Filmstart: 26. September 2024
MEGALOPOLIS
USA / 2024
Regie: Francis Ford Coppola
Mit: Adam Driver, Giancarlo Esposito, Nathalie Emmanuel, Jon Voight u.a.
Rätsel über Rätsel
Wenn man sich fragt, was in seinem Kopf vorging, als er sein Spätwerk „Megalopolis“ schuf, erinnert man sich daran, was man von dem nun 85jährigen Francis Ford Coppola schon bewundert hat – vor allem „Apocalypse Now“ und die drei Teile des „Paten“, denen absolut nichts Konfuses anhaftete. Nun, nach langer Pause sein „Lebenswerk“ vorlegend, für das er persönlich enorme finanzielle Opfer brachte, hat er einen wahrlich kruden und weitgehend unübersichtlichen Mix zwischen Altem Rom und Amerika im 20. Jahrhundert geliefert, der es auch eisernen Fans seiner Arbeit schwer macht.
Zu Beginn steht Adam Driver als Cesar Catilina (die Namen, die gefunden wurden, sind grotesk) auf einem riesigen Gebäude und erwägt offenbar, hinunter zu springen. Aber es ist der Sprung vom USA heute in die Zukunft, in eine ideale Stadt, den er wagen will, ein neues, „New Rome“ zu schaffen und damit an die großen Zeiten des antiken Römischen Weltreichs anknüpfen. (Etwas in der Zeit gerutscht ist Coppola sowieso – die Autos sind alle noch aus der Mitte des 20. Jahrhunderts.)
Veränderungen haben die Mächtigen nicht so gerne, und darum hat er in dem Bürgermeister Frank Cicero (!), gespielt von Giancarlo Esposito, einen recht widerlichen Gegner. Bürgermeister-Töchterchen Julia Cicero (Nathalie Emmanuel) ist in den Architekten verliebt. Ein anderer Blickfang ist die blonde Klatschreporterin Wow Platinum (Aubrey Plaza), Cesars Ex und derzeit mit Hamilton Crassus III (Jon Voight) zusammen – bei diesem Namen muss er, wer sich ein bißchen in römischer Geschichte auskennt, weiß es, der reichste Mann weit und breit sein. (Seinem Sohn, Shia LaBeouf, schießt er übrigens Pfeile in den Hintern… nicht fragen, warum!)
So viel kann man von der mehr als zweistündigen Sache als Handlung nach und nach so einigermaßen mitbekommen, darüber hinaus allerdings wenig. Warum Cesar Catilina vor einer Versammlung den gesamten Hamlet-Monolog zitiert, bleibt Rätsel wie so vieles. Stilistisch interessant ist der Zeitenmix von Rom einst und Amerika gestern bei Feste / Party-Szenen, die teilweise so gefilmt sind, als befände man sich in einem Historienfilm. Dazu gibt es auch – es wirkt wie eine „Ben Hur“-Parodie – ein Wagenrennen.
Inhaltlich ist der Film allerdings von Chaos geprägt – man darf sich nicht fragen, wie das zu dem kommt und was dies oder das zu bedeuten hat. Etwa das (Zukunfts?) Baby, das am Ende herumgeschleppt wird…Oder: Wie oft muss man das Werk sehen, um hier durchzusteigen? (Sicher, das haben auch andere Regisseure dem Publikum zugemutet, Christopher Nolan oder Terrence Malick, aber so weit ist keiner gegangen und wirklich gut ist das selten aufgenommen worden).
Schwer einzusehen, warum ein Filmemacher von Coppolas Rang sich plötzlich so ins Surreale (oder darf man sagen: auch Alberne) verbohrt,, das sich als nervtötend erweist. Im Endeffekt muss man nach mehr als zwei ermüdenden, am Schneidetisch irre zusammen geschnipselten Kinostunden sagen, dass Coppola (und wohl auch Kevin Costner) sich ihre „Alterswerke“ klugerweise versagt und statt dessen besser auf ihren verdienten Lorbeeren ausgeruht hätten.
Was die Kritiken weltweit betrifft, so sprechen die einen von einem herausfordernden Meisterwerk, die anderen von einem mißlungenen Schmarrn. Take your pick.
Renate Wagner