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Film: ONE BATTLE AFTER ANOTHER

Real und verrückt zugleich

27.09.2025 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 25. September 2025
ONE BATTLE AFTER ANOTHER
USA / 2025
Regie:
Paul Thomas Anderson
Mit: Leonardo DiCaprio, Sean Penn, Chase Infiniti u.a.

Real und verrückt zugleich

Wo allzu viel gelobt wird, soll man vorsichtig sein. Natürlich ist es loyal, wenn Hollywoods große Regisseure (Scorsese. Spielberg) ihren Kollegen Paul Thomas Anderson für seinen Film „One Battle After Another“ über den grünen Klee loben, zumal sie selbst derzeit keine Filme haben, die er beim nächsten „Oscar“-Rennen behindern könnte. Aber gleich das „Meisterwerk des Jahres“, wie man in der „Welt“ lesen kann? Nun, das liegt wahrscheinlich im Auge des Betrachters, ob man dieses totale dramaturgische Tohuwabohu mit unzähligen Logik-Löchern zwischen Fast-Parodie und zähneknirschender Politik-Kritik als Komödie betrachten kann, die immerhin fast zweidreiviertel Stunden läuft, was schon ziemlich lang ist…

Rein äußerlich dreht sich die Story, die auf dem Roman „Vineland“ Thomas Pynchon beruht (wenn man ihn nicht gelesen hat, kommt man auch mit) um einen ziemlich undefinierbaren und knieweichen Kiffer namens Bob Ferguson, der sicher nicht „die beste Leistung je“ von Leonardo DiCaprio ist. Zu Beginn beteiligt er sich im Fahrwasser seiner PoC-Gattin an linksradikalen Aktionen (Migranten aus dem Gefängnis zu befreien und dergleichen), aber dann kommt das Baby, und während die nach wie vor radikale Mama abtaucht, kümmert er sich in einer verstaubten Kleinstadt um die Tochter.

Dann ist es 16 Jahre später, er lungert herum und verdient die hübsche und kluge Teenager-Tochter gar nicht. Obwohl der zugrunde liegende Roman 1990 heraus kam, hat Paul Thomas Anderson die Geschichte in die Gegenwart verlegt, und das wird ihm den vollen Beifall aller Anti-Trumpianer (die ja immer mehr werden) bringen. Denn da treten die alten weißen Männer auf, die ja neuerdings von der linken Jugend zum Abfackeln preisgegeben werden, als das auf, was sie angeblich sind: böse Faschisten. Da kann Sean Penn als Gegenspieler DiCaprios diesen mit fieser Miene darstellerisch mühelos in die Tasche stecken.

Und obwohl es jetzt darum geht, welcher der beiden Männer Vater dieser Tochter ist, die einen Teil der ganzen Geschichte trägt, zeigt der chaotische Film doch ein irgendwie real wirkendes,  zwischen rechter und linker Radikalität zerrissenes Amerika und kann damit nicht nur als Action-, sondern auch als Polit-Thriller genommen werden (wo der Bösewicht sein verdientes Ende findet und Vater und Tochter sich in einem unglaublich kitschigen Schluß liebend wieder finden).

Diese Tochter wird von Chase Infiniti gespielt, die eine Schönheit ist und völlig überzeugt – bloß als Teenager geht sie nicht durch, die Mitte 20, die sie im wahren Leben mitbringt, sieht man ihr an. Aber man will nicht kleinlich sein. Wenn sich die Handlung um sie und um die bösen Faschisten in ihrem „Christian Adventurer Club“ dreht, ist der Film einigermaßen übersichtlich, sonst versinkt er in inhaltlichem Chaos, dem man trotz der Schäbigkeit des Milieus ansieht, wie teuer die Sache war (von mehr als 150 Millionen Dollar Budget ist die Rede).

Fragt man sich am Ende ehrlich, was man sich gewiß merken wird, fällt einem die Verfolgungsjagd ein, die über eine amerikanische Landstraße führt, die nicht schnurgerade, sondern „dauer gewellt“ ist, ein lebensgefährliches Auf und Ab, höchst unterhaltsam. Der Film wird ja auch gern als „Komödie“ verkauft, was er nicht ist. Seine durchgehende Eigenschaft? Anstrengend.

Renate Wagner

 

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