Filmstart. 11. April 2025
WORKING MAN
A Working Man / USA / 2025
Regie: David Ayer
Drehbuch: Sylvester Stallone und David Ayer
Mit: Jason Statham, Maximilian Osinski u.a.
Besser als Schneewittchen?
Filme mit Jason Statham finden im allgemeinen keine besondere Beachtung. Man weiß, was von ihnen zu erwarten ist, solide Action, nicht mehr. Diesmal machte „A Working Man“ in den USA allerdings Schlagzeilen der besonderen Art, die tatsächlich bemerkenswert sind. Denn ein B-Movie dieser Preisklasse hat einen Film geschlagen, den Disney als großen Hit in die Kinos bringen wollte – „Schneewittchen“, einst in der Zeichentrick-Form einer der absoluten Klassiker des alten Walt. Aber nun schwimmt der Konzern ja schon seit einiger Zeit auf der Wokeness-Welle – und machte aus dem „schneeweißen“ Prinzesschen eine herzige Latina, aus den Zwergen skurrile Typen, und Gal Gadot ist auch nicht der Star-Name, der als böse Stiefmutter Publikum ins Kino locken konnte. Kurz, Jason Statham in einem ganz normalen Krimi hebelte das „Schneewittchen“ glatt aus. Nun könnte man vermuten, dass Trump-Wähler dessen Feldzug gegen Wokeness auch an der Kinokasse unterstützen, aber ganz dürfte dem Präsidenten der Film aus nahe liegenden Gründen doch nicht gefallen – denn die Bösewichte sind Russen… Und wie gut Freund Trump mit Putin ist – was Genaues weiß man nicht. Ändert sich bekanntlich auch täglich…
Jason Statham also, der ehrenwerte Mann fürs Grobe. Einst „Bruce Willis für Arme“ genannt (und dessen Schmäh und Charme nie in die Nähe kommend), ist er heute einer der ganz wenigen, die Action-Filme dieser Art noch tragen können (dass er auf die 60 zugeht, sieht man wirklich nicht). Früher hätte wohl auch Sylvester Stallone dergleichen gespielt, aber der wirkt nur noch beim Drehbuch mit, weil er weiß, dass Oldies auf der Leinwand einzig gewünscht sind, wenn sie sich über sich selbst lustig machen…
Jason Statham also, ein solider Levon Cade mit weißem Helm, beaufsichtigt einen Bautrupp und seine kleine Tochter Merry (Isla Gie). Freilich, wer ihn kennt, sagt ihm ins Gesicht „You are a killer“, aber das will er nicht mehr sein. Bis er es muss, weil Jenny (Arianna Rivas), die Tochter seines Chefs Joe Garcia (Michael Peña), entführt wird. An diesem Teenager wird jungen Mädchen übrigens ein heutiges Frauenbild vorgeführt – angesichts der Katastrophe nicht jammern, sondern nachdenken und gegebenenfalls kämpfen… (weg mit der Opfer-Rolle!)
Was nichts daran hindert, dass Levon Cade alte Kontakte aktivieren muss, um das Mädchen zu finden. Die Bösewichte sind die russische Mafia die lukrativen Menschenhandel betreiben, hübsche Mädchen an Meistbietende verkaufen – und auch noch persönliche Abrechnungen mit Cade tätigen wollen. Maximilian Osinski spielt den Chef in cooler Maßanzug-Oligarchen-Pose. Regisseur David Ayer sorgt dafür, dass die Geschichte läuft und läuft und läuft.
Wenn er nicht mit kompletter Rücksichtslosigkeit seine Gegner killt (es sind die „Bösen“, also findet man sich als Publikum damit ab), ist Statham als Levon Cade ruhig, wortkarg, besonnen und gewissermaßen unbeweglich unterwegs (wie es die Franzosen von Gabin bis Delon, allerdings auf weit höherem Niveau, oft vorgemacht haben). Filme wie diese zeichnen sich nie durch übersichtliche Dramaturgie aus, bieten aber von Zeit zu Zeit die brutale Action, so dass das Interesse nicht einknickt.
Für den weiblichen Teil des Publikums, falls sie nicht ohnedies ganz hart gesotten sind und Familienrührung nicht brauchen, gibt es die liebevollen Szenen mit seiner kleinen Tochter, ohne dass sie allzu kitschig ausfallen. Und dass Cade das entführte Mädchen zurück bringt und dabei viele üble Gestalten am Weg liegen bleiben… Ehrensache. Darum geht es schließlich.
Renate Wagner