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FRANKFURT/ Alte Oper: CARMINA BURANA als Gastspiel der Philharmonie Brünn. Konzertant

27.04.2017 | Konzert/Liederabende

Frankfurt: „CARMINA BURANA“ – 25.04.2017

Solisten-Chor-Philharmonie Brünn-Leos Svarovsky (c) Pro Arte FFM.
Solisten, Chror, Philharmonie Brünn, Leos Svárovský. Copyright: Pro Arte FFM

Zentralpunkt des PRO ARTE – Konzerts  des Gastspiels  der Philharmonie Brünn in der Alten Oper war die konzertante Aufführung von „Carmina Burana“ (Carl Orff). Fortuna hatte es mit dem Komponisten gut gemeint, als sie ihm im Jahre 1937 einen Würzburger Antiquariats-Katalog zuspielte mit den mittelalterlichen Liedern und Gesängen aus dem Kloster Benediktbeuern. Orff war davon so fasziniert, dass er Teile dieser handfesten Liebes- und Saufgesänge umgehend vertonte.

Mächtig ließ der Dirigent Leos Svárovský den Philharmonischen Chor Brünn mit dem Eingangschor Fortuna mit dem rasant aufspielenden Orchester ertönen. In praller Lebenslust folgte die Frühlingsszene Primo vere,  mit der Spielfreude auf dem Dorfplatz  uff dem Anger frönte man den sinnlichen Begierden und der Völlerei.

Peter Mazalán entlockte seinem leichten Bariton so viel ironische Zwischentöne, ebenso inniges Zartgefühl – ein vergnüglicher Augen- und Ohrenschmaus. Im Mittelteil In Taberna klagte  der gebratene Schwan so herzzerreißend mitleiderregend, Jaroslav Brezina verlieh ihm dazu die hellen wehklagenden Tenortöne. Im Liebeshof dem Cour d´amours besang man die Spiegelungen der irdischen Liebe und Marie Fajtová huldigte Venus und Helena mit hymnischen silberhellen Sopranklängen.

Imposant in feinen Abstufungen vereinten sich die Fraktionen der vortrefflichen Chorgemeinschaft zu archaischer Musiksprache der höchst differenzierten Chor-Formationen.  Präzise, ausgewogen und klangschön begleitete die prächtig aufspielende Tschechische Philharmonie.

Einhellig-jubelnde Begeisterung des Publikums im ausverkauften Konzertsaal.

Eingeleitet wurde das spektakuläre Programm mit „Polowetzer Tänze“ (Alexander Borodin) und zwar in der Original-Chor-Fassung aus der Oper „Fürst Igor“. Die kreisenden Melodieverläufe in ihrer orientalisch-exotischen Aussage, den schimmernd flirrenden Farbmischungen, den ostinaten rhythmischen Synkopen verlieh Leos Svárovský mit der bestens disponierten Brünner Philharmonie besonders brillante Orchestrierungen. Den Reigen der nahtlos ineinander gehenden Tänze eröffnete das Lied der Mädchen welches den Zauber exotischer Ferne beschwört,  von den Chordamen herrlich intoniert. Gefolgt vom herb-kernigen Allegro vivo der Herren. In kaum zu überbietender Rasanz und rhythmischen Tonsteigerungen vereinten sich alle Gruppierungen zum virtuos-bizarren Abschluß.

Ebenso überzeugten die tschechischen Gäste und voll und ganz in ihrem Metier musizierend mit fünf „Slawischen Tänzen“ von Antonin Dvorak. Hatte der Komponist der ersten Achterreihe op. 46 bereits ihr unverwechselbares Gesicht gegeben, steigerte diese zweite Tanzreihe zu noch mehr spontaner Lebensfreude.

Poesieverwobene, elegische Töne charakterisieren tanzhafte Diesseitigkeit gleichsam und am deutlichsten in den Tänzen Nr. 1 + 8. Auffallend ist geradezu der überquellende, thematische Reichtum aus frei behandelten rondoartigen  Anlagen. Typisch folkloristische Tanzmuster sind eher in der Minderzahl (2) gilt der ukrainischen Dumka, ein Tanztyp welcher vom jähen Umschlag des Tempos lebt.  Elegant erhob sich (10) und von unbändigem feurigem Kolorit schloss sich (15) zum Finale an.

Der temperamentvolle Dirigent und sein vortrefflich effektvoll aufspielendes Orchester verstanden es vorzüglich auch die betont explizit sinfonischen Qualitäten die Kompositionen zu vermitteln. Die Publikumswirksamkeit war natürlich ungeheuer, das Auditorium sparte nicht mit lautstarker Begeisterung.

Gerhard Hoffmann

 

 

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