Filmstart: 17. Dezember 2021
SPIDER-MAN: NO WAY HOME
USA / 2021
Regie: Jon Watts
Mit: Tom Holland, Zendaya, Benedict Cumberbatch, Marisa Tomei u.a.
Der Neustart der Spiderman-Filme vor vier Jahren mit Tom Holland in der Titelrolle (nach der Fehlbesetzung mit Tobey Maguire) hat der Franchise gut getan. Mit „Spider-Man: No Way Home“ ist man nun nach „Spider-Man: Homecoming“ (2017) und „Spider-Man: Far From Home“ (2019) zum dritten und vielleicht letzten Mal unterwegs. Mit einem wirklich jungen Helden und seinen Problemen – und einem Film, der auch in seinen „magischen“ Szenen manchmal Harry-Potter-jugendlich wirkt.
Jedenfalls hat man aber auf Modernisierungen der künstlichen Art, wie sie weder in „Black Widow“ noch in dem letzten „Bond“ überzeugten, verzichtet. Wenn man Marvel draufschreibt, soll Marvel drin sein, und das ist der Fall. Da schwingt sich unser (junger) Mann im roten Kostüm durch die Straßenschluchten von New York, wie man es gerne sieht, und auch das ganze „Feuerwerk“ rundherum ist das, was man erwartet. Natürlich ist das strikt für Fans, wer sich in dieser Welt nicht umtun will, wird wenig daran finden. Für die anderen zeigt der Film das Obligate, wieder gut gemacht von Regisseur Jon Watts, der die ganze Neuauflage von Peter Parker / Spider Man betreut hat und nun entfesselt, was die Leinwand bietet.
Voraussetzung für den neuen Film: Peter Parker kann nicht mehr anonym in das rote Gewand schlüpfen und sich als Retter betätigen, man weiß inzwischen, wer er ist, und das beeinträchtigt sein Leben gewaltig – auch, dass er auf einmal nicht mehr der „Gute“ sein soll, sondern als „Böser“ verleumdet wird. Schmerzlich, Das gilt auch für seine Freundin „MJ“ (Zendaya als exotischer Aufputz) und Ned (Jacob Batalon, vordringlich für Komik zuständig). Da kann nicht einmal Tante May helfen (wie immer hinreißend: Marisa Tomei), die immer als warnende, moralische Stimme im Hintergrund präsent ist und Peter auf die Verantwortung hinweist, die mit seiner Superkraft verbunden ist.
Peter möchte hingegen, dass alles wie früher ist, und so sucht er Dr. Strange auf (Benedict Cumberbatch, auch hier kostbar). Aber der kann auch nicht ungeschehen machen, was passiert ist, im Gegenteil: ein nicht ganz geglückter Zauber setzt dann all die Turbulenzen in Gang, die da kommen. Die Bösewichte kriechen gewissermaßen gleich in Vielzahl aus den Löchern, und viele sind, wie Doc Ock, the Green Goblin oder Electro, mit Alfred Molina und Willem Dafoe und Jamie Foxx stark besetzt und haben gar keine Scheu, sich lächerlich zu machen – wir sind schließlich in der Welt der Comics.
Details braucht man nicht zu erzählen, nur dass Tom Holland, der wirklich jung ist, Peters Probleme zwischen Mensch und gewissermaßen Übermensch berührend vermittelt, wenn er im allgemeinen Action-Gewirr Gelegenheit dazu bekommt. Zweieinhalb Stunden Filmlänge zu füllen, da muss im übrigen viel geleistet werden, von der Kamera, von der überbordend-dramatischen Musik (Michael Giacchino), von einer möglichst dichten Folge abwechslungsreicher Szenen. Und das schöne Pathos, das in solchen Filmen walten sollte, wird auch nicht unterdrückt – mit Weltweisheiten zwischen durch gestreut.
Tom Holland hat in einem Interview gesagt, dass er sich mit diesem Film von Spider Man verabschiedet hat. Womit die neue Trilogie von Regisseur Jon Watts mit ihm in der Titelrolle zu einem würdigen Ende gekommen ist – für Leute, die dergleichen mögen.
Renate Wagner