Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Film: THE BATMAN

04.03.2022 | FILM/TV, KRITIKEN

film thebatmanplakat

Filmstart: 3. März 2022 
THE BATMAN
USA  / 2022 
Regie: Matt Reeves
Mit: Robert Pattinson, Zoë Kravitz, Colin Farrell, Jon Turturro, Paul Dano, Jeffrey Wright, Andy Serkis u.a.

Es gibt einen Ausdruck für Filme, die sich beim Publikum behaglich einnisten: „juicy“. Die Batman-Filme der späten achtziger und neunziger Jahre waren das. In ihrer Besetzung und in ihrer Machart. Das riß ja dann bekanntlich ab, bis Regisseur Christopher Nolan Anfang der 2000er Jahre die „Dark Knight“-Trilogie schuf, um einiges düsterer, aber gleichfalls filmische Gustostücke.

Einen Helden wie diesen Batman, unter schwarzer, lederner Halbgesichtsmaske, der so verlässlich Geld einspielt, gibt man nicht auf. Also ist ein neuer „Batman“ auf der Leinwand. Aber die Kinowelt hat sich verändert. „Juicy“ ist der neue Film nicht mehr. Eher dröge. Was aber, zugegeben, eine ziemlich vereinzelte Meinung ist, wenn man ein wenig unter den enthusiastischen Kritiken stöbert…

Wieder Batman also, der reiche Bruce Wayne in der moralisch so herabgekommenen Stadt Gotham City, der Mann, der in seine Fledermaus-Uniform schlüpft und loszieht, das Verbrechen zu bekämpfen, und der dabei vielen bekannten Typen aus dem Comic-Universum begegnet, dem auch er entstammt. Wie oft kann man das melken? Nun, einmal geht’s noch, sozusagen, wenn man es aus früheren Zeiten viel besser, interessanter, spannender in Erinnerung hat.

Der Fehler liegt bei der Handlung, die über zweidreiviertel Stunden ausgewalzt wird, aber nie wirklich spannend ist. Es wird gnadenlos in Serie gemordet, und dass der „Riddler“ dahinter steckt, tut er durch Botschaften kund, die bei den Leichen gefunden werden und an Batman gerichtet sind. Natürlich hat Regisseur Matt Reeves immer wieder turbulente und zerstörerische Action-Szenen eingefügt, die man von einem Comic-Spektakel mit einem Superhelden erwartet, aber sie sind routiniert das Übliche, was man schon immer gesehen hat. (Mit Karacho mit dem Auto in eine Kirche zu rasen  und ein Begräbnis stören, ist wenigstens nicht ganz so abgegriffen.) Und auch, wenn die Stadt Gotham City atmosphärisch so beängstigend dargestellt wird, dass man dorthin sicher nicht auf Urlaub fahren will, ist das keine besondere Neuigkeit.

Noch weniger die Geschichte, die sich zerfasert und dann eigentlich nur die Figuren vor der Kamera auf und ab laufen lässt. Wobei diese natürlich einiges Interesse verdienen, schließlich ist es ihre Qualität, die den Film dann mit sich schleppen muss (noch einmal: zweidreiviertel Stunden! Am Ende versäumt der Regisseur gut zehn Möglichkeiten, endlich Schluß zu machen – und es geht immer weiter, bis zu einem dann gar nicht so wirkungsvollen Ende).

Robert Pattison hat, obwohl die „Twilight“-Filme (von 2008 bis 2012) auch schon lange genug her sind, noch immer das Image des Teenager-Schwarms. Das schminkt sich der 35jährige in diesem Film total ab. Man könnte meinen, die Visagisten hätten sich vorgenommen, ihn optisch in eine Art Joaquin Phoenix zu verwandeln, so düster kommt er mit dunkel wirrem Haar und tief liegenden Augen einher. Wenn er nicht sowieso die meiste Zeit seine Maske trägt und dann nur auf seinen eher ausdruckslosen Mund angewiesen ist, um einen im Grunde durch ihn nicht wirklich definierten Charakter darzustellen. Immerhin, er ist der neue Batman, und er wird es, wie es schon heißt, einige Zeit bleiben.

Dass Zoë Kravitz trotz ihrer etwas künstlich wirkenden (aufgespritzten?) Lippen eine fabelhaft aussehende Catwoman ist, wird jeder gern bestätigen, aber mir Vorgängerinnen wie Michelle Pfeiffer, Halle Berry oder Ann Hathaway tut man sich schwer, die Rolle auf originelle Art zu spielen – zumal dieser Teil der Figur hier winzig ausgefallen ist.  Meist ist sie einfach Selina, die zwar einmal auf ihre weibliche Eigenständigkeit besteht, im übrigen aber vor allem mit schmachtendem Blick das Weibchen herauskehrt, das in einem Film, wo jeder sein Smartphone hat und Geheimnisse per Stic weiter gegeben werden, ziemlich altmodisch anmutet. Am Ende gibt es für sie und Batman kein Happyend, aber da ja sicher mit einer Fortsetzung zu rechnen ist, wird sich da künftig sicher mehr Erotisches abspielen als diesmal.

batman colin farrell xxx~1 x

Ja, und dann ist da unter den Bösewichten des Films die große Überraschung. Auf der Besetzungsliste steht Colin Farrell als „Oz“ Cobblepot alias „der Pinguin“ – bloß erkennt man ihn nicht. Man wehrt sich sogar, wenn man es weiß: Nein, das kann nicht sein, das darf nicht sein. Einer der attraktivsten Männer des Films hat sich in einen abstoßend hässlichen, fetten alten Mann verwandelt. (Vermutlich steckte schon bei Vertragsunterzeichnung die Zusage dahinter, dass der „Pinguin“ einen eigenen Spin-Off-Film erhalten würde.) Tatsächlich ist Farrell dermaßen nicht er selbst, dass es schwer fällt, diesen widerlichen Bösewicht irgendwie mit seiner Person zusammen zu bringen.

Da ist John Turturro als Carmine Falcone durchaus er selbst, zynisch, überheblich und ganz erstaunt, als er dann doch sterben muss. Und als Edward Nashton alias der „Riddler“ beweist Paul Dano wieder einmal, dass irre Paranoiker zu seiner Spezialität zählen, so dass man ihm den ultimativen Bösewicht gerne glaubt.

Es gibt auch ein paar „gute“ Figuren .- als Alfred, der hier weniger Butler als vielmehr Freund und Vertrauter erscheint, ist Andy Serkis ungemein sympathisch (wenn man bedenkt, wie jenseits des Menschlichen er als Gollum in „Der Herr der Ringe“ war!), und Jeffrey Wright weiß als Commissioner James Gordon, der einem brutalen Mörder auf der Spur ist, die Hilfe von Batman zu schätzen.

Am Anfang erklingt das Ave Maria, zwischendurch scheint die Musik ironisch leicht verfremdete Sequenzen der Bond- und Pate-Filme zu zitieren. Was man uns damit sagen will, ist nicht klar. Und so wirklich begreift man auch nicht, warum es diesen „Batman“-Film gebraucht hat. Als Variation eines alten Themas lässt er es an Inspiration und  Innovation fehlen.

Renate Wagner

 

Diese Seite drucken