Filmstart: 8. Mai 2024
PLANET DER AFFEN: NEW KINGDOM
Kingdom of the Planet of the Apes / USA / 2024
Regie: Wes Ball
Mit: Owen Teague, Freya Allan, Peter Macon u.a.
Sind Affen die anderen Menschen?
Zählt man alles zusammen, ist dies bereits der zwölfte Film, der die ursprünglich französische Erfindung von „Planet der Affen“ auf die Leinwand bringt – im allerersten Film ist ja noch ein erkennbarer Charlton Heston mit „Affengesicht“ in dem Roman von Pierre Boulle erschienen. Mittlerweile stecken zwar auch Menschen dahinter, aber die „Affen“ wirken überwältigend echt (genau betrachtet, eigentlich eine Perversion, dass echte Menschen digital zu Affen „verfremdet“ werden…) Nur, dass sie eben sprechen können – vielleicht erscheint der Film deshalb im Verleih von Disney, wo man die sprechenden Tiere mit menschlichen Eigenschaften ja einst erfunden hat…
Voraus geschickt; Die Affen haben vordringlich (natürlich gibt es auch „böse“ darunter) sympathische Gesichter mit „echten“, erkennbaren Regungen, sie reden langsam und pathetisch, und wenn nicht in den zahllosen, heftigen, gekonnten Action-Szenen herumgewirbelt werden, dürfen sie gewissermaßen eine korrekte politische Geschichte erzählen, denn gerade bei Disney wird dergleichen ja groß geschrieben. Auch wenn man unter Affen nicht so sehr auf „Diversität“ setzen kann – eine Moral gibt es immer noch. Und die Frage, ob sich Menschen und Affen nicht gewissermaßen gleichberechtigt die Welt teilen können… na, da findet man ja unschwer seine Parallelen.
Gehen wir davon aus, dass es auch für alle „Affen“-Filme Spezialisten im Publikum gibt, die alle Verästelungen der bisher erzählten Geschichten im Kopf haben, so reicht es, wenn man sich den jüngsten Film einfach ansieht, denn es wird ohnedies genug erklärt – und es gibt neue Figuren.. Von dem legendären Affenführer mit dem sprechenden Namen Caesar (der die drei voran gegangenen Filme beherrscht hat) ist viel die Rede, aber dessen goldene Zeiten herrschen längst nicht mehr. Es gibt keine große, einige Affen-Gesellschaft, die nach dem Übereinkommen lebt, dass man einander nicht tötet, (!) sondern viele Stämme, die beherrschend auf der Erde leben. Die Menschen, die schon viel weiter waren, haben alle ihre Kenntnisse, Fähigkeiten und Errungenschaften verloren, (etwa das Sprechen), laufen wieder wie in der Urzeit herum, und die Natur hat die einstigen Zeugnisse ihrer Zivilisation wieder überwachsen, was ungemein pittoreske Bilder ergibt..
Der Film schickt nun den jungen Schimpansen Noa (Owen Teague) auf der Flucht vor bösartigen Gorilla-Banden mit einem Menschenmädchen namens Mae (Freya Allan, die noch rudimentäre Sprech-Reste beherrscht) aus, um seinen verschleppten Stamm zu suchen – und auch, die Werte der Vergangenheit wieder zu finden, die ihm der alte Orang Utan Raka (Peter Macon) vermittelt – neues Personal für die Reihe, aber die alte Ideologie.
Man zieht durch die Ruinen einer menschlichen Zivilisation, die nicht mehr existiert – es gibt keine Eisenbahnen mehr, die durch die Tunnels fahren würden. Böse, aggressive Affen-Armeen ziehen herum, unschuldige Stämme zu unterwerfen. Und das im Namen Caesars, dessen Friedenskonzept durch üble Diktatoren pervertiert wird. Eine politische Parabel, gegen die nichts gesagt werden kann, weil sie immer wieder wahr geworden ist… Und im übrigen hält man sich daran, was auch schon oft da war: Zu sehen, wie ein junger Mensch erwachsen wird. Nur dass es hier eben ein junger Affe ist, dem allerlei Böses widerfährt, der aber bereit ist zu lernen und das Richtige zu tun…
Regisseur Wes Ball führt (mit fast zweieinhalb Stunden Laufzeit etwas zu lang) die vielen Elemente des Films zusammen, wobei die „Dialog-Szenen“ eindeutig interessanter sind als das Tschin-Bumm der ewig gleichen Action (die für einen Teil des Publikums allerdings zweifellos entscheidend sein dürfte). Und was die vermutlich unvermeidliche Fortsetzung betrifft, nur so viel – offenbar gibt es nicht nur die Ur-Wilden auf dieser Erde, sondern auch noch eine höher entwickelte Species Mensch (oder sind sie Aliens?). Und das Ende des Films deutet darauf hin, dass es mit solchen Voraussetzungen weiter gehen könnte. Schließlich spielen die „Affen“ allemale die nötigen Hunderte -Millionen-Summen ein.
Renate Wagner