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Film: SHOTGUN WEDDING

18.01.2023 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 19. Jänner 2023 
SHOTGUN WEDDING – EIN KNALLHARTES TEAM
USA  / 2022
Regie: Jason Moore
Mit: Jennifer Lopez, Josh Duhamel, Lenny Kravitz u.a.

Normalerweise versteht man unter einer Shotgun Wedding, dass die Braut es mit Müh und Not schafft, vor den Standesbeamten zu kommen, bevor sie ins Spital zur Geburt ihres Babys eingeliefert wird. Diesmal ist die Shotgun Wedding allerdings ein  Jennifer Lopez-Film. Im Gegensatz zu Madonna, die ihre Kino-Ambitionen offenbar aufgegeben hat,  will JLo – nachdem die Sängerinnen-Showkarriere endgültig vorbei ist –  es von Zeit zu Zeit noch wissen, ob sie die Leute ins Kino locken kann, und lässt sich irgendeinen Komödienstoff auf den Leib schneidern. 50 plus ist schließlich das neue 30, oder sind diese Sprüche auch schon wieder vorbei?

Wie wenig Mühe man sich mit diesen B bis C-Movies gibt, zeigen die Drehbücher, die Klischees aufgreifen, die nicht einmal nur alt, sondern auch frisch benützt sind. So sind Julia Roberts und George Clooney neulich zu einer Hochzeit nach Bali aufgebrochen (allerdings zu jener ihrer Tochter), nun will JLo die eigene Hochzeit, die sie eigentlich nicht wirklich will, samt Familie auf einem Insel-Resort auf den Philippinen feiern.  Aber Achtung, die Gegend ist unsicher.

Von Rebellen überfallen und gekidnappt zu werden, gehört dazu, samt Hetzjagd durch den Dschungel – Sandra Bullock unternahm das neulich auf High Heels in „The Lost City“ JLo  zerfetzt sich nur ihr schönes neues Brautkleid.  Aber das gründlich.

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Und was passiert außer den fortgesetzten Turbulenzen? Jennifer Lopez spielt eine Frau, die dauernd auf Hochtouren mit jedermann zankt, der ihr über den Weg läuft, vor allem mit dem künftigen Ehemann, der angesichts dieser Naturgewalt nur einknicken kann. Dabei wirkt Josh Duhamel vor allem wie eine Flasche und wenig begehrenswert (Zum „knallharten Team“, das der deutsche Zusatztitel überflüssigerweise verspricht, kann er wohl nicht gehören). Man könnte sich gut vorstellen, dass er sich die Heirat überlegt, zumal die Dame ja ohnedies dauernd betont, dass sie eigentlich gar nicht heiraten will.

Aber am Ende kniet er doch vor ihr und bittet um ihre Hand – und damit dieses Stück weiblicher Überlegenheit dann ausbalanciert wird, kniet sie ihrerseits und will geheiratet werden. Das ist doch ein Film, der wirklich für die angebliche Gleichberechtigung der Geschlechter spricht???

Darüber hinaus bietet das Ganze nicht viel, die streitenden Familien, die bei Hochzeiten unabdingbar sind, werden kaum ausreichend ausgearbeitet, und dass Lenny Kravitz als der Ex der Braut auftaucht, bringt auch wenig. So bleibt es dabei, vor bösen Kidnappern davon zu laufen – und sie am Ende sogar zu besiegen! Damit husch auch ein bisschen Action dabei ist.

Sonst spricht eigentlich nur die durchgehende parodistische Grundhaltung für diesen Film von Regisseur Jason Moore. Solcherart weiß  man immer, dass das Ganze blanker Unsinn ist, ein Star-Vehikel, eigentlich nur für die Fans der Heldin gedacht, die es wohl noch immer bringen muss (sonst würde kein Produzent auch nur einen Cent in so was stecken)

Für Normalzuschauer ohne spezielle Vorliebe für JLo ist das so halb und halb lustig, weil der Blödsinn flott und gekonnt abgespult wird. Gelegentlich  kann man im Kino auch einfach Zeit totschlagen, ohne sich ein Gewissen daraus zu machen.

Renate Wagner

 

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