Filmstart: 8. Mai 2025
LAST BREATH
GB / 2025
Drehbuch und Regie: Alex Parkinson
Mit: Finn Cole, Woody Harrelson, Simu Liu u..a.
Ein Wunder ist geschehen
Es ist eine wahre Geschichte, die sich auf der Leinwand als klassisches, hochdramatisches Survival-Movie verkaufen lässt, darüber aber auch ein medizinisches Wunder ist, wie es wohl nur sehr, sehr selten geschieht – dass ein Mensch, der 20 Minuten keinen Sauerstoff bekam, wieder ins Leben zurück geholt werden konnte. Und mehr noch – keine Schäden davon trug. Das geschah dem Tiefseetaucher Chris Lemons, und Regisseur Alex Parkinson hat seine Geschichte nun bereits zum zweiten Mal verfilmt.
Extreme Situationen machen sich im Kino gut, man kann gemütlich und gefahrlos im bequemen Sessel sitzen und mit Spannung zusehen, wie Menschen sich in Lebensgefahr begeben – und oft auch daraus befreien müssen. Ob das die Wüste ist oder ein Achttausender, ob der Dschungel oder – das Meer. Chris Lemons war damals, im September 2012, ein noch junger, aber in seinem Job voll fähiger Tiefseetaucher, der mit zwei Kollegen eine Routinearbeit erledigen sollte. Während er und Dave Youasa sich in die Tiefe der Nordsee begaben, um das Kabel einer Ölleitung zu reparieren, überwachte Kollege Duncan Allcock die Aktion, die gerade sechs Stunden dauern sollte. Dafür hatte man die Taucher einige Tage lang in einer Druckkabine auf den enormen Druck am Meeresgrund vorbereitet, bevor sie in einer Taucherglocke auf den Meeresgrund hinab gelassen wurden.
Regisseur Alex Parkinson, der vor Jahren schon eine BBC-Dokumentation über diese Geschichte gedreht hat, fand nun, dass sie sich auch gut fürs Kino eignet. Es ist zwar eine Angelegenheit geworden, die sich auch für den Kinobesucher sehr kalt, sehr naß und sehr beengend (bis zum Luftholen) anfühlt, aber die Geschichte gewissenhaft erzählt.
Dabei lernt man vor allem Lemons (Finn Cole). seinen asiatischen Kollegen David Yuasa (Simu Liu) imd als stärkste darstellerische Kraft Woody Harrelson als Duncan kennen, der von der Firma gerade den Stuhl vor die Tür gesetzt bekommen hat, weil man meint, mehr als 30 Jahre müsse jemand einen solchen Jub nicht machen. Man erlebt die Vorbereitungen, die Interaktion der Männer (außer der Freundin von Chris, die begreiflich besorgt ist, während er die Schwierigkeit des Unternehmens als Routine betrachtet, kommt sonst niemand Wichtiger vor), mehr braucht es nicht.
Bis dann unter Wasser die Katastrophe passiert, auf die man eigentlich immer wartet – was ist, wenn die Computer, auf die man sich so blind verlässt, ausfallen? Das geschieht, als das Schiff in einen Sturm gerät, wobei sich Yuasa noch in die Taucherglocke retten kann, Chris hingegen nicht…
Wenn man nun weiß, dass er nur noch Sauerstoff für ein paar Minuten hat und der Wahnsinn ausbricht, wenn man sie in dieser Situation über Rettungsaktionen erst den Kopf zerbrechen muss… dann wird es brenzlig und auch dann spannend, wenn man weiß, dass es überraschend gut ausgegangen ist. Im Nachspann sieht man dann den echten Chris (wie immer bei Filmen, die auf wahren Begebenheiten beruhen), der nach seiner wundersamen Errettung (es gibt ergreifende Szenen, wenn die Kollegen ihn für tot halten, dies aber nicht hinnehmen wollen) doch glatt wieder zu seinem Taucherberuf zurück hekehrt ist…
Es ist ein Film, der Authentizität atmet und mit nichts „aufgeputzt“ wird. Fast wieder ein Dokumentarfilm mit Spannungselementen. Über nicht weniger als ein Wunder.
Renate Wagner