleginnen des deutschen Geigers mit demselben Werk zu erleben. Bar jeglicher romantischer Tongebung erschien mir die Bogenführung von Christian Tetzlaff, gestalterisch in allen Parametern, technisch markant profilierend begegnete der Violinist dem Werk. Das feingliedrige Innenleben des Allegro klang in meinen Ohren energetischer, die zauberhaften Melodien mit ihrem emotionellen Flair erschienen mehr in expressivem Licht. Der Bogen streichelte die Saiten weniger zärtlich eher männlich herb zupackend und somit erhielt das Adagio eine ganz andere und dennoch faszinierende Aussage.
Kantige Ecksätze lieferte Daniel Harding mit dem begleitenden Swedish Radio Symphony Orchestra und weitgehend gab, so hatte es zumindest den Eindruck, der Solist die rasanten Tempi vor. Virtuos, differenziert, in gewissem technisch versiertem Hochdruck erklang das finale Allegro giocoso gleich einem instrumentalen Feuerwerk, welches bei aller Hochachtung dennoch die spezifische musikalische Wärme vermissen ließ.
Der lange weniger euphorische Beifall des ausverkauften Hauses wurde mit dem brillant vorgetragenen „Presto aus der Violinsonate BB 124“ von Bela Bartok bedankt.
Nach der Pause brachten die schwedischen Gäste das Ballett „L´Oiseau de feu“ von Igor Stravinsky zu Gehör. Hatte ich bereits vor Jahren den Chefdirigenten des Swedish RSO Daniel Harding mit diesem Werk am Pult des London SO. erlebt, erfreute er wiederum mit einer vortrefflichen Interpretation. Frisch, spontan, draufgängerisch ließ Harding sein prächtig disponiertes Orchester aufspielen.
Zu Beginn webte Daniel Harding mit den musizierenden Streichern fein ziselierte Couleurs, rückte den einleitenden blühenden Kastcheis Zaubergarten in impressionistische Ravel-Nähe. Gekonnt dynamisch ausmusiziert steigerte der versierte Dirigent seinen qualitativen Klangkörper in archaisch rhythmische Steigerungen. Harding ließ in keiner Phase den Notentext nüchtern referieren, sondern jedes Detail des schillernden Notentextes in feinen Nuancen Morgendämmerung, Wiegenlied etc. in transparenter Musikalität erklingen. Die bezwingend orchestrale Balance und Aussage aller Instrumentalgruppen zur finalen Explosion des orgiastisch-entfesselten Furioso Höllischer Tanz löste natürlich beim Publikum überschäumende Begeisterung und lautstarke Zustimmung aus.
Gerhard Hoffmann