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Film: THE NEW MUTANTS

08.09.2020 | FILM/TV, KRITIKEN

Filmstart: 10. September 2020
THE NEW MUTANTS
USA / 2020
Drehbuch und Regie: Josh Boone
Mit: Anya Taylor-Joy, Maisie Williams, Charlie Heaton, Blu Hunt, Alice Braga u.a.

Weit mehr als über den Film selbst haben sich Journalisten die Finger wund geschrieben, um die Schwierigkeiten bei der Entstehung der „New Mutants“ zu schildern – ein Film, der auch durch die Übernahme des ursprünglichen Produzenten Fox (die verstorbene „Twentieth Century Fox“) durch Disney entstanden ist, wo man nicht wusste, was man mit dem Projekt anfangen soll. Und das sieht man ihm an. Denn auch der Zuschauer weiß nicht recht, was er seinerseits mit dem Film anfangen soll.

Im Grunde ist es reiner Etikettenschwindel, denn niemand hätte dieser schwachen Teenager-Geschichte auch nur das geringste Interesse entgegen gebracht, wäre da nicht der Bezug zu den „X-Men“ hergestellt worden – immerhin ein noch funktionierendes Franchise, zumindest als Begriff. Selbst, wenn man sich nur en passant mit diesem „Marvel Universum“ (wie es in der Werbung heißt) befasst, erinnert man sich an Patrick Stewart als Professor X und Ian McKellen als Magneto, desgleichen an Persönlichkeiten wie Hugh Jackman als Wolverine oder Halle Berry als Storm. Auch als eine nächste Generation übernahm, war das mit James McAvoy (Charles Xavier) oder Michael Fassbender (Erik Lehnsherr) hochgradig besetzt und nur bedingt blöd.

Dann ging es allerdings bergab, und mit „New Mutants“ ist man ziemlich am Boden angelangt. Denn es ist billig, einen Teene-Horror in diese Welt reinzuquetschen. Denn auch wenn die jungen Mutanten ein paar übernatürliche Fähigkeiten haben – das wahre X-Men Feeling stellt sich nie ein.

Da sind sie also, die Teenager – Magik, die Russin mit telepathischen Fähigkeiten, (Anya Taylor-Joy), Wolfsbane, die Schottin, die sich verwandeln kann (Maisie Williams), Cannonball, der brave American Boy mit „explosiven“ Fähigkeiten (Charlie Heaton), und der Brasilianer Sunspot (Henry Zaga) – falls man sich auf die wenig interessanten Figuren einlässt, wobei die Mädels dominieren.

Sie alle sind eingesperrt in einer Klinik, einem Krankenhaus, was immer, um sie unter Kontrolle zu halten. Die Ärztin Dr. Cecilia Reyes (Alice Braga) tut so freundlich und beschützend, dass man auf den ersten Blick weiß, dass diese hinterhältige Hexe  es faustdick hinter den Ohren und sicher nichts Gutes vor hat…

Alle Teenager, die manchmal wie Jungtiere herumtoben, haben eine düstere Vergangenheit, über die sentimental herumgelabert wird, und in wackligen Bildern kriegt man die erschreckenden Flashbacks in ihre Erinnerungen mit: Nebelschwaden, schauriges Gekrächze, wummernde Musik – die üblichen Ingredienzien.

Weil sie nichts anderes zu tun haben, gehen sie auf einander los, bis die Mutantin Danielle „Dani“ Moonstar (Blu Hunt) dazu kommt – und dann wird alles noch viel schlimmer. Man weiß ja, wie junge Leute sind, wenn sie sich nicht leiden können. Allerdings müssen sie langsam erkennen, dass sie hoffnungslos weggesperrt sind und man versucht, ihre Fähigkeiten für böse Zwecke zu manipulieren. Da merken sie, dass sie gemeinsam stärker sind… und wenn sie sich dann endlich befreit haben (wobei auch noch Monster hinter ihnen her waren), was dann?

Dann wissen wir noch immer nicht, was zum Teufel das Ganze ehrlicherweise mit den X-Men zu tun hat. Außer, dass man den Begriff zu Werbezwecken gedreht und gewendet hat. Man weiß ja, wie das ist mit dem „Verkaufen“ – jeder Trick, jeder Schmäh ist recht… bloß der schmale Teenie-Horror funktioniert nicht, egal, welches Mäntelchen man ihm auch umhängt.

Renate Wagner

 

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