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Film: RESISTANCE

12.10.2021 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 14. Oktober 2021
RESISTANCE 
Frankreich, Deutschland u.a. / 2021  
Drehbuch und Regie: Jonathan Jakubowicz
Mit: Jesse Eisenberg, Matthias Schweighöfer, Karl Markovics, Ed Harris u.a.

Es ist eine ganz normale jüdisch-orthodoxe Familie in Straßburg. Der Vater – man erkennt ihn sofort, es ist „unser“ Karl Markovics in einer markanten Rolle – hat scheinbar gar kein Verständnis für die Absicht des Sohnes Marcel, Künstler werden zu wollen, noch dazu Pantomime. Später allerdings wird er einmal gestehen, dass er selbst das auch immer wollte – aber sein Vater war ein Fleischer, sein Großvater desgleichen, und so hatte er im Weg der jüdischen Famillientradition  gar keine andere Möglichkeit. Nebenbei gesagt: Künstler hungern, als Fleischer hungert man nie… Und doch, das wäre sein Traum: Vielleicht, nach dem Krieg, könnte er mit dem Sohn gemeinsam auftreten??? Denn dieser Sohn ist Marcel Marceau (1923 – 2007), der vielleicht berühmteste Pantomime seiner Epoche.

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Aber so weit ist man noch lange nicht, wenn man dem jungen Marcel (sehr überzeugend und berührend: Jesse Eisenberg) zur Zeit der deutschen Besatzung begegnet.  Marcel steht in provozierend-fragenden Posen herum, spielt kleinen Kindern was vor, und im Radio spricht Hitler von der „Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa“, was die Familie Mangel (so hieß Marcel von Geburt an) genau so betrifft wie viele andere in Frankreich.

Wie „hässlich“ sich die Nazis gebärden, muss Matthias Schweighöfer nach allen Kräften ausspielen –  er gibt den Berüchtigtsten von allen, Klaus Barbie, den Schlächter von Lyon (vielleicht doch etwas zu überdreht).

Marcel taucht mit seiner bewunderten Freundin Emma (Clémence Poésy) in die Resistance ab, und die Nazis, die jeden Verräter belohnen, finden viele unter ihnen (es gibt grauenerregende Szenen). Andererseits scheint Barbie sich für die Künste zu interessieren, die großen deutschen Widersprüche  – da mag es manchmal an Glaubwürdigkeit hapern…

Dass Marcel in der Erkenntnis, dass man nicht jeden Nazi umbringen kann, beschließt, wenigstens die kleinen jüdischen Waisenkinder zu retten, die hin und hergeschoben wurden, ist das Zentrum des Films, den Jonathan Jakubowicz (Venezuelaner von polnisch-jüdischer Herkunft) als Drehbuchautor und Regisseur verantwortet. Nun hat Marcel Marceau als Mitglied der Resistance seiner Biographie nach tatsächlich viele Kinder in die Schweiz bringen können – die logistische Logik dieser Tat wird im Film nicht völlig klar, aber die Dramatik des Gejagtwerdens kommt stark heraus.

Als Rahmenhandlung tritt George Smith Patton Jr. in Gestalt von Ed Harris auf und erzählt seinen Soldaten, was dieser Marcel Marceau im Krieg geleistet hat – dieser steht bescheiden dabei und „pantomimt“ ein wenig (Dieses finale Stückchen „Marceau“ kommt an das, was man von dem originalen MM selbst noch erleben durfte, nun wirklich nicht heran – hier ist Jesse Eisenberg dann überfordert).

Es ist die Heldengeschichte eines unheldischen jungen Mannes, und man muss mit Respekt erkennen, dass nicht jeder Künstler so viel Gewissen hatte wie der junge Franzose, der einst als Kind Charlie Chaplin gesehen hatte und Pantomime werden wollte. Nach dem schlimmen Umweg über die Kriegsjahre ist er es geworden und hat als „Monsieur Pip“ Bühnengeschichte geschrieben.

Renate Wagner

 

 

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