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Film: THE WOMAN KING

04.10.2022 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 6. Oktober 2022 
THE WOMAN KING
USA  /  2022 
Regie: Gina Prince-Bythewood
Mit: Viola Davis, Thuso Mbedu, John Boyega u.a.

Ein Film über eine weibliche, noch dazu schwarzafrikanische Kriegertruppe – das könnte leicht die Erwartung wecken, es handelte es sich um eine Comic-Verfilmung à la „Black Panther“. Nichts ist dem Film „The Woman King“ ferner. Es handelt sich um eine historisch verbürgte Geschichte aus dem 19. Jahrhundert im traditionsreichen Königreich Dahomey (das heute Benin heißt und seine kulturelle Größe nicht zuletzt durch die derzeit so umstrittenen Benin-Bronzen demonstriert, die aus europäischen Museen in ihr Ursprungsland zurückwandern).

Das Königreich von Dahomey, das eine gnadenlos patriarchalische Gesellschaftsordnung darstellte, würdigte ihre weibliche Kriegerinnen-Truppe zwar, aber das bedeutete nicht, dass der Kampf um weibliche Emanzipation hier gewonnen gewesen wäre – und schon gar nicht, dass Menschen brutal als Sklaven verkauft wurden.

Regisseurin Gina Prince-Bythewood thematisiert in ihrem (mit zweieinviertel Stunden Laufzeit ein wenig überlangen)  Film doppelte Problematik. Einerseits die Situation jener Frauen, die sich entschlossen hatten, „schwarze Amazonen“-  Agojie genannt -. zu werden, mit Verzicht auf Heirat und Kinder, mit gnadenloser Ausbildung und einer Härte im Kampf, die es jederzeit mit den Männern aufnehmen konnte.

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Aber am Schicksal der Anführerin, der Generalin Nancisca (Viola Davis), zeigt sich nicht nur die Mühe, die es kostete, die Frauen, nachdem sie harte Auswahlkriterien durchlaufen haben, auszubilden, zu disziplinieren („Allein seid ihr schwach und werdet getötet werden“) und zusammen zu halten, sondern auch viele individuelle Schicksale.

Das immer schnippische und bildhübsche Waisenkind Nawi (Thuso Mbedu) steht für die selbstbewussten jungen Kämpferinnen, die nichts ungefragt hinnehmen. Diese Nawi, die Nancisca aufgenommen hat und die sich – zu niemandes Überraschung, das ist kein Spoiler – letztendlich als ihre Tochter herausstellt, bringt die persönliche Tragödie der an sich kinderlosen Frauen zur Sprache, die Frage unterdrückter Mutterinstinkte, selbst wenn die Tochter ein Produkt einer Vergewaltigung durch einen feindlichen Fürsten war, den es nun wieder zu bekämpfen gilt. Und Nawi fühlt sich von einem jungen Mischling (Jordan Bolger), der zwischen den Welten pendelt, durchaus angezogen, was ja nun einmal nicht erlaubt ist…

Daneben aber stellt sich die Frage des  Sklavenhandels, wobei die Opfer nicht nur (wie man es etwa in „Roots“ gesehen hat) von den Weißen gejagt, eingefangen und verschleppt wurden. Hier macht der König von Dahomey. Ghezo (John Boyega), gegen den scharfen Protest der Frauen gnadenlos Geschäfte und verkauft seine Untertanen, Männer verhandeln die Frauen ihrer Familie gegen harte Münze. Da wird vieles von dem Schmerz der Opfer, die weggeschleppt werden, vermittelt.

Psychologie der Kriegerinnen und soziologische Analyse werden von unglaublich brutalen Schlacht- und Kampfszenen konterkariert, die Zweifel aufkommen lassen, ob es erstrebenswert ist, dass Frauen so blutig und gnadenlos agieren wie Männer… Kann man die Gleichberechtigung auch zu weit treiben?

Aber die Kriegerinnen singen und tanzen auch nach den typisch afrikanischen Rhythmen – so schön und gefällig, als täten sie es für Touristen von heute. Das ist, recht häufig eingesetzt, ein gefälliger Aufputz für einen Film, der sein Thema nicht verschenkt.

Renate Wagner

 

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