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Film: THUNDERBOLTS*

Superhelden light

02.05.2025 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 1. Mai 2025 
THUNDERBOLTS*
USA  /  2025
Regie: Jake Schreier
Mit: Florence Pugh. Lewis Pullman,Julia Louis-Dreyfus u.a.

Superhelden light

Wenn ein System nicht mehr funktioniert, muss man es ändern. Nach Jahrzehnten der Triumphe haben die Marvel-Figuren an der Kinokasse nicht mehr die Erwartungen erfüllt, egal, wie man sie drehte und wendete. Nun hat Disney, zuletzt bekannt für seine kassengiftigen Fehlentscheidungen (siehe „Schneewittchen“), einmal auf das richtige Pferd gesetzt. Wenn die zu Tode gepushten „Avengers“ nicht mehr ziehen, könnte man halt (und das ist ja auch politisch korrekt, woke und brav) auf die Underdogs setzen. Und siehe da, mit dem „Thunderbolts*“ (das Sternchen für den weiblichen Anteil?) funktioniert es. So gute Kritiken hat seit Jahr und Tag kein Avengers-Film mehr bekommen.

Also nicht Iron Man und Spider Man, Hulk oder Thor, oder welche der Superhelden bei Marvel sonst unterwegs waren  (Superman und Batman gehören den konkurrierenden DC Comics), sondern die Randfiguren. Yelena Belova hat man schon 2021 im Kino getroffen. Damals war sie neben der Black Widow von Scarlett Johansson deren kleine Schwester – schon damals gespielt von der Britin Florence Pugh (die einst als Lady Macbeth der Leinwand schlagartig berühmt geworden ist).

Nun ist diese Velena nicht nur depressive Berufskillerin, sondern auch die Hauptfigur der Schar, die sich nach und nach unter der Bezeichnung  „Thunderbolts*“ zusammen findet und die eine geradezu moderne Ansammlung gestörter Charaktere darstellen, die mit ihren (Comic-)Superfähigkeiten gar nicht glücklich sind. So unsicher und problematisch, wie die Yelena der Florence Pugh drein sieht, ist sie geradezu eine unzufriedene Frau von heute, mit der man mitfühlen kann.

Neben ihr ist der unglückselige „Bobby“ der von allen geliebte Antiheld der Geschichte, der mit bemerkenswerten Kampffähigkeiten, aber schwer geschädigt aus einem Programm der USA hervorgegangen ist, Supersoldaten zu züchten. Lewis Pullman ist so hübsch wie sein Vater Bill Pullman, den man ja auch von der Leinwand kennt, aber facettenreicher und hintergründiger als dieser. Ein wirklich netter Mensch, der selbst als unbesiegbare Kampfmaschine noch lächelt – das aber durchaus nicht will. Neben ihm und Velena führen die anderen allerdings ein Leinwandleben in der zweiten bis dritten Reihe.

Ganz vorne steht nur die „Bösewichtin“, eine CIA-Direktorin mit dem pompösen Namen Valentina Allegra de Fontaine (auch sie schon in anderen Marvel Filmen vertreten), die von Julia Louis-Dreyfus unverkennbar im Look von Karmala Harris gespielt wird und eine souveräne Intrigantin erster Ordnung ist. Nachdem es ihr nicht gelingt, ihre Schar von Losern, die eigentlich einander ausschalten sollten, los zu werden, weil diese sich im Lauf des Films zusammen schließen, erklärt sie sie flugs zu den neuen Helden…

Man hat diese Comic-Helden  meist (nicht immer ausreichend, aber doch) mit Humor und Selbstironie angepackt, und darauf setzte auch Regisseur Jake Schreier. Doch selten ist ein Marvel-Film mit so wenig Bombastik und so leichter Hand daher gekommen, und wenn auch alle Charaktere mit ihren Problemen belastet sind, so bekommt man all das nicht triefend serviert. Action-Szenen fehlen nicht, und bei den sich überschlagenden Lastwägen in der Wüste fragt man sich, wie so etwas gemacht werden kann, denn aus dem Computer ist es angeblich nicht gekommen. Vielleicht fühlt sich das Ganze deshalb so lebendig und sogar sympathisch an.

Renate Wagner

 

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