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FRANKFURT: ADRIANA LECOUVREUR. Wiederaufnahme

27.05.2018 | Oper


Angela Meade, Vincent Wolfsteiner. Foto: Barbara Aumüller

Frankfurt: „ADRIANA LECOUVREUR“ – WA 26.05.2018

Zur WA der „Adriana Lecouvreur“ (Francesco Cilea) präsentierte die Oper Frankfurt wiederum eine teils neue Sängerbesetzung zum wahren Augenschmaus der prunkvollen Kostüm-Ausstattung (Christian Lacroix), dem einfach lichtdurchfluteten Bühnendekor mit den elementaren Videobildern (Kaspar Glarner + Bibi Abel) sowie zur Darstellung der differenzierten Charaktere der Story (Vincent Boussard) gesellten sich noch zartschmelzende akustische Genüsse von besonders profund orchestraler Kulinarik.

Nun eilt der inzwischen international renommierten Angela Meade der Ruf exzeptioneller Interpretationen voraus, zum Rollendebüt der Adriana gastierte die Sopranistin nun hier am Hause und zeichnete die Titelheldin in darstellerischer Intensität. Vokal blieben allerdings im Vergleich mit meinen bisher erlebten Diven der Comédie-Francaise einige Wünsche offen, die Auftritts- Arie Io son l´umile ancella verlegte Angela Meade sogleich in dramatische Gefilde, blieb dieser Manier bis zum Finale treu. Lyrische Momente, Piani ergaben sich seltener, denn überwiegend schwang die Stimme mit den weniger klangvollen Obertönen in furiosen Verismo-Regionen.


Angela Meade, Tanja Ariane Baumgartner. Copyright: Barbara Aumüller

Auf hohen Qualitätslevel in allen Tonlagen bewegte sich dagegen Tanja Ariane Baumgartner als nymphomane Fürstin Bouillon und somit geriet das Duett der Rivalinnen zum absolut dramatischen Höhepunkt der Aufführung. Facettenreich in dunklen Tönungen, expansiven obertonreichen Ausbrüchen geprägt von exzellenter Musikalität portraitierte die Mezzosopranistin nuanciert die vielschichtige Figur. Zur höchst kultivierten Vokalise besitzt die Sängerin eine attraktive bühnenbeherrschende Persönlichkeit, avancierte quasi zur Idealverkörperung der unberechenbaren Rivalitäts-Furie und gewann mit dieser spektakulären Interpretation die höchste Publikumsgunst.

Soviel Frauenpower Paroli zu bieten oblag Maurizio, Pedant weiblicher Begierden beider Damen. Damit schien Vincent Wolfsteiner hinsichtlich mangelnder Vokalkraft schier überfordert, sein bestens erprobter Wagner-Tenor wirkte zuweilen indisponiert (?), ließ belkantische Kantilenen vermissen, matt klang das Höhenpotenzial und wurde mit dieser Leistung mit schwachem Applaus bedacht.

Baritonale Herzenswärme schenkte Davide Damiani dem unglücklich verliebten Michonnet, schönstimmig sang Peter Marsh den intriganten Abbé, mit sprödem Bass versah Magnus Baldvinsson den Fürsten. Ausgezeichnet fügten sich die Stimmen Karen Yuong (Jouvenot), Maren Favela (Dangeville), in männlichen Nebenrollen Daniel Miroslaw, Jaeil Kim, Anatolii Suprun sowie der bestens fokussierte Opernchor (Tilman Michael) in die Theaterturbulenzen.

Gingen der Titelheldin so manche Vokal-Emotionen abhanden verstand es Steven Slone am Pult des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters jene bestens zu offenbaren. Sensibel führte der umsichtige Dirigent den ausgezeichnet aufspielenden Klangkörper durch die lyrischen wie veristischen Bereiche der farbenreichen Partitur und schenkte der Aufführung trotz kleinen vokalen Schönheitsfehlern zumindest orchestral den absolut würdevollen Glanz.

Leistungsgerechte Honorierungen des Publikums.

Gerhard Hoffmann

 

 

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