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Film: UNKNOWN USER: DARK WEB

05.12.2018 | FILM/TV, KRITIKEN

Filmstart: 6. Dezember 2018
UNKNOWN USER: DARK WEB
USA / 2018
Regie: Stephen Susco
Mit: Colin Woodell, Betty Gabriel, Rebecca Rittenhouse u.a.

Es ist eine fraglose Tatsache, dass sich für viele Menschen der Großteil ihres Lebens vor dem Computer und mit dem Smartphone abspielt. Neulich las man von einer App, die ermöglichen soll, dass viele Leute, jeder bei sich zuhause, sich eine Serie ansehen und dabei zeitgleich ihre Kommentare abgeben – auf die Uralt-Methode, dass sich einfach ein paar Gleichgesinnte auf Sofas und Fauteuils verteilen, zusammen gucken und live ihre Gedenken austauschen, kommt man offenbar gar nicht mehr…

Ähnlich ist die Situation im zweiten Teil des Films „Unknown User“, der sich – wie jüngst auch „Searching“ – ausschließlich in den sozialen Medien abspielt und nichts mehr „in echt“ zeigt. Da hocken ein paar jugendliche Freunde an ihren Computern und chatten, vermutlich eine wöchentliche fixe Skype-Verabredung. Die drei beteiligten Männer sind allein in ihren Wohnungen, die zwei Frauen (Betty Gabriel und Rebecca Rittenhouse) sind ein lesbisches Pärchen und zusammen. Und am Rande ist auch noch Amaya dabei, die gehörlose Freundin von Matias (Colin Woodell), und das Interessante daran ist, nebenbei bemerkt, dass die exotische Darstellerin Stephanie Nogueras tatsächlich gehörlos ist…

Um Amayas willen hat sich Matias einen neuen Computer beschafft – wie, das wird nicht ganz klar. Tatsache ist, dass er daran herumfummelt, um ein Programm zu erarbeiten, damit er Amayas Zeichensprache verstehen kann… und wie er so von einer Ebene zur nächsten springt, ist er auf einmal in jener geheimnisvollen Welt, die alle nur mit Schaudern nennen, als ob dort der wahre Realhorror stattfände (er tut es wohl auch) – er ist im Dark Net. Auf das wir alle so neugierig sind, dass man sich einen Film wie diesen ansieht, in der Hoffnung, wirklich etwas zu erfahren.

Was dann passiert, marschiert aber sehr schnell in den ganz obligaten Horror, der von Stephen Susco (zu eigenem Drehbuch) ohne sonderlichen Ideenreichtum inszeniert wird. Zuerst sieht man nur Böses, das die anderen machen. Dann blickt gewissermaßen das Böse zurück und nimmt die beteiligten Freunde aufs Korn… Man verrät nichts Unerwartetes, wenn man andeutet, dass dergleichen vielleicht nicht so leicht zu überleben ist. Dass die „kleinen Negerlein“ immer weniger werden. Dass man Todesangst um die anderen und sich selbst hat… Und dass das Böse siegt. Immer. Schon gar im Netz.

„Unknown User“ war vor drei Jahren überhaupt der erste Film dieser Art („Desktop-Thriller“ in Echtzeit), nun ist „Unknown User: Dark Web“ die Fortsetzung, und sobald man begreift, dass hier nicht das Besondere, sondern nur das Übliche abläuft, ist es nicht mehr so interessant. Einen nächsten Film dieser Art sieht man sich vielleicht nicht mehr an…

Renate Wagner

 

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