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Film: THE LAST SHOWGIRL

Mutig in die neuen Zeiten

19.03.2025 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 20. März 2025
THE LAST SHOWGIRL
USA  /  2024
Regie: Gia Coppola
Mit: Pamela Anderson, Jamie Lee Curtis u.a.

 Mutig in die neuen Zeiten

Einst stellte sie selbstbewusst ihren Körper aus, strotzend vor Weiblichkeit und Sexualität. Heute ist sie eine unscheinbare ältere Frau, auf die niemand einen zweiten Blick werfen würde. Das Schicksal des einstigen Neunzigerjahre- Baywatch-Superstars  Pamela Anderson (57)? Jedenfalls das Thema des Films „The Last Showgirl“, in dem sich viele Klischees und Wahrheiten mischen…

Showgirl – ehrlich, das klingt nach einem Horrorberuf. Mit Federn aufgeputzt  und falschen Steinen behängt wie Zirkuspferde vor einer drögen Zuschauermasse in Las Vegas herum zu hopsen. Wer möchte das schon? Erstaunlicherweise viele, wenn man dem Film (bzw. dem Drehbuch von Kate Gersten) glauben will. Junge Frauen, aber auch ältere, die noch dabei sein dürfen, weil sie eben Urgestein sind und nicht jeder hartherzig genug ist, ihnen gleich einen Tritt zu geben, finden eine Art Erfüllung in dem falschen Glanz und Glamour, der sie da umgibt. Sie fühlen sich tatsächlich glücklich in der selbst gewählten Funktion einer „Ambassador for style and grace“… Und mit der richtigen Schminke, dem richtigen Outfit und der nach wie vor passenden Figur machen auch noch die älteren etwas her – wenn man nicht so genau hinschaut. In der Garderobe allerdings sind nur die jungen Frauen auch hübsch…

Das Problem des Altwerdens wird immer virulenter, je mehr Menschen alt werden und je mehr Schauspieler und Schauspielerinnen nicht bereit sind, sich deshalb abschieben zu lassen. Demi Moore hat jüngst intelligent, kritisch und richtigerweise auch horrormäßig in dem Film „The Substance“ über den Verjüngungswahnsinn berichtet. Pamela Anderson zeigt nun, wie hoffnungslos es ist, in einer noch immer auf „jung und schön“ programmierten Welt seinen Platz zu finden.

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Die 57jährige Schauspielerin erleidet als Mittfünfzigerin Shelley ein „ganz normales“ Schicksal, als die Leitung des Casinos, in dem sie auftritt, beschließt, die Girlie-Truppe durch Tiger zu ersetzen, das ist vielleicht spektakulärer. Was aus den Tänzerinnen wird – Schulterzucken, auch wenn Shirley einen Boss hat, der sich wirklich um sie bekümmert. Die jungen Frauen haben es leichter, die finden schon noch was. Aber als Shirley zu einem Casting für ein Musical geht, überzeugt, dass ihre jahrzehntelange Erfahrung als Tänzerin und ihr Wissen um das Showbiz doch honoriert werden müssen, bekommt sie harte Worte. Das, was sie kann, war nur interessant, als sie auch noch jung und schön war. Ihre Erfahrung kann sie sich sonstwohin stecken (ganz so brutal wird es nicht ausgedrückt, aber das ist die Botschaft).

Pamela Anderson spielt diese Shelley bemerkenswert, weil sie nicht dick aufträgt. Man glaubt ihr, so filigran sie heute wirkt, dass sie auch mit diesem Schicksalsschlag nicht untergehen wird.  Ihr „Künstlerinnen“-Schicksal wird leider allzu kitschig mit der üblichen Familien-Tragik vermengt, ihre erwachsene, selbständige, total entfremdete Tochter (Billie Lourd) ist nicht sehr entzückt, wenn die Mutter, die nie für sie da war, nun im Alter Gefühle entwickelt, für die es wahrscheinlich zu spät ist…

Na, ein kleines, versöhnliches Happyend blinzelt vielleicht noch in dem Film von Gia Coppola (einer Enkelin von Francis Ford, die Familie ist in der Filmbranche ja wirklich sehr aktiv) vielleicht doch noch durch. Es ist Frauenkino, was sie macht, aber nicht von der schlimmsten Sorte. Und wenn man sieht, wie sich Jamie Lee Curtis in die Rolle einer alten, lauten, unverwüstlichen, hinreißenden Ex-Diva hinein hängt, wird da unerschütterliche Frauen-Power gefeiert. Keine Spur von Resignation!

Renate Wagner

 

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