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Film: THE INSPECTION

17.08.2023 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart:  18. August 2023 
THE INSPECTION
USA  /  2022 
Drehbuch und Regie: Elegance Bratton
Mit; Jeremy Pope, Gabrielle Union, Raúl Castillo  u.a.

Dass Hauptdarsteller  Jeremy Pope heuer bei den „Golden Globes“ unter den Besten Hauptdarstellern / Drama nominiert war, brachte dem Film „The Inspection“ schon einige Aufmerksamkeit. Aber mehr noch, dass ein schwarzer schwuler Filmemacher so offen und schonungslos eines der schlimmsten Kapitel seines Lebens erzählt hat. Das ist Elegance Bratton auf mehreren Ebenen gelungen, wenn er auch in der privaten Rahmenhandlung (die für ihn wichtig genug war, dass er den Film seiner Mutter widmete) am Ende in die Sentimentalität abgerutscht ist.

Es ist eine geraffte Coming of Age-Geschichte, wenn man Ellis French zu Beginn als unsicheren Jugendlichen mit Langhaar und Kapuzenshirt begegnet, mit dem Stempel der gestrandeten Existenz. Am Ende steht er (tatsächlich verändert und gereift) als junger Erwachsener in Marines-Uniform da, gemessen in seinem Verhalten, souverän in seinen Aktionen. Tatsächlich eine bemerkenswerte Leistung von Jeremy Pope.

Ja, und wer hat das aus ihm gemacht? Das Militär. Denn Ellis French meldete sich – wie einst Elegance Bratton – bei den Marines, dort, wo viele scheinbar Chancenlose landen, um sich Möglichkeiten im Leben zu erkämpfen. Es ist die Welt, die man aus dem Kino kennt – sobald das schreckliche Gebrülle der Ausbilder hörbar wird, die kollektiven Schreie der jungen Soldaten, ist man ganz in „Full Metal Jacket“, was man ja eigentlich nicht unbedingt sehen will. Das „Versprechen“, die künftigen Elite-Soldaten „zu brechen“, zu ihrem „schlimmsten Alptraum“ zu werden, geht ja am Verstand jedes normalen Menschen vorbei.

Dazu kommen psychische Demütigungen, Ausgrenzung, Diskriminierung und körperliche Schinderei – und wenn man, wie Ellis French auch noch schwarz und schwul ist, kann man sich vorstellen, wie mit ihm umgegangen wird. Im Boot Camp schießt sich Drill Sergeant Laws (Bokeem Woodbine) auf ihn ein, so sehr, dass sich Drill Sergeant Rosales (Raúl Castillo) seiner annimmt, worauf sich Ellis’ erotische Wünsche auf diesen konzentrieren. (Auf Österreichisch hat man kürzlich Ähnliches gesehen, Migrant und schwul beim österreichischen Militär, da hieß es „Eismayer“).

Wir dürfen nun dem jungen Helden zusehen, wie schauerlich er behandelt wird und wie er eisern durchhält. Denn es geht eigentlich – um seine Mutter. Sie bildet den Rahmen zu der Geschichte. Offenbar hat sie den Sohn (wie es auch Elegance Bratton im wahren Leben gegangen ist) in jungen Jahren hinaus geworfen, weil sie für eine Homosexualität kein Verständnis aufbringen konnte. Von da an ist er immer mehr abgerutscht. Wenn er nun bei dieser Mutter vor der Tür steht, ist sie ganz Abwehr, ein mitleidloses Bündel an persönlicher Enttäuschung. Dabei ist Gabrielle Union eine noch junge und äußerst attraktive Frau (sie hat den Sohn offenbar sehr jung bekommen), was ihre Versteinerung noch schlimmer macht

.Am Ende freilich, als er die Ausbildung bei den Marines durchgestanden hat und die Angehörigen sogar eingeladen sind, zur Feier des Tages mit den Soldaten und ihren Vorgesetzten zu essen, da scheint es kurz, dass der Stolz der Mutter nun zu einem Happyend führen könnte. Aber als er ihr sagt, dass er nach wie vor schwul ist, bricht die Stimmung. Dennoch trennen sie sich nicht hoffnungslos. Und eines ist klar – die Marines waren (in all ihrer nervenzerfetzenden Grausamkeit) nur dazu da, um aus unserem jugendlichen Helden einen „ganzen Mann“ zu machen. Was für das, was erzählt wird, dann ein doch zu verklärender Aspekt erscheint.

Renate Wagner

 

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