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Film: TANZ DER TITANEN

Politsatire – ziellos…

14.05.2025 | FILM/TV, KRITIKEN

filmtanzdertitanen plakat

Filmstart: 16. Mai 2025
TANZ DER TITANEN
Rumours  /   Kanada, Deutschland  /  2024
Regie: Evan Johnson, Galen Johnson und Guy Maddin
Mit: Cate Blanchett, Roy Dupuis, Charles Dance, Alicia Vikander u.a.

Politsatire – ziellos…

Ja, so sieht man sie immer wieder in den Medien. Als Grüppchen aufgestellt, die Mächtigen dieser Welt, die sich von Zeit zu Zeit  treffen und beschließen, dass alles viel besser werden wird, was ihnen ohnedies niemand glaubt. Eine solche  Situation, den G 7-Gipeltreffen nachempfunden,  hier in der deutschen Provinz auf einer Insel,  ist Ausgangspunkt für einen Film, der eine Politsatire sein soll, stellenweise wie Horror wirkt und am Ende eigentlich nicht gesagt hat, was er eigentlich will.

Gut, da sind sie also, im Freien (um einiges entfernt von dem Schloß, in dem sie untergebracht sind) ist in einem Pavillon eine Tafel aufgebaut. Die elegante deutsche Kanzlerin präsidiert als Gastgeberin – wieso der Pressetext darauf kommt, Cate Blanchett in der Rolle der deutschen Bundeskanzlerin mit der reizlosen Angela Merkel zu vergleichen, ist unerklärbar, wo sie doch bis ins Detail – die gestylten blonden Locken, das elegante Outfit, die gezierte Art ihres Sprechens und Agierens – Ursula von der Leyen aus dem Gesicht geschnitten ist. Die sanfte Parodie ist unübersehbar.

Mit dem amerikanischen Präsidenten, wie Charles Dance: ihn darstellt, ist wohl noch Joe Biden gemeint, auf den „sleepy Joe“ verweisend, immer müde und geistig nicht wirklich dabei. Die anderen zielen nicht so punktgenau auf bekannte Vorbilder – in Nikki Amuka-Bird gibt es eine wortgewaltige PoC-Lady als britische Premierministerin, Denis Ménochet gleicht dem aktuellen französischen Präsidenten wohl nur in der Tendenz, sich unbedingt in den Vordergrund spielen zu wollen. Dazu kommen, nicht so nachdrücklich, der kanadische Ministerpräsident (Roy Dupuis). Italiens Ministerpräsident (Rolando Ravello) sowie der Vertreter Japans (Takehiro Hira). Und ein Präsident der EU ist auch noch da (Zlatko Burić).

Man ist schon beim Smalltalk, man weiß aber, dass es morgen eine gemeinsame Erklärung über die globale Weltkrise geben muss, mit der sie als kluge, weitsichtige Führer der Welt dastehen… wobei sie doch wissen (das wird immer klarer), wie sinnlos alles ist, was sie tun.

Nach und nach merkt man, dass es eigentlich keine Bedienten gibt, die Drinks nachfüllen würden, dass der Abend heranbricht und die Handys, mit denen man die Rückkehr ins Schloß befehlen will, nicht funktionieren. Die absolut klassische Situation – einsam in der Dunkelheit, eine Handvoll Menschen, die nicht wissen, was zu tun ist, auf einander angewiesen, ratlos und zunehmend angstvoll. Aber man muss sich natürlich auf den Weg machen – eigentlich ziel- und ratlos, in der Hoffnung, das Schloßhotel zu finden.

Zum Grusel, der auch immer wieder zum Lachen einlädt, trägt nicht nur ein offenes Grab bei, in dem kürzlich eine Moorleiche gefunden wurde, sondern noch die gänzlich unerklärte Figur einer seltsamen Frau (Alicia Vikander), die wie aus dem Nichts auftaucht und deren Sprache man nicht versteht. Da verfängt sich das Drehbuch, das immer abstruser wird, wobei man vom Boden der Realität abhebt (wenn da etwa ein Riesenhirn in der Natur herumkollert), ,in den Stricken der Ratlosigkeit. Hätte man einen echten Horrorfilm gedreht, wo die Zombies hereinbrechen… okey.  Aber so ist es nicht Fisch, nicht Fleisch.

Immerhin – am Ende weiß man, dass es den Politikern an den Kragen gehen soll, die man durch sinnlosen Horror gejagt hat, um zu zeigen, was für knieweiche, inkompetente Geschöpfe sie doch sind. Das kanadische Regie-Trio Evan Johnson, Galen Johnson und Guy Maddin (wobei Evan Johanson auch das Drehbuch schrieb) hat, wenn schon nichts anderes, zumindest das klar gemacht. Um das zu glauben, hätte man allerdings nicht unbedingt diesen Film gebraucht.

Renate Wagner

 

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