Filmstart: 19. Juni 2025
MONSTER SUMMER
USA / 2025
Regie: David Henrie
Mit: Mel Gibson, Mason Thames u.a.
Hexen – gibt*s die?
Kinder verschwinden. Manche kommen nie wieder, landen in den Polizeiakten als ungelöste Fälle. Andere kommen zurück, katatonisch, verstört, nicht imstande zu erzählen, was mit ihnen geschehen ist. Das bringt Unruhe in eine amerikanischen Kleinstadt, wobei wir uns angenehmerweise Ende der Neunziger Jahre wieder finden, was heißt – keine Smartphones, keine Computer, noch ganz gewöhnliche menschliche Kommunikation. Und Zeitungen.
Held der Geschichte ist der Teenager Noah (Mason Thames – so begabt, dass man ihm wirklich eine Karriere prophezeien möchte), der allein mit seiner Mutter lebt, denn der Vater hat als investigativer Journalist sein Leben gelassen. Offenbar ist es erblich, seine Nase neugierig in ungelöste Fälle zu stecken, zumal auch sein Freund Opfer des Unerklärbaren geworden ist – und die Geschichten der teils verschwundenen, teils paralysierten Kinder erscheint ihm als eine solche. Die müssen doch glatt verhext sein, meint er – aber der Chefredakteur der Lokalzeitung schickt ihn hohnlächelnd weg…
Wie Noah nun nicht nur ein paar furchtsame Schulkollegen dazu bringt, mit ihm auf der Suche nach einer „Hexe“ durch die Gegend zu streifen, sondern auch den brummigen, einsamen Ex-Polizisten Gene Carruthers dazu bringt, an seinen Verdacht bezüglich der verschwundenen Kinder zu glauben (später erfährt man, dass der kleine Sohn von Gene im Kindesalter verschwunden ist) – das ergibt einen überraschend unterhaltsamen und dabei absolut spannenden Film, den man nicht ins Genre des Kinderfilms abschieben möchte…
Schon weil Mel Gibson, der ein wirklich schöner älterer Mann geworden ist, die Sache ohne Ironie anpackt, wie es ein echter Krimi verdient. Natürlich werden falsche Spuren gelegt – die fremde Dame, die sich bei Noahs Mutter einmietet (die wahrlich jeden Dollar nötig hat), sieht mit strähnigem Haar und seltsamem Hut wirklich wie eine „Hexe“ aus, Noah entdeckt bei ihr auch verdächtige Kinderzeichnungen, aber als er sie bei einer Veranstaltung als solche „outen“ will, fällt er ganz schön auf die Nase – eine empörte Kinderbuchautorin, sonst nichts.
Aber Gene war Polizist, er weiß, wie man einen Fall aufrollt, wie man Verdächtige aufspürt. Und dann… ja dann gibt es einen Täter oder eine Täterin. Und da wird es gegen Ende für die Halbwüchsigen ganz schön dramatisch und gefährlich, als sie jemanden in die Falle laufen. Aber ist es ein ganz gewöhnlicher Mensch, dem man schon begegnet ist – oder verwandelt er sich tatsächlich in eine Hexe?
Man weiß ja, dass man im Kino gerne glaubt, was man in der Realität kopfschüttelnd negiert. Aber – was weiß man denn? Vielleicht gibt es sie wirklich, die Kinder entführenden und fressenden Hexen. Bei „Hänsel und Gretel“ kommt sie doch auch vor?
Jedenfalls hat man es hier mit einem Sommerfilm zu tun, der seine Unterhaltungs- und Spannungsqualitäten mit exzellenten Schauspieler-Leistungen darbietet, und mehr kann man kaum verlangen.
Renate Wagner