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FLENSBURG/ Deutsches Haus: DORNRÖSCHEN

Gastspiel des „International Festival Ballet“

27.11.2023 | Ballett/Performance

Die bis vor einiger Zeit unter dem Namen „St. Petersburg Festival Ballett“ bekannte Company des International Festival Ballet macht an einem kalten Winternachmittag in Flensburg Station. Noch kurz vor Beginn der Veranstaltung hören die wartenden Besucher im Foyer das Orchester durch die noch geschlossen Türen proben. 

Vermutlich gab es für Musiker und Tänzer nur sehr wenig Zeit, sich auf die Raumverhältnisse im Deutschen Haus einzustellen. Am Vorabend gastierten die Künstler noch in Hamburg. Den Luxus, auf einer Tourneeproduktion ein Orchester dabei zu haben, ist kaum noch bezahlbar und umso dankbarer darf das Flensburger Publikum der Münchner Veranstalterin Irena Veres und ihrer Firma Ovation Events GmbH sein, die offenbar Wert auf eine große künstlerische Qualität legt und dem Kommerz, den man als privater Veranstalter ja zwingenderweise im Auge behalten muss, nicht alles andere unterordnet.

So bezaubert diese Produktion in einer Choreografie von Marius Petipa mit ihren etwa 40 mitwirkenden Tänzerinnen und Tänzern auch durch eine harmonisch und behutsam ausgewählte Besetzung, die eine hervorragende Ensembleleistung auf die Bühne bringt. Dem seit 2022 als künstlerischen Leiter agierenden Aleksei Bogutskyi ist sicher einiges davon zu verdanken. Die Kulissen bestehen,  wie bei reisenden Tanzproduktionen üblich,  aus schön bemalten Vorhängen und einigen wenigen physischen Ausstattungsutensilien, wie einem Thron und Stühlen. Dazu bezaubern die prachtvollen, farbenfrohen und aufwendigen Kostüme. (Ausstattung: V. Okunev)

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Szene aus Tschaikowskis „Dornröschen“ 

Strahlender Stern dieser Aufführung ist Elizaveta Bogutskaya als Prinzessin Aurora, die durch ihre enorme Bühnenpräsenz und ihre starke Ausstrahlung auch bis in die hinteren Reihen des Saales zu beeindrucken vermag. Mit einer bezaubernden Eleganz und sauberer Technik begeistert sie ihr Publikum. Unterstützt wird sie dabei nicht unwesentlich von Nikita Moskalets, der als Prinz Désiré seinerseits mit kraftvollen Sprüngen überzeugt. 

Des weiteren sind die Solisten Anastasia Miliachenko, Lorenzo Lodi, Mikhail Tkachuk und Elena Antsupova am Erfolg beteiligt, aber ich kann diese Namen leider keinen Rollen zuordnen. Die böse Fee Carabosse und der gestiefelte Kater mit seiner weißen Katze hinterlassen dabei die stärksten Eindrücke. Auch das Corps de Ballet bezaubert und agiert, wie anfangs schon erwähnt, sehr homogen und harmonisch. 

Das Hungary Festival Orchestra unter der Leitung von Normunds Vaicis, der auch regelmäßig an der Lettischen Nationaloper Riga dirigiert, begleitet das Geschehen auf der Bühne weitestgehend tadellos. Kleinere Unsauberkeiten werden durch die elektronische Verstärkung, die im Flensburger Saal meines Erachtens gar nicht nötig gewesen wäre, leider deutlich hörbar. Glücklicherweise ist über weite Strecken ein sehr natürlicher Klang zu vernehmen. 

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Begeisterter Schlussapplaus im Deutschen Haus in Flensburg

Das International Festival Ballet hebt sich deutlich gegenüber anderen Tourneeangeboten ab und wird zum Schluss mit stehenden Ovationen verabschiedet. 

Marc Rohde

 

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