Starttermin: 28. Februar 2020
THE GENTLEMEN
USA, GB / 2020
Regie: Guy Ritchie
Mit: Matthew McConaughey, Colin Farrell, Hugh Grant, Jeremy Strong u.a.
Da ist der amerikanischer Gangster Mickey Pearson (texanisch im Tonfall), der sich nobel gibt, aber es wahrlich nicht ist (Matthew McConaughey). Seine Ehefrau ist cool bis eiskalt (Michelle Dockery, die als Lady in „Downton Abbey“ sicher mehr Sympathien erntet). Mickey möchte sich zur Ruhe setzen und sein „Geschäft“ verkaufen – sprich: Wer zahlt sehr viel Geld für sein Marihuana-Imperium? Die Interessenten sind ihrerseits Gangster, und außerdem wirbeln sehr viele Leute (eigentlich zu viele) durch das Halbwelt-Geschehen, die sich da ihre Scheibe abschneiden wollen. Das alles mit britischem Blödel-Humor.
Kurz gesagt, Regisseur Guy Ritchie (Ex-Mann von Madonna, am erfolgreichsten mit seinen „Sherlock Holmes“-Filmen mit Robert Downey jr. und Jude Law) ist wieder zu jener Art von albernen britischer Komödie zurück gekehrt, mit der er in seinen Anfängen bekannt geworden ist. So einen zynischen Gangster-Spaß zu drehen, dürfte auch lustiger sein, als König Artus oder Aladdin auf die Leinwand zu schicken, womit er sich in den letzten Jahren beschäftigt hat.
Also, Mickey will verkaufen. Ein jüdischer Millionär (Jeremy Strong) guckt unter steifem Hut wirklich blödsinnig drein, ist aber genau so interessiert wie „Dry Eye“ (Henry Golding), der Asiate. Verbrechen ist bekanntlich international. Aber da sind ja noch andere schwer dabei. Mickeys Mann, Ray, mag solide wirken, er ist es nicht (gespielt von dem immer gut aussehenden Charlie Hunnam, den Ritchie schon als King Arthur besetzt hat und der auch schon der neue Papillon war, ohne in Hauptrollen zu überzeugen – hier ist er viel besser).
Dreimal hinsehen, bevor man ihn einmal erkennt, muss man bei dem dunkelhaarigen Mann mit dicker Brille, der so seltsam wirkt – ja, es ist Hugh Grant als Privatdetektiv, auch der Erzähler der Geschichte (was dann doppelten Boden ergibt). Es fällt überhaupt auf, dass viele Männer in diesem Film mit Brille und Bart herumgehen. Das verwirrt, soll es wohl auch.
Auch Colin Farrell (natürlich Bart und Brille) sieht nicht ganz nach ihm selbst aus, ist aber wenigstens erkennbar: Als Box-Manager wirbelt er in dem Spiel mit, das nachzuerzählen wohl jedem schwer fiele. Aber es geht ja beileibe nicht um eine vernünftige Geschichte, je sinnloser man hier um Geld und Gier losbraust, umso wohler dürfte sich der Regisseur gefühlt haben (der Seitenhiebe auf die “politische Korrektheit” geradezu genießt).
Folglich ist der Film dermaßen Geschmackssache, dass ein Teil der englischen Presse jubelte, als hätte man den verlorenen Sohn des Nonsense-Kinos wieder gefunden, während andere das Gebotene einfach zu blöd und die Besetzung schlechtweg verschenkt fanden. Mangel an Tiefe (wer braucht die hier schon?) wurde moniert, frische Frechheit hingegen hoch gerühmt…
Da macht man sich dann doch besser sein eigenes Bild. Nur eines steht fest: die Gentlemen des Titels sind keine. Und: Wer gut Englisch kann, sollte sich die Originalfassung geben, die ist nämlich auch ein Fest der Dialekte und Akzente der englischen Sprache.
Renate Wagner