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Film: KINGS OF HOLLYWOOD

24.06.2021 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 25. Juni 2021  
KINGS OF HOLLYWOOD
USA / 2020
Drehbuch und Regie: George Gallo
Mit Robert De Niro, Tommy Lee Jones, Morgan Freeman, Zach Braff u.a.

Das ist ein Film für Oldies, für Kinobesucher, deren Augen zu leuchten beginnen, wenn sie die Namen Morgan Freeman oder Tommy Lee Jones lesen – und gar: Robert De Niro! Mit denen man jung war (der harte, knochige De Niro als „Taxi Driver“, das war Gänsehaut!) und mit denen man nun alt ist. sie durch ihre großen Filme und Rollen begleitend. Und die man immer noch lieber auf der Leinwand sieht als manches austauschbare, leere junge Gesicht von heute… Also: der angeblich „deutsche“ Titel „Kings of Hollywood“ (im Original heißt der Film „The Comeback Trail“ und ist das kostbar besetzte Remake eines einst unbedeutenden Streifens) trifft es in diesem Fall vollinhaltlich.

Vor allem, wenn er ironisch auf das verweist, was Hollywood so gut kann, nämlich, sich über sich selbst lustig zu machen. Das ist nicht neu, aber im Glücksfall ein Heidenspaß. Wie in diesem Film von George Gallo, der auch am Drehbuch mitschrieb. Subtil geht es da nicht zu, im Gegenteil, alles ist bewusst überdreht (obwohl man Satire ja scheinbar auch ganz „ernsthaft“ abliefern könnte), aber die Deftigkeit von Action und Darstellung hat eindeutig einen Stil für sich. Selbst wenn das manchmal „Schmiere“ ergibt – die ist doch auch ein Kunststück, wenn man sie gekonnt einsetzt.

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Und das können sie, die Oldies, wenn Hollywood in den siebziger Jahren beschworen wird. Da sitzt Max Barber Robert De Niro, weißhaarig, weißbärtig, sichtlich abgehalftert, aber mit unerschütterlichem Elan herum und hat Probleme. Finanzielle Probleme. Einst war er ein berühmter Produzent. Jetzt hat er Mist gemacht, den keiner sehen will, und hohe Schulden bei Leuten, mit denen nicht gut Kirschen essen ist (Morgan Freeman als Gangsterboß, ein Genuß). Aber er und sein Neffe Walter (vergleichsweise ein Youngster: Zach Braff) geben nicht auf. Als sie hören, was Versicherungen bei Unfällen zahlen, wird der Plan geboren: Man drehe eine Western und jage den Hauptdarsteller in lebensgefährliche Situationen, um nach dessen zu erwartenden Tod zu kassieren…

Köstlich, wie sie den alten „Duke Montana“ (so heißt ein Westernheld im Kino und Tommy Lee Jones gibt ihm wunderbare Dümmlichkeit und Lebensmüdigkeit) auftreiben und zu dem Projekt überreden. Eine strohdumme Blondine (gut, ja, man weiß es, es ist politisch unkorrekt, sich darüber lustig zu machen, aber es ist – ja, lustig) muss auch dabei sein – Kate Katzman geniert sich wirklich nicht, das auszuspielen.

Und dann geht es zu den Dreharbeiten, wo man alle Klischees über Dreharbeiten abfackeln (auch im vollsten Wortsinn) kann. Mein Gott, die Erschütterung, wenn der Hauptdarsteller tot ist! Um wie viel größer besagte Erschütterung, wenn er es nicht ist!

Dieser Film hat vor nichts Respekt. Und das macht ihn, ganz abgesehen von seinen vielen gekonnten Anspielungen auf Klassiker und seinen best gelaunten, selbst ironischen Hauptdarstellern so sehenswert. Hoffentlich nicht nur für die Oldies unter den Filmfreunden. Denn übersehen wir das Wesentlich nicht, bloß weil wir aus dem Lachen nicht herauskommen: Das ist eine Hymne auf ein Hollywood von einst.

Renate Wagner

 

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