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Film: THE BOOK OF CLARENCE

Bibelfilme dürfen auch fröhlich sein...

17.04.2024 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 19. April 2024 
THE BOOK OF CLARENCE
USA  /  2023
Drehbuch und Regie: Jeymes Samuel
Mit: Lakeith Stanfield, James McAvoy, Alfre Woodard u.a.

 

 

 

 

Bibelfilme dürfen auch fröhlich sein…

Wenn es nach Drehbuchautoren ginge, dann gäbe es nicht nur ein Buch Moses und jene der Propheten und Königs usw., sondern auch ein „Buch Clarence“. Allerdings ging es in diesen biblischen Zeiten meist nicht so fröhlich zu wie hier im Kino – wo die Respektlosigkeit immer in letzter Minute abgefangen wird, bevor sie in der Geschmacklosigkeit landet könnte… Kurz gesagt: Der Film von  Jeymes Samuel beginnt wie eine reine Parodie und endet als fromme Fabel – die Geschichte von „Clarence“, einem Zeitgenossen von Jesus, ist ein Bibelfilm und ein Spaß der besonderen Art.

Wenn man einmal annimmt, es ging damals zu Jesus‘ Zeiten wirklich so zu, wie es uns die Evangelisten berichten, dann ist es logisch, dass Clarence (sein Zwillingsbruder ist der Apostel Thomas, das Zweifeln liegt also in der Familie)  alle Leute kennt, die damals auftauchen, Jesus selbst, dessen Mutter Mary (hier in Gestalt  der köstlichen Alfre Woodard als eine lebhafte und scharfzüngige, schwarzhäutige Dame auf der Leinwand), Johannes den Täufer, Judas und Maria Magdalena, und, weil den Juden (auch wenn sie schwarz sind)  ja nichts erspart bleibt, auch den römischen Statthalter Pontius Pilatus…

Bevor man mit der Geschichte fortfährt, ist ein wichtiger Punkt anzumerken: Bei dem britischen PcC-Filmemacher Jeymes Samuel, bisher nur mit einem Action-Western hervorgetreten, werden alle Protagonisten (mit Ausnahme der Römer und vereinzelter Figuren) grundsätzlich von schwarzen Darstellern gespielt. Das ist einfach zu akzeptieren, eine der vielen Umdrehungen zwischen Geschlechtern, Farben, Geschmäckern, wie sie heutzutage üblich sind.

Clarence also ist ein kluger Bursche und entsprechend kritisch. Eigentlich glaubt er diesem Jesus, der da allseits als neuer Messias gilt, kein Wort, hält die Wunder für Fakes und fragt sich, warum nicht auch er mit solchen Tricks einen Messias spielen kann… (Bedenkt man, historisch gesehen, wie viele ähnliche Wanderprediger à la Jesus damals im Nahen Osten unterwegs waren, ist eine solche Alternativ-Figur nicht einmal völlig unglaubwürdig. Die haben schließlich auch nur die üblichen Zaubertricks verwendet, denn Sohn Gottes … da konnte es eben nur einen geben.)

Regisseur Jeymes Samuel, der selbst das Drehbuch geschrieben hat, erzählt eine verrückte Geschichte (mit kleinen Ausflügen ins Moderne und Absurde), versteht es aber, die Spannung zu halten – wird Clarence (eine wirklich schöne Leistung der Humorbombe Lakeith Stanfield) mit seiner Messias-Rolle durchkommen, wenn er mit zwei Spießgesellen durchs Land zieht? Peinlich, wenn Pontius Pilatus (James McAvoy genießt die Rolle geradezu) von ihm verlangt, er möge auch, wie Jesus, übers Wasser gehen…

Offenbar ist Gott auch ein Spitzbub (oder ist es der Drehbuchautor / Regisseur?) – man will nicht verraten, was ihm hier eingefallen ist. Dass Gesellen wie Clarence im von den Römern besetzten Judaea (und den übrigen Provinzen) am Kreuz landeten… das ist wohl nicht zu vermeiden. Dass die Geschichte von Clarence dennoch nicht zur Tragödie (und trotz mancher Wendung nicht zum ultimativen Kitsch) wird, ist auch ein Gewinn dieses Films, der durchaus selbständig auf Monty Pythons Spuren wandelt. Nicht ganz so grell, aber auch sehr fröhlich. Und weil der Regisseur auch Musiker ist, gibt es dazu viel schöne schwarze Soul- und Gospel-Musik.

Renate Wagner

 

 

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