Filmstart: 6. April 2023
THE POPE’S EXORCIST
USA / 2023
Regie: Julius Avery
Mit: Russell Crowe, Daniel Zovatto, Franco Nero u.a.
Als Nicht-Katholik tut man sich schwer dabei, an „Teufelsbesessenheit“ zu glauben. Andererseits ist die Katholische Kirche weder dumm und naiv noch leichtgläubig, sonst hätte sie es nicht so weit gebracht Wenn sie Tonnen von Material aus den Jahrtausenden ihrer Geschichte über Besessenheit und in der Folge Exorzismus besitzt, muss etwas dran sein – mehr, als die üblichen Horror-Filme bieten.
Die Geschichte vom „Exorzisten des Papstes“ ist schon deshalb anders als die üblichen Kino-Angebote zu dem Thema, weil sie auf einer echten Person und deren selbst geschilderten Erfahrungen basiert. Gabriele Amorth (1925-2016) war der „Star“ der Exorzisten-Szene, hoch geschätzt auch von Papst Benedikt XVI., fest überzeugt von der Realität des „Bösen“, das sich in besessenen Menschen manifestierte. Er hatte auch Gegner in der Kirche (der Film zeigt das in einigen Szenen), aber seine Erfolge sprachen für ihn.
Dieser Pater Gabriele ist wieder einmal eine große und ideale Rolle für Russell Crowe, der zwar viel seiner „Gladiator“-Attraktivität eingebüßt hat, aber nichts von seiner überwältigenden Persönlichkeit. Wo es gilt, innere und äußere Stärke zu zeigen, wird man ihm immer glauben. Dabei gibt er den Pater privat ganz locker (wenn er auf seiner Vespa dahinbrettert), kein wilder Fanatiker, nur ein Man, der überzeugt ist von dem, was er tut, und der immer auf Gott setzen wird anstelle des Teufels.
Im Mittelpunkt des Films steht der echte Fall eines kleinen Jungen in Spanien (Peter DeSouza-Feighoney), der sich auf das grauenvollste verwandelt, wenn der „Dämon“ in ihn hinein fährt. Schade, dass das Geschehen, das bis dahin das Thema ernst zu nehmen scheint, dann von Regisseur Julius Avery in die übliche Horror-Schiene geführt wird, die man von zu vielen (und viel schlechteren) Exorzismus-Filmen kennt – aber das geht eben nicht anders. Dass die Besessenen mit dunkler, hässlicher Stimme krächzen, dass sie sich optisch in Monster verwandeln, dass sie schweben und auf Zimmerdecken klettern können und vor allem alles mit übermenschlichen Kräften zerstören, was ihnen die Quere kommt – ist das Klischee oder ist das einfach die übliche Manifestation dessen, was da geschieht?
Immerhin gibt es atemberaubende Szenen, wenn der Dämon mit Pater Gabriele diskutiert und die beiden sich ihre Kräfte entgegen schleudern. Wichtig ist auch, dass Pater Gabriele in dem dortigen jungen Priester Esquibel (Daniel Zovatto) einen starken Mitstreiter findet. Und in den Szenen, die parallel im Vatikan spielen, blättert ein weiß gekleideter Papst (der 80jährige Franco Nero) verzweifelt in alten Dokumenten, um darauf zu kommen, dass es diesen speziellen Dämon schon seit Jahrhunderten gibt und der Vatikan versäumt hat, etwas gegen ihn zu unternehmen.
Nun, wozu hat man Pater Gabriele, der ganz schön (und das im vollsten Wortsinn) herumgebeutelt wird, bevor er und sein Kollege endlich siegen (in diesem Fall zumindest). Im Vatikan angekommen, werden sie vom Papst auf neue Missionen geschickt. „Gehen wir an die Arbeit“, sagt Pater Esquibel. „Gehen wir in die Hölle“, antwortet Pater Gabriele. Die hat man hinter sich, wenn man aus dem Kino kommt. Glücklicherweise ohne das schlechte Gefühl, wieder einmal billigem Horror aufgesessen zu sein.
Renate Wagner