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Film: LIKE A COMPLETE UNKNOWN

Strikt für Fans

25.02.2025 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 27. Februar 2025
LIKE A COMPLETE UNKNOWN
A Complete Unknown  /  USA  /   2025
Regie: James Mangold
Mit: Timothée Chalamet, Edward Norton, Elle Fanning, Monica Barbaro u.a.
Österreichisches Prädikat: Besonders wertvoll

Strikt für Fans

Wer weder Fan noch Kenner in der Welt von Bob Dylan, Joan Baez, Woody Guthrie oder Johnny Cash ist, wird sich mit dem Film „Like A Complete Unknown“ schwer tun, etwa nach dem Motto: Was ist da los? Bob Dylan ist diesen Leuten wahrscheinlich nur bekannt, weil er 2017 als erster und bisher einziger Vertreter der Pop-Branche den Nobelpreis für Literatur erhalten hat, was mancherorts Kopfschütteln hervorrief.

Aber sonst? Sonst lockt der heute 84jährige, der offenbar immer noch tourt, wahrscheinlich nur Oldies hinter dem Ofen hervor, die mit ihm einst jung waren…

Davon allerdings erzählt dieser ausführliche Film von Regisseur James Mangold, der nur einen Zeitraum von vier Jahren zu Anfang der Sechziger umfasst. Da geht es darum wie ein „komplett Unbekannter“ aus Minnesota 19jährig nach New York kam, strotzend vor Selbstbewusstsein, Frechheit und Überlegenheitsgefühl der Jugend, fest überzeugt, hier als Sänger und Songwriter ein Star zu werden. Nun, er hat es geschafft, und das tatsächlich in kürzester Zeit.

Wenn alles so war, wie es der Film erzählt, war es natürlich geschickt, sich zum Krankenbett des legendären Woody Guthrie  (Scoot McNairy) vorzuarbeiten und diesem einen für ihn geschriebenen Song zu präsentieren. Und das Glück, das auch dazu gehört, bedingte, dass damals der ebenso legendäre Agent Pete Seeger (Edward Norton) auch im Spital war. Er erkannte (wie es meist eher in Filmdrehbüchern als im Leben geschieht, aber vielleicht war es so) sofort das überragende Talent des jungen Mannes, der den Zeitgeist der sechziger Jahre so sehr traf.

Und von nun an geht es bergauf, knapp zweieinhalb Stunden lang, eine Karriere, die mit Folk-Songs beginnt und dann (das ist das Ende des Films) die „sensationelle“ Wendung nimmt (es war, wie man erfährt – und was Fans natürlich wissen – beim Newport Folk Festival 1965), dass Dylan, dafür hoch umstritten, erstmals zur E-Gitarre griff und mit dem neuen Sound auch die Kehrwendung zum Rock vollzog.

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Da man ja – auch wenn es viel, viel, viel Musik geben muss – knapp zweieinhalb Stunden nicht nur von einem Konzert zum nächsten rasen kann, muss man die Frauengeschichten in das Leben hineinweben, auch wenn sie dem Helden nicht wirklich Ehre machen. Immerhin, seine „Paarung“ mit der Sängerin Joan Baez (Monica Barbaro) war legendär, privat allerdings nicht so nett, wenn man erlebt, wie er sie auch herunter macht. Und Freundin Sylvie Russo (Elle Fanning)  musste lernen, was vielleicht alle Frauen an der Seite dieser Stars erleben – es ist kein Honiglecken. So viel zum Inhalt der Geschichte.

Für die Fans wird die Musik die Substanz sein und der Darsteller des Dylan der Knackpunkt: So viel Lob wie Timothée Chalamet hat lange niemand erhalten, er ist glaubhaft das, was man sich unter einem jungen Schnösel vorstellt, bockig, hochmütig, aber halt sooooo begabt. Und, wie man gelesen hat, singt er selbst, und das, wie man hört (von Leuten, die es beurteilen können) sehr gut. Trotzdem – für dieses Biopic braucht man als Zuschauer Ausdauer, und je mehr persönlichen Enthusiasmus man mitbringt, umso besser.

Wie gesagt: Strikt für Fans. Ob bisherige Dylan-Nichtkenner durch diesen Film der – wie es heißt – Faszination des Künstlers erliegen werden? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.

Renate Wagner 

 

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