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Film: MERMAIDS DON’T CRY

04.07.2023 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 7. Juli 2023 
MERMAIDS DON’T CRY
Österreich  /  2022 
Drehbuch und Regie: Franziska Pflaum
Mit: Stefanie Reinsperger, Julia Franz Richter, Karl Fischer u.a.

Annika ist adipös und hat lilafarbene Haare, aber nicht das ist ihr Problem, sondern ihr weiches Herz und ihre Gutmütigkeit.  Wann immer die Arbeitskollegin (Julia Franz Richter, asozial bis in die Fingerspitzen) ihre Kinder bei ihr abstellt (und das geschieht oft), lässt sie es geschehen. Ihr leicht krimineller Vater, der im Rollstuhl vor ihrer Türe steht, begehrt Einlass und wird aufgenommen (Karl Fischer mit triefend wienerischer Verlogenheit). Ein junger Mann, der von Liebe schnurrt (Nico Ehrenteit), ist eigentlich obdachlos und findet bei Annika ebenfalls Unterschlupf, so klein ihre Wohnung auch ist.

Ja, und im Beruf hat sie es auch nicht leicht, denn die Filialleiterin des Supermarkts, n dem sie tätig ist (Inga Busch mit dem typischen, unerträglichen Gutmenschen-Tonfall), ,ist eine total versponnene Esoterikerin und versetzt ihr Personal mit hirnverbrannten Ideen in dauernde Unruhe. Wie Menschen in dieser Welt verschrumpeln können, zeigt  Gerti Drassl als unglückselige Verkäuferin.

Nun hat das Drehbuch dieser von Franziska Pflaum erdachten und inszenierten österreichischen Komödie, die soziale Realität mit seltsamen Traumwelten mischt, Annika einen Spleen beschert, von dem man nicht erfahrt, woher er kommt, nur, dass er sie total beherrscht. Eine Meerjungfrau will sie sein, und wie unsere verrückte Welt schon einmal ist, gibt es für solche Leute im Internet auch einen Loreley-Schwanz aus Silikon, glitzernd, und so teuer, dass für Annika so gut wie keine Möglichkeit besteht, sich das zu leisten.

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Es ist ein Film für Stefanie Reinsperger, due nit ihrer durchsetzungsstarken Persönlichkeit dafür sorgt, dass Annika kein armes Hascherl wird. Man glaubt ihr, dass sie, während die Handlung nicht sehr ideenreich um die paar schäbigen Figuren eiert, es mit nicht ganz legalen Mitteln schafft, den Meerjungfrauen-Schwanz zu erwerben, um dann festzustellen, was ihr jeder vernünftige Mensch gleich gesagt hätte, dass man sich darin nämlich nicht bewegen kann.

Dennoch – erstens reißen ihr die Nerven, und zweitens will sie einen Traum erfüllen. Also packt sie ihre Erwerbung und ab ans Meer (vermutlich Kroatien). Dort wird die Geschichte so abstrus, wie sie nur werden kann, denn nun wirft sie das begehrte Stück weg – erst ins Meer, und als es wieder angeschwemmt wird, in die Mülltonne. Und als sie ins Wasser geht … mein Gott, eine Komödie kann doch nicht schlecht ausgehen?

Man muss den Nachspann abwarten, damit man erfährt, dass doch noch alles für alle Beteiligten gut geworden ist. Annika hat ihr Shirley-Valentine-Schicksal erlebt und in der Fremde in irgendeinem Lokal ihr Glück gefunden. Ja, allen anderen geht  es auch gut.

Wie gut geht es dem Publikum mit dieser Komödie, deren bester Teil eine fast traurige Sozialstudie über das Leben der Unterprivilegierten ist, die fast keine Chance haben, ihrem Schicksal zu entkommen? Denn der Meerjungfrauen-Traum ist ja nicht wirklich eine Lösung…

Renate Wagner

 

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