Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Film: MEIN FABELHAFTES VERBRECHEN

30.08.2023 | FILM/TV, KRITIKEN

film meinfabelhaftesverbrechen final 427x600~1

Filmstart: 1. September 2023 
MEIN FABELHAFTES VERBRECHEN<
Mon crime  /  Frankreich  /    2023
Drehbuch und Regie: François Ozon
Mit: Nadia Tereszkiewicz, Rebecca Marder, Isabelle Huppert, Fabrice Luchini, Dany Boon u.a.

Man kann nicht immer gnadenlos bierernst und politisch korrekt sein, es muss doch auch ein bisschen Erholung geben, Der französische Regisseur François Ozon, der den einst sensationell besetzten Welterfolg „8 Frauen“ gedreht hat, liefert dies mit „Mein fabelhaftes Verbrechen“. Er zaubert Boulevard pur auf die Kinoleinwand :Die Handlung spielt mit dem nostalgischen Ambiente der dreißiger Jahre und vor allem mit den Klischees in der Welt von Männern und Frauen, die früher vielleicht nicht besser aufgestellt, aber um einen Tick unkomplizierter (und charmanter) war.

Da gibt es also zwei bildhübsche junge Frauen, die im Paris anno dazumal arm wie Kirchenmäuse sind. Die Schauspielerin Madeleine Verdier wird von dem neuen Shooting Star Nadia Tereszkiewicz: gespielt, ganz dampfende Erotik, ein Brigitte Bardot-Typ, wie er heute nicht mehr gefragt ist, aber in die Geschichte perfekt passt. An ihrer Seite die dunkelhaarige, nicht minder attraktive  Rebecca Marder als  die arbeitslos Anwältin Pauline Mauléon, mit der sie sich ihr Untermietzimmer teilt. Als Madeleine beim Klinkenputzen über den toten Produzenten stolpert, den sie treffen sollte, meint der Untersuchungsrichter (Fabrice Luchini) schon seine Schuldige gefunden zu haben.

Wie die jungen Frauen nun nicht bloß aus der scheinbaren Tragödie eine Komödie machen, sondern die gesamte Männerwelt austricksen, das macht wahrscheinlich nicht nur den Frauen in den Kinosesseln Spaß. Mit heftigem Gezwinkere in unsere #metoo-Welt gesteht Madeleine auf Rat der Freundin den Mord, den sie nicht begangen hat, und Pauline als ihre Anwältin zwingt die Gesellschaft, die junge Frauen missbraucht, bis diese sich wehren, in die Knie.

Der Film beschwört die Klischees einer letztlich dümmlichen Männerwelt, die völlig aus dem Tritt gerät, wenn ihnen eine raffinierte Frau sozusagen „das Goderl kratzt“ und tränenreich die Opferkarte spielt (das kennt man ja auch heutzutage).

Das Ergebnis: Freispruch, sensationelle Schlagzeilen, und von da an ist Madeleine der Star der Pariser Theater. Eine Rechnung ist aufgegangen… Aber das wäre natürlich zu wenig, da bedarf es noch einer Pointe. Für diese sorgt dann Isabelle Huppert, die – obwohl sie zum Steinerweichen outriert – darstellerisch alles in die Tasche steckt, was sich sonst noch auf der Leinwand befindet (selbst den hinreißenden Dany Boon, der eine sehr trickreiche Rolle hat). Diese abgetakelte Diva ist es nämlich, die den Produzenten gekillt hat – und sie sieht nicht ein, warum die anderen von ihrem Verbrechen profitieren sollen. Das ist die hohe Schule der Parodie, und die Huppert stürzt bei diesem Drahtseilakt gewissermaßen augenzwinkernd nie ab…

Also wird es noch ganz turbulent, noch unglaubwürdiger als bisher, aber was soll’s? (Das Stück basiert auf einem Dreißiger-Jahre-Theaterboulevard-Klassiker von von George Berr und Louis Verneuil, da nahm man es nicht so genau). Gerade weil Ozon nicht eine Sekunde lang subtil vorgeht, sondern den ganzen Unsinn mit bester Laune ausspielen lässt, trifft er das Genre – und die Lachmuskeln eines Publikums, das hochzufrieden scheidet, wenn es für dergleichen Sinn hat.

Renate Wagner

 

Diese Seite drucken