Filmstart: 24. März 2023
TAGEBUCH EINER PARISER AFFÄRE
Chronique d’une liaison passagère / Frankreich / 2022
Regie: Emmanuel Mouret
Mit: Sandrine Kiberlain, Vincent Macaigne, Georgia Scalliet
Es gibt nichts Komplizierteres als menschliche Beziehungen, besonders, wenn man daran herumexperimentiert. Das Ziel: sie weniger schwierig zu machen. Das Ergebnis: sie werden geradezu unlösbar. Diese Tatsache liegt dem Film „Tagebuch einer Pariser Affäre“ von Regisseur Emmanuel Mouret zugrunde, ein Großstadt-Kammerspiel für drei Personen, die sich ununterbrochen analysieren und doch auf keinen grünen Zweig kommen.
Die Vorgabe dreht ein altes Klischee um, das wohl längst nicht mehr stimmt. Dass es die Männer sind, die schnellen und vor allem unverbindlichen Sex wollen, und dass die Frauen darunter leiden. Hier ist es umgekehrt. Charlotte (die herrlich coole Sandrine Kiberlain) nimmt sich den Heilmasseur Simon (Vincent Macaigne ist nicht attraktiv, aber ungemein liebenswert) aufs Korn – ja, und sie gefallen sich. Gehen miteinander ins Bett, gehen spazieren, in Ausstellungen, plaudern, verstehen sich, sind zärtlich und lustig miteinander. Gänzlich unverbindlich von ihrer Seite. Was ihn verwirrt – denn er hat Gefühle. Hat sie keine? Zumindest keine, die sie sich erlauben würde. Emotionen werden überschätzt, nicht wahr?
Der Film klammert die Außenwelt des Paares sozusagen aus, alles dreht sich, ausführlich besprochen, um die Beziehung, die keine sein soll. Sicher, die Handlung dreht sich lange im Kreis darum, ob so viel Unverbindlichkeit möglich ist, zumal, wenn sie von einer Seite diktiert wird. (Er ist es allerdings, der verheiratet ist und seine Frau und Kinder nie verlassen würde…)
Bis dann, knapp bevor es ermüdend wird, eine Dritte auftaucht. Eine junge Frau (Georgia Scalliet), schlecht verheiratet, die etwas erleben will. Mit einem Paar, weil man ja heutzutage so unkonventionell und unternehmungslustig ist. Und wenn dann, plötzlich und möglicherweise unerwünscht, Gefühle auftauchen, denen man sich stellen muss… ja, dann wird es noch komplizierter. Kein Wunder, dass der Film keine Lösung bietet, sondern am Ende alles offen bleibt
Und wenn die Geschichte schon bisher ihre Qualität aus einer gewissen Schmerzlichkeit zog, die zwischen der kaltherzigen Charlotte und dem weichherzigen Simon mitschwang – dann wird es wirklich traurig. Eine große französische Liebeskomödie ist es nicht, auch wenn das Herumdoktern an der Beziehung immer wieder schmunzeln macht. Aber ein schöner Film, wenn man die Geduld dafür aufbringt.
Renate Wagner