Filmstart: 7. Februar 2020
THE LODGE
USA, GB / 2020
Drehbuch und Regie: Veronika Franz & Severin Fiala
Mit: Riley Keough, Jaeden Lieberher, Lia McHugh, Richard Armitage, Alicia Silverstone u.a.
Die Atmosphäre ist beklemmend. Eine hoch verstörte Mutter (Alicia Silverstone) bringt ihre beiden Kinder, der Sohn vielleicht 16, die Tochter vielleicht 13, zu dem Mann, von dem sie getrennt lebt. Der teilt ihr mit, dass sie die Scheidung nun endlich finalisieren sollten, denn er möchte seine Freundin heiraten. Und dann die Katastrophe…
Sechs Monate später leben die Kinder beim Vater, der nun endlich Nägel mit Köpfen machen will. Beim Winterurlaub in einem einsamen Haus sollen Grace, die Neue, und Aidan und Mia einander endlich näher kommen. Papa fährt zurück zur Arbeit, am Wochenende ist er wieder da. Allein sollen sich die drei besser kennen lernen.
Klar, das ist eine Horrorfilm-Situation, zumal wenn das fragliche Haus – die titelgebende „Lodge“ – ein so prächtiger, riesiger und notabene furchterregender Holzbau ist. Und so, wie die Kamera durch leere Flure fährt, ist schon klar: Man soll sich recht, recht fürchten…
Veronika Franz und Severin Fiala, die mit „Ich seh ich seh“ 2014 schon einen richtig grauslichen Film gedreht haben (in dem Kinder auch eine große Rolle spielen), konnten für dieses Projekt immerhin britisch-amerikanische Produzenten interessieren. Gewiß, es ist kein teures Produkt, wenig mehr als ein Schauplatz, wenige Darsteller und kein echter Star darunter. So ein feiner, kleiner Horror-Film der B-Klasse hätte da heraus kommen können.
Tatsächlich aber hat die Geschichte, die mäßig spannend verläuft, kaum eine originelle Idee. Sie arbeitet sich auf die mit Gelassenheit erwartete Schlußpointe mit den absolut obligaten Mitteln zu. Man weiß auch gleich, wo „gut“ und „böse“ ist. Grace (Riley Keough, Elvis Presleys sehr hübsche Enkelin – das hat sie von Priscilla) ist vom ersten Augenblick an, wenn sie ins Auto steigt, ein liebenswertes Geschöpf, das nur das Beste will. Sie liebt Richard (Richard Armitage – in „The Hobbit“ sah er interessanter aus, hier ist er ein ganz normaler, geplagter Mann, um Familienfrieden bemüht), und sie weiß, dass sie mit seinen Kindern zurecht kommen muss. Sie hält sich quasi an ihrem süßen, kleinen, weißen Hündchen fest – und versucht es.
Die Kinder – ja, die gefallen einem weniger. Sicher, sie geben der neuen Frau die Schuld am Tod der Mutter, einfach ist es für sie nicht. Aber Aidan (Jaeden Lieberher, auch als Jaden Martell geführt, was irritiert, aber jedenfalls einer der Jungs aus dem „Es“-Horrorfilm) schaut gar zu feindselig drein, und die kleine Schwester Mia (Lia McHugh) tut, was er sagt und fürchtet sich. Also – Feindseligkeit.
Es ist nicht schwer zu erraten, was los ist, wenn seltsame Dinge passieren. Von Grace erfährt man, dass sie die Überlebende einer Sekte ist, psychisch labil und gänzlich von ihren Medikamenten abhängig. Dass es Folgen hat, wenn diese plötzlich nicht mehr da sind, dass sie sich Übersinnliches einreden lässt, schließlich vermutlich tatsächlich überschnappt – wen wundert’s?
Natürlich braucht ein Film wie dieser eine grausige Schlußpointe, es gibt sogar zwei, aber auch daran sieht man, wie einfach diese Geschichte gestrickt ist, die durch etwas aufgeblasene Kameraarbeit und Musik und Geräusche „grauslich“ gemacht werden soll. Schade um die Lodge, das Gebäude nämlich: Wenn da nette Leute zusammen kämen, könnte es darin echt gemütlich sein.
Renate Wagner