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Flensburg / Deutsches Haus: HILARY HAHN

Schleswig-Holstein Musik Festival

25.08.2019 | Konzert/Liederabende

Die beliebte Urlaubsstadt am nördlichen Rand Deutschlands beheimatet nicht nur einige industrielle Weltmarktführer sondern liegt auch kulturell deutlich näher am Weltgeschehen als mancher südlich der Elbe glauben mag. Dieser Umstand ist nicht zuletzt dem Schleswig-Holstein Musik Festival zu verdanken, das in der Sommerzeit regelmäßig große Stars der Klassikszene in die Stadt an der Grenze zu Dänemark einlädt.

Das letzte dieser Flensburger Konzerte der aktuellen Saison fand vergangenem Samstag im so gut wie ausverkauften Deutschen Haus statt. Dirigent Omer Meir Wellber gastierte mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen in der Fördestadt und wurde ebenso gefeiert wie Hilary Hahn als Solistin des Abends.

Maximilian Ottos Werk „Contrapunctus I“, welches auf der Orchestrierung des Contrapunctus I aus J.S. Bachs „Kunst der Fuge“ basiert, bildete den Auftakt des dem Meister aus Eisenach gewidmeten ersten Konzertteils. Der Funke zum Publikum sprang nicht sofort über, aber man wurde langsam warm miteinander. Im Anschluss begann eine ganze Reihe von Höhepunkten.

Hilary Hahn spielte den Solopart in Johann Sebastian Bachs Violinkonzert Nr. 1 a-Moll und das Violinkonzert Nr. 2 E-Dur. Mit Bach begann ihre Weltkarriere und Bach begleitet sie auch heute noch. Es scheint, als wären die beiden sehr vertraut miteinander, denn Hahn spielt unverkünstelt und schnörkellos und doch mit einer den ganzen Saal durchströmenden Energie.

Zwischen den beiden Violinkonzerten gab das Orchester Aziza Sadikovas „Mirroring Contrapunctus for orchestra“. Dieses erst 2019 uraufgeführte Werk basiert auf dem Contrapunctus XII aus J. S. Bachs „Kunst der Fuge“ und faszinierte an diesem Abend insbesondere durch den Kontrast zur Barockmusik. In Teilen erinnerte die Musik an Walgesänge. Das Publikum goutierte die Darbietung mit starkem Applaus.

Ebenso faszinierte auch Omer Meir Wellber unter anderem mit solistischen Einlagen. Bei Bachs 1. Violinkonzert trat er bereits als Begleiter am Cembalo auf. Für das Publikum viel überraschender war schließlich sein Griff zum roten Akkordeon bei der ersten Zugabe der Violinistin. Gemeinsam mit Hahn gab er „Oblivion“, bevor die Amerikanerin sich schließlich ganz in sich gekehrt mit einer Bach-Sonate solistisch vom begeisterten Publikum verabschiedete.

In der Pause war die Arbeit für die zweifache Grammy-Award Gewinnerin noch nicht getan, denn sie signierte unermüdlich Eintrittskarten und CDs und stand auch für Selfies mit den Gästen zur Verfügung.

Nach der Pause kam die Qualität der Deutschen Kammerphilharmonie bei der vielschichtigen Interpretation der 3. Sinfonie von Franz Schubert besonders gut zur Geltung. Die Zuschauer erklatschten sich eine Zugabe, die Weilber gerne wieder am Akkordeon persönlich übernahm.

Nach weiteren Applaus-Orgien warf er sich schließlich das Sakko über die Schulter und marschierte von der Bühne.

Marc Rohde

 

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