Filmstart: 21. Mai 2025
MISSION: IMPOSSIBLE – THE FINAL RECKONING
USA / 2025
Drehbuch und Regie: Christopher McQuarrie
Mit: Tom Cruise, Hayley Atwellm, Simon Pegg, ing Rhames: Angela Bassett u.a.
Einmal ging’s noch
Ethan Hunt hat mit James Bond gemeinsam, dass er von Film zu Film die Welt retten muss, Ethan Hunt hat James Bond aber eines voraus: Es gab nur einen, the one and only Tom Cruise. Für diesen wurde das Franchise, das aus einer Fernsehserie („Kobra, übernehmen sie“) hervorging und zu acht „Mission Impossible“-Filmen heranwuchs, im Jahr 1996 (damals war er 34 Jahre alt und nicht nur mit „Top Gun“ ein Weltstar) entwickelt. Knapp 30 Jahre zieht er mit „ The Final Reckoning“, also der letzten Abrechnung, den Schlußstrich. Wobei er dem, wofür er berühmt geworden ist, nämlich alle Stunts (und seien sie noch so unglaublich) selbst zu machen, hier noch einen Höhepunkt draufsetzt.
Und den braucht der Film auch, denn im Gegensatz zu einigen Vorgängern ist er nicht durchgehend spannend und benötigtt dieses Finale dringend, damit man es nicht als trüben Abgesang einer Reihe empfindet, die immer von großem Unterhaltungswert war… Dass Cruise es mit dem Ende von Hunt & Co. ernst meint, zeigt die Schlußszene in London, wo alle seine Mitarbeiter noch einmal auftauchen, ihm zuwinken, sich umdrehen und in der Menge verschwinden.
Tom Cruise war mit zwei Ausnahmen der einzige verlässliche Besetzungsfixpunkt dieser Filme, nur Ving Rhames als Luther Stickell war von Anfang an dabei und verabschiedet sich hier mit lächelndem Heldentum in einen Opfertod, um andere zu retten. Und Simon Pegg, seit dem dritten Film für Humor und Hilfe zuständig, muss hier noch eine atemberaubende Amateur-Operation erleiden (Luftröhrenschnitt von einer Laiin), und man ist am Ende froh zu sehen, dass er es überlebt hat. Allerdings zum Auf-Nimmer-Wiedersehen. Außer den beiden haben die Mitspieler der Filme immer gewechselt, übrigens waren selten wirklich hochrangige Stars dabei. Die hat es ja wohl nicht gebraucht, fand Tom Cruise, er war für seine Fans ausreichend.
Der Film ist die Fortsetzung des im Vorjahr gezeigten „Dead Reckoning“-Films, und von da hat man einen blassen Bösewicht namens Gabriel (Esai Morales) mitgebracht , eine offenbar in Hunt verliebte Meisterdiebin (sehr lebendig: Hayley Atwell) und eine französische Killerin (Pom Klementieff), die eigentlich gar keine Funktion hat, außer einsilbig französische Sätze von sich zu geben, was Cruise und Pegg die Möglichkeit gibt, in bescheidenem Ausmaß französisch zu antworten… Neu dazu gekommen ist mit Angela Bassett eine US-Präsidentin (weiblich und noch dazu schwarz, was in Wirklichkeit ja nicht passiert ist). Dafür darf die Dame dem Drängen ihrer bösen Militärs, die ein paar Städte in Schutt und Asche legen wollen, nicht nachkommen, weil sie es von der Humanität her besser weiß – Politik fürs Action-Kino hinunter gefahren…
Wie man sieht, das Personal dieses Films ist nicht besonders aufregend oder über die Maßen attraktiv für das Publikum, und die Geschichte, um die es geht, noch weniger. Da wird über eine K I-Macht geschwurbelt, die als allmächtige Entität sich die Erde untertan machen wird, wenn Ethan Hunt es nicht verhindert, was er natürlich tut. Viel zu viel Zeit wird da mit nutzlosem Gerede verbracht, bei dem man sich nicht auskennt (das Drehbuch von Regisseur Christopher McQuarrie, der schon drei Vorgänger-Filme inszeniert hat, vermutlich auch nicht).
Auch geht ein ziemlicher Teil der knapp drei Stunden des Films dabei drauf, in hektischen Schnitten Mini-Szenen aus den früheren Filmen einzublenden, was weniger bringt als wohl beabsichtigt, weil sie so kurz ausfallen, dass sie schon wieder weg sind, bevor man sie im eigenen Hirn aus dem Gedächtnis eingeordnet hätte. Als Rückblicke-Revue unzureichend.
Die Handlung verläuft ohne größere Ansprüche an die Logik, weil ohnedies klar ist, dass das Publikum nur auf die berühmten Action-Stunts wartet. Der erste findet nach auch schon geraumer Kinospiel-Zeit unter Wasser statt, Hunt taucht zum Meeresgrund zu einem gesunkenen russischen U-Boot, wo sich – ja was, irgendwas Wichtiges befindet. Als er in das Boot eindringt, kommt Wasser mit ihm, alles beginnt sich zu bewegen, und natürlich wird der arme Kerl fast erschlagen. Als er es doch noch auf die Welt zurück schafft, können ihn nur die lebenserhaltenden Küsse seiner Meisterdiebin wieder erwecken…
Hätte der Film nur das zu bieten, die Enttäuschung wäre groß. Aber als sich der Bösewicht am Ende mit einem Propeller-Flugzeug absetzt, schwingt sich Hunt auf ein anderes, auf dem er nicht nur sagenhaft und unglaublich in schwindelnden Höhen herumturnt, sondern es auch schafft, sich zum Flugzeug des Bösewichts hinüber zu schwingen und diesen außer Gefecht zu setzen. Wo er in der Eile den Fallschirm her hat, der ihn einigermaßen unramponiert wieder am Boden landen lässt, ist die geringste unter den vielen ungelösten Fragen des Films.
Aber um Logik ist es ja noch nie gegangen, immer nur um Unterhaltung mit Staunen – glücklicherweise bekommt man das am Ende doch noch. Dass Tom Cruise übrigens, wie von den Dreharbeiten berichtet, bei den Flugaufnahmen mehrere Male das Bewusstsein verlor, glaubt man gern. Dass es ein bald Mitt-Sechziger (der langsam Mühe hat, immer noch jung und knusprig auszusehen) nun mit solchen Spassetteln gut sein lässt, versteht man auch…
„Mission Impossible“ ist in den drei Jahrzehnten nicht zuletzt dank der integrativen Kraft von Tom Cruises Leinwand-Charisma und dem Anspruch auf unglaubliche Stunts zu einer Reihe des Unterhaltungs- und Action-Kinos geworden, der man Respekt zollen muss. Wenn man sich auch bei manchem früheren Teil besser unterhalten hat als bei diesem letzten, um die Wahrheit zu sagen.
Renate Wagner