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Film: SUPERNOVA

03.11.2021 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 5. November 2021 
SUPERNOVA
GB  /  2020
Drehbuch und Regie: Harry Macqueen
Mit: Stanley Tucci, Colin Firth u.a.

Es ist nicht die Regel, aber es kommt vor, dass zwei Menschen einander alles bedeuten. Dass die Gemeinschaft für beide den Sinn des Lebens bedeutet. Und man ahnt, worauf eine solche Voraussetzung hinaus läuft – was, wenn einer von ihnen gehen muss? In diesem Fall sterben will, bevor die Krankheit ihn auslöscht, denn es handelt sich um schnell fortschreitende Demenz? Was bedeutet das für den Partner (wir reden in diesem Fall von zwei Männern).

Das ist die herzzerreißende Geschichte von Tusker, dem erkrankten Schriftsteller, und Sam, dem Pianisten, die seit 20 Jahre ein Paar sind und so eng zusammen gehören wie nur möglich. Es ist in diesem Fall keine Homosexuellen-Geschichte, das stellt sich als „Problem“ überhaupt nicht. Die Frage in dem Film „Supernova“, den Harry Macqueen geschrieben und inszeniert hat, lautet schlicht und einfach, ob es der ultimative Akt der Liebe ist, den anderen gehen zu lassen, wenn er es wünscht… und es Berechtigung hat.

Die Geschichte zweier Männer, die in einem altem Wohnmobil durch England trampen, wie auf einer persönlichen Abschiedstournee, um noch einmal Freunde und Verwandte zu sehen, bevor… könnte in ihrer Beklemmung und auch in dem lauernden Kitsch unerträglich sein.

supernova movie review 2021 xx y~1

Aber Stanley Tucci spielt Tusker, der bald nicht mehr er selbst sein wird, und Colin Firth ist Sam, der nicht los lassen will,  und die beiden sind so atemberaubend, dass sie die Tragödie in ihrem ganzen, enormen Ausmaß transportieren, ohne einen der billigen Hollywood-Tränendrüsen-Filme daraus zu machen. Sie balancieren die Figuren nach einem sehr klugen Drehbuch genau aus, aus entgegen gesetzten Positionen. Dabei sind die Szenen, wo sie ihre Mitmenschen besuchen, eher sekundär für die Geschichte. Es geht ganz um die Beziehung der beiden.

Da ist Tusker, der versucht, alle Sentimentalität mit lockerem Zynismus zu überspielen, aber ganz realistisch weiß, was kommt, und fest entschlossen ist, rechtzeitig ein Ende zu machen; und Sam, der zu allem bereit ist, der auch noch einen dementen Tusker, der dann nur noch ein Körper sein würde, nicht mehr der denkende, fühlende Mensch,  bis zur letzten Sekunde um sich haben und pflegen will und nicht bereit ist, die letzte Konsequenz des gewünschten Todes zu akzeptieren…

Das ergibt schmerzhafte Auseinandersetzungen, das ist aber auch die Geschichte einer großen Liebe. Und man wünscht sich nie, vor solche Entscheidungen gestellt zu werden… Ein seelenzerfetzender Film, aber auf so hohem Niveau, dass er unbedingt sehenswert ist.

Renate Wagner

 

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