Filmstart: 30. April 2024
THE FALL GUY
USA / 2024
Regie: David Leitch
Mit: Ryan Gosling, Emily Blunt u.a.
Spaß und Huldigung zugleich
Die Helden der Action-Filme stürzen in Abgründe, fliegen mit Autos durch die Lüfte, verbrennen scheinbar in Explosionen – und überleben fraglos wie Comic Figuren. Zerbricht man sich eigentlich je den Kopf über die Männer, die solch (selbst)mörderische Aktionen für die auf den Plakaten in Riesenlettern angekündigten Stars übernehmen und dabei im wahrsten Sinn des Wortes ihr Leben riskieren? Eigentlich kaum, Selten. Eher nie. Es gibt sie ja auch gar nicht. Man kennt ihre Namen nicht (wahrscheinlich stehen sie in kleiner Schrift im Nachspann). Sie sind sozusagen nicht vorhanden – und doch unverzichtbar für viele Genres des Kinos, vom Western bis zum Welraum-Krimi und beim klassischen Action-Film ohnedies.
David Leitch weiß das. Bevor er in den Regie-Sessel wechselte (sein letzter irrer Beitrag zur schrägen Unterhaltung: „Bullett Train“ mit Brad Pitt), war er selbst die längste Zeit seines Berufslebens Stuntman und Stuntkoordinator. Wenn er nun dieser Profession einen Film widmet, weiß er, wovon er redet und was er zeigt. Dass er die wilde Action, die man von ihm hier erwartet, bietet und überbietet, hindert ihn allerdings nicht daran, noch jede Menge Humor und eine – man wagt das Wort – entzückende Liebesgeschichte als Draufgabe zu liefern.
Das ist gar nicht so schwer, wenn man Ryan Gosling und Emily Blunt hat, die so locker wirken, aber schauspielerische Schwergewichte sind, zwischen denen Zuneigung und Pointen nur so hin und her fliegen. Er ist der Stuntman Colt (wenn man „Ein Colt für alle Fälle“ vielleicht auch nicht gesehen hat, die achtziger Jahre sind lang her, und wer mehr in die Oper ging, hatte weniger Zeit zum Fernsehen – aber der Name ist wohl ein Begriff), der sich im Lauf seiner Karriere schon manches gebrochen hat. Ryan Gosling ist auch mit annähernd Mitte 40 ungebrochen in seiner unpenetranten und doch „blonden“ Ausstrahlung, seiner Selbstironie, seinem hier komplett positiven Charisma. Ungemein angenehm auch, dass der harte Mann alles andere als ein Macho im alten, unguten Sinn ist. Natürlich jettet er nach Australien (Hannah Waddingham spielt die Produzentin, die weiß, dass sie nur zum Telefon greifen muss, und die Leute springen), wenn dort seine Ex-Liebe Jody Moreno ihren ersten Film inszenieren darf.
Äußerlich eine hübsche Blondine, beweist Emily Blunt nicht nur in ihrer wieder aufflammenden Liebesgeschichte mit Colt, wie unwiderstehlich sie ist. Und apropos Australien – in einer Szene flitzt auch das unverkennbare Opernhaus von Sydney vorbei…
Die Krimi-Handlung – Colt soll den verschwundenen Hauptdarsteller Actionstar (Aaron Tyler-Johnson) aufspüren, der sich mit üblen Leuten eingelassen hat und verschwunden ist – ist eher unbedeutend, Liebesgeplapper, komische Side-Kicks und Action-Szenen aller Art und sonder Zahl füllen die etwas mehr als zwei Stunden Handlung, ohne dass man sich die wahre Mühe einer Story nehmen muss.
Eine Huldigung an Stuntmen war angesagt und wurde geliefert, Und im übrigen beweisen die Hauptdarsteller, wie gut es dem Kino tut, wenn da nicht leere Gesichter in die Kamera gehalten werden (wie so oft), sondern echte Schauspieler am Werk sind.
Renate Wagner