Filmstart: 31. März 2022
MORBIUS
USA / 2022
Regie:: Daniél Espinosa
Mit: Jared Leto, Matt Smith, Adria Arjona u.a.
Es gibt Filme, die sind a priori großer Beachtung sicher, ganz ungeachtet ihrer Qualität. Was sich in den großen Universen von Marvel & Co. abspielt, hat seine Fans. Dort stand Dr. Michael Morbius in der Welt rund um „Spiderman“ bisher nicht im Zentrum (obzwar eine Gegenfigur dieses Helden), aber im Zeitalter der rabiaten Verwertung aller Marken ist nun auch er in einem Spin-Off alleiniger Held eines Films. Eines ziemlich langweiligen allerdings, um das gleich voraus zu schicken.
Morbius ist thematisch einerseits eine Jekyll / Hyde-Variation, andererseits geht es um Vampyrismus, denn aus Fledermaus-Blut hat der gute Doktor (Nobelpreisträger für Biochemie) jenes Kunstblut geschaffen, das für allerlei Krankheiten heilend wirkt – darunter für die Blut-Defekte, unter denen er und sein Freund Milo leiden.
Da wir uns aber in der Welt der Comics befinden (zeichnen kann man bekanntlich alles, was die Phantasie einem eingibt – und das Kino kann gleichfalls alles umsetzen), entwickelt Morbius nach dem Genuß des Fledermaus-Blutes übernatürliche Kräfte, wandert nicht nur die Wände hoch, sondern fliegt auch durch die Lüfte („Batman“ ist er darum aber nicht) – und da verwandelt sich der im Leben adrette junge Mann in ein hässliches Monster (sprich: ein Prunkstück der Visagisten), das seinen Blutdurst auch an lebendigen Opfern stillt, wenn die Blutkonserven ausgehen…
Nun erstaunt der Film negativ damit, wie eng er sein Thema hält. Als „normaler“ Morbius ist Jared Leto dunkelhaarig, gut aussehend, freundlich, einigermaßen normal, wenn auch gehetzt von seiner Aufgabe, immer neue medizinische Erfindungen zu tätigen. Für eine große Leistung bekommt er schon vom Drehbuch her keine Möglichkeit. (So richtig schaurig wird es übrigens nie, auch nicht, wenn er mit den Fledermäusen tanzt…)
Ihm zur Seite Doktor Martine Bancroft (Adria Arjona, eine sehr schöne Latina) als Freundin, Ärztin, Helferin. Und da ist noch Milo, Freund seit seiner Kindheit: In Szenen von damals sieht man die beiden Buben, beide mit Lähmungen und der Aussicht auf frühen Tod geschlagen, im Sanatorium, und Morbius verspricht Milo, dass er sie beide heilen wird. Und überbegabt schon als Kind, erhält Morbius die Möglichkeit. Nicht zuletzt auch durch Milos Geld.
Erwachsen ist Milo in Gestalt von Matt Smith interessant, erst scheinbar ein „Guter“, aber wenn er darauf kommt, welche Kräfte ihm das Kunstblut verleiht, mit großer Begeisterung nun auch ein vampyrischer Supermann. Im Grunde liefert Smith in der an sich uninteressanten Geschichte noch die beste Leistung.
Im Gegensatz zu Morbius, der andauernd mit seinem Gewissen kämpft, will Milo dieses Übermensch-Triumphgefühl negativ ausleben, so besteht die Handlung dann über weite Strecken darin, dass der Freund vernichtet werden muss – was dann menschlich aber auch nicht so tragisch heraus kommt, wie es vielleicht gemeint war.
Ja, und das war es auch schon, erstaunlich einförmig in der Handlungsführung, ohne weitere Überraschungen und mit Effekten, die so üblich sind, dass man sie bloß mit müdem Kopfnicken zur Kenntnis nimmt. Regisseur Daniél Espinosa hat da einfach relativ uninspirierte Routine abgeliefert. Bescheidener hat man es bei Marvel schon lange nicht gegeben.
Renate Wagner