Filmstart: 4. Jänner 2024
NEXT GOAL WINS
USA / 2023
Regie: Taika Waititi
Mit: Michael Fassbender, Oscar Kightley u.a.
Österreichisches Prädikat: sehenswert
Der Trailer war amüsant (lustiger als der Film dann, aber das weiß man natürlich immer erst nachher), und Michael Fassbinder spielt die Hauptrolle. Und sollte es Leute geben, die auch wegen Schauspielern ins Kino gehen (wenige vermutlich, wenn 2023 „Avatar 2“ mit 707.618 Besuchern sowie „Super Mario Bros.“ mit 691.863 Besuchern neben „Barbie“ die Hits der Österreicher waren…) – dann macht man sich auf.
Denn Fassbender, der Ire mit deutschem Vater, ist sicher derzeit eines der interessantesten Gesichter auf der Leinwand. Er hat zwar schon länger keine Hits mehr gehabt wie „Macbeth“ oder „Steve Jobs“ und zuletzt eine längere Filmpause eingelegt. Nun hat er „Der Killer“ gedreht, aber das ist nur auf den Streaming Plattformen gelandet. Umso interessanter, ihn nun einmal in einer Komödie zu sehen, in der er sich total verwandelt.
Ganz blond spielt er einen holländischen Fußball-Coach, der es sich aussuchen kann: entweder Kündigung oder der Versuch, eine Katastrophen-Fußball-Mannschaft zu retten. Die ist allerdings in US-Samoa, und das gibt culture clash, trashigen Humor, aber sicher keine koloniale Überlegenheit des weißen Mannes. Netter hat man es ihm nie gesagt als die Einheimischen, wenn er sie wieder verlassen muss: Er kam wie ein kleiner, weißer Bub, der sich verirrt hat, und den wir an der Hand nehmen und den Weg zeigen mussten…
Ein bisschen Sportfilm ist es auch, aber nicht so intensiv, dass Zuschauer, die sich gar nichts aus Fußball machen, zurück schrecken müssten. Humor steht im Vordergrund, denn das Team in Samoa, um das es geht, ist sozusagen der Tiefpunkt. Ihr letztes Spiel haben sie (das war 2001 und ist wirklich passiert) 31 zu 0 verloren (die höchste Niederlage, die es je in einem professionellen Fußball-Wettbewerb gab).
Thomas Rongen, der herbeizitierte Trainer, soll nun im Jahr 2014 innerhalb von drei Wochen eine Art Wunderteam aus ihnen machen, damit sie bei der nächsten Weltmeisterschafts-Qualifikation dennoch mitmachen dürfen. Man muss nur in die verschmitzten Gesichter der Einheimischen sehen, um zu wissen, dass das nicht leicht wird. Auch wenn der Präsident des Fußballverbands die Hoffnung nicht aufgeben will: der wunderbare Oscar Kightley, tatsächlich gebürtiger Samoaner, ist neben Fassbender die Leitfigur des Films.
Regisseur Taika Waititi (bekannt durch „Jojo Rabbit“), der in der Rahmenhandlung einen Priester spielt, der seiner Gemeinde (und den Kinobesuchern) versichert, dass dies eine wahre Geschichte ist, die sich tatsächlich abgespielt hat, setzt auf den schlichten Humor, wenn ein ziemlich unfähiges Team diszipliniert werden soll. Vor allem aber ist es die Geschichte von Trainer Rongen, ein seelisch zerrütteter und entsprechend unliebenswürdiger Alkoholiker, der durch die neue Aufgabe und die neuen Menschen um ihn herum einigermaßen wieder ins Lot kommt. Wie oft hatten wir das schon als Sujet?Aber Michael Fassbender, der ja für Komik nicht geboren scheint, hat Spaß daran, sein mürrisches Ego langsam schmelzen zu lassen, es „menschelt“ so richtig schön.
Und wenn am Ende die klassischen Verlierer doch auch etwas gelernt haben (nicht zuletzt Teamgeist), ist das ein „Feelgood-Movie“, dem man zwar nicht besonders hohes Niveau zugestehen wird, das aber nicht unsympathisch ist. Vor allem, weil die Samoaner hier ihren Platz haben und bei allem Geblödel ja doch nicht ihre Würde verlieren. Kunststück, ist der neuseeländische Regisseur ja nicht allzu weit von ihnen entfernt.
Renate Wagner