Filmstart: 10. Juli 2025
SUPERMAN
USA / 2025
Drehbuch und Regie: James Gunn
Mit: David Corenswet, Rachel Brosnahan, Nicholas Hoult u.a.
Der Hund ist der Held
Also wieder einmal „Superman“. Hollywood kann nicht anders. Man hat nun einmal seine Comic-Universen – für Marvel treten immer wieder Spider-Man, Iron Man, Captain America, Thor, Hulk und die X-Men vor die Kamera, um nur die wichtigsten zu nennen, aber bei der Konkurrenz DC hat man die zwei wohl glanzvollsten Helden mit Superman und Batman, abgesehen von einer Menge nicht so glanzvoller weiterer Herrschaften mit magischen Eigenschaften.
Und dafür hat sich Warner Bros. nun gar einen Zehn-Jahres-Plan ausgedacht und einen neuen „Superman“ voran geschickt.. Ob es dabei bleibt, da der Neustart in der Regie von James Gunn (der auf die Comic-Verfilmungen quasi spezialisiert ist, aber hier ein enervierendes Drunter-und-Drüber-Drehbuch schrieb) nicht allzu glanzvoll ausgefallen ist?
Selten haben sich bereits Minuten nach dem Ende der von der Filmfirma gesetzten Embargo-Frist im Netz die Meinungen dermaßen kontrovers überschlagen. Und die ersten Urteile waren so vernichtend, dass man schnell ein paar positive nachschicken musste, um den Markt nicht zu ruinieren (natürlich ist alles Manipulation). Am Ende werden die seriösen Kritiken und die Mundpropaganda entscheiden, ob der sommerliche Kinomarkt nach Brad Pitts Formel 1-Film und nach der Wiedergeburt der Jurassic World nun den dritten Blockbuster hat…
Superman ist nicht unbedingt in die Jahre gekommen, denn sein neuer Interpret David Corenswet, den vermutlich nur Serien-Junkies kennen, wirkt eigentlich wie ein verwirrter Junge, Die Ausstrahlung des Superhelden geht ihm ab, wenn man ihm auch das ideologisch so wichtige Gutmenschentum glaubt, aber er muss in diesem Film ohnedies nicht sonderlich viel leisten. Eines ist nämlich evident – Superman ist im digitalen Zeitalter angekommen, auch was das Filmemachen betrifft, und da sind die Kunststücke aus dem Computer stärker als alles, was die menschlichen Darsteller zu bieten haben.
So viel Krach und Chaos (letzteres auch inhaltlich/dramaturgischer Natur) hat man selten erlebt. Sehr, sehr kunstfertig, Action geradezu auf ein höheres Level gehoben (wobei die Zerstörungswut, mit der da Wolkenkratzer von “Metropolis“ in Schutt und Asche gelegt werden, eigentlich nach 9/11 nicht wirklich angebracht sind). Aber die Überschüttung mit Effekten, die Reizüberflutung hat es in sich. Angeblich hat man 200 Millionen Dollar dafür ausgegeben, dass das Meiste aus dem Computer kommt, man kann sich gut vorstellen, wie hoch folglich die Erwartungen an die Kinokassen sind.
Apropos Computer: Der spendet auch den reizvollsten. originellsten Protagonisten des Films, an dem wohl auch kein einziges echtes Haar zu finden ist. Dennoch ist der Hund Krypto der Held der Geschichte, ein wilder weißer Kläffer, der den unbedarften Superman mehr als einmal herumschleppt und der Handlung Tupfen aufsetzt, die sie dringend braucht.
Denn sonst ist das Meiste wie immer, bekannt und folglich vorhersehbar und von mäßigem Interesse – Superman arbeitet als Ken Clark bei der Zeitung, Kollegin Lois Lane ist sein Love Interest und in Gestalt von Rachel Brosnahan angenehm erwachsen, wenn auch nicht unbedingt leinwandfüllend. Die helfenden Superhelden-Kollegen, die eher ziellos herumschwirren, darunter Green Lantern. bekommen keine besondere Funktion, die „Bösewichtin“ (María Gabriela de Faría als The Engineer) zieht niemandem vor Aufregung die Schuhe aus, Supermans menschliche Pflegeeltern waren selten so reizlos besetzt, und zu schlechterletzt hat der Brite Nicholas Hoult sein Milchgesicht schon hintergründiger eingesetzt als in der immerhin mächtigen Schurkenrolle des Lex Luthor. Kurz gesagt, Regisseur James Gunn scheint sich weit mehr um die digitalen Effekte bemüht zu haben als um die Menschen, die man den Menschen im Kino ja doch als Identifikationsfiguren anbieten müsste…
„Superman“ als Selbstzweck-Digital Rausch. So ändern sich die Zeiten. Demnächst holt man auch die Akteure aus dem Computer. Wer braucht schon Menschen, zumal, wenn der angebliche Superkerl wie ein Weichei wirkt?
Renate Wagner