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FRANKFURT/ Alte Oper: 6. MUSEUMSKONZERT – Christopher Park/ Sebastian Weigle

19.02.2018 | Konzert/Liederabende

Frankfurt / Alte Oper: „6. MUSEUMSKONZERT – CHRISTOPHER PARK – SEBASTIAN WEIGLE“ – 18.02.2018

Zum 6. Abo-Konzert in der Alten Oper musizierte wiederum das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Sebastian Weigle zur Sonntag –Matinee, das Programm beinhaltete Werke von Schumann und Bruckner. Als Solist gastierte der deutsch-koreanische 1989 in Bamberg geborene und im Taunus aufgewachsene Pianist Christopher Park und glänzte mit dem „a-Moll Klavierkonzert“ von Robert Schumann.

Aristokratisch, emotional frei jeglicher Selbstdarstellung sitzt der 31-Jährige am Klavier und musiziert jugendlich-blühend im Ton mit exquisiten Phrasierungen als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Kraftvoll leitete der bescheidene Pianist das Allegro affettuoso ein, testete geradezu die artikulatorischen Finessen sensibel, die dynamischen Grenzwerte mit energischem Zugriff aus. Zielstrebig entfaltete sich das romantische Hauptthema zur orchestralen Begleitung. Park schien es dem Instrumentarium regelrecht „nach zu träumen“ um sodann besonders mit den Holzbläsern eine reizende Konversation zu führen.

Wie magisch entrückt erklang das Andantino, offenbarte mit jeder Note die beachtliche Reife des Pianisten, wirkte wie eine transzendentale Episode über verlorene Gefühlswelten. Anmutig entstand der Dialog zwischen Streichern und Klavier, welcher in die weiteren Instrumente übergriff und vermittelte prachtvolle Klangpoesie.

Seine ganz persönliche Note schenkte Park dem Allegro, argumentierte mit rhythmischen melodischen Kühnheiten und verhalf der phantastischen Aura dieser Musik in dichter ereignisreicher Interpretation zum individuellen Ausdruck. Sebastian Weigle mit dem begleitenden Orchester fand dabei nicht immer zu synchronistischer Harmonie.

Bravos sowie die herzliche Zustimmung bedankte der sympathische Pianist unter Einbezug von vier Orchester-Streichern mit dem 1. Satz aus dem „Klavierquintett“ (Schumann).

Ganze Busladungen hessischer Lungen-Sanatorien ballerten nach den Sätzen sowie der folgenden Symphonie unmanierlich drauf los, erschreckten Künstler und ließen selbst den Dirigenten innehalten. Thomas Quasthoff bat einmal während eines Liederabends um Ruhe – Christian Thielemann klopfte dereinst das Tristan-Vorspiel ab, winkte mit einem Taschentuch in die Menge – beide Hinweise fruchteten und Ruhe war! Eine entsprechende Ansage während kritischer Jahreszeiten wäre also durchaus legitim ja begrüßenswert.

Nach der Pause stand die „Siebte Symphonie“ von Anton Bruckner zur Debatte und ich wurde damit nicht so ganz glücklich, von Qualitätsschwankungen zur „Sechsten“ vor vier Tagen einmal abgesehen. Konträr formte Sebastian Weigle mit seinem Frankfurter Orchester den gesamten Ablauf dieses Werkes auf seine ganz spezielle persönliche Weise. Die Stabführung des etablierten Dirigenten wirkte in bestem Sinne routiniert und frei von allem was überflüssig den Ablauf des Werkes beinträchtigen könnte, sieht man von Einsätzen des Beckens, Pauke und Triangel einmal ab.

Auf Mittelwegen, welche jenseits von orchestralem Pomp mehr intellektuell verliefen, brachte Weigle mit seinem akkurat musizierenden Klangkörper Bruckners Mischklänge in aller Kraft zum Leuchten. Mich irritierten lediglich das überproportionierte An- und Abschwellen, die instrumentalen Abläufe beim Allegro und Finale, da ich´s aus vorherigen Interpretationen lediglich anders wahr nahm. Wohlkalkuliert erblühte jedoch die Schönheit des Adagio in feierlicher Melodik, in detailliert-homogener Klangpracht. Dynamische Tempi und bestens ausmusizierte Instrumentalfarben schenkte Sebastian Weigle dem Scherzo und rundete somit das musikalische Gesamtbild positiv ab.

Mit großer Begeisterung feierte das Publikum alle Beteiligten.

Gerhard Hoffmann

 

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