Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Film: JUNGLE CRUISE

31.07.2021 | FILM/TV, KRITIKEN

plakat junge criuse xx

Filmstart: 30. Juli 2021
JUNGLE CRUISE
USA / 2021
Regie: Jaume Collet-Serra
Mit: Emily Blunt, Dwayne Johnson, Jack Whitehall, Jesse Plemons u.a.

Disney schlägt wieder zu, mit seinen scheinbaren „Erwachsenenfilmen“ von zutiefst kindlichem Gemüt, mit denen man sein Vergnügen haben kann, wenn man sich darauf einlässt. Auch wenn man Storys wie jene von „Jungle Cruise“ buchstäblich x-mal gesehen hat, funktionieren sie, wenn man sie richtig macht und richtig besetzt. Und das ist hier der Fall.

Die alte Geschichte einer wundertätigen Blume, die auf einem Baum im Amazonas wächst und alle Krankheiten heilen kann (wäre das nicht ein Menschheitstraum?) wird wieder hervorgeholt. Und eine forsche englische Wissenschaftlerin, die an diese Legende vom „Baum des Lebens“ und den „Tränen des Mondes“ (so heißt die Blume) glaubt und von ihrem Vater eine diesbezügliche „Schatzkarte“ geerbt hat, bricht mitten im Ersten Weltkrieg samt Bruder auf, um in Brasilien auf der Suche danach den Amazonas zu befahren. Hinter ihr her: der böse Deutsche, dermaßen als Witzfigur angelegt, dass man weiß, dass es um absolut nichts anderes geht als den Spaßfaktor.

Emily Blunt als Dr. Lily Houghton ist eine entzückende Hauptdarstellerin, so very british (was bei der Originalfassung durch die Sprache besonders zum Tragen kommt), die erste Darstellerin seit Emma Thompson, die zeigt, dass auch die Britinnen Charme haben können. Dass sie anfangs einen Tropenhelm trägt, wird dem Film in Zeiten wie diesen hoffentlich nicht auf den Kopf fallen, gilt dieser doch als verabscheuungswürdiges Zeichen des „weißen Kolonialismus“. Aber keine Angst, sie wechselt die Hüte, und je weiblicher sie wird, umso mehr kommt auch das Blondhaar zum Einsatz.

jungle die zwei xxxx

Anfangs ist da nur Zank und Streit mit Frank „Skipper“ Wolff, dem Besitzer jener Schaluppe, mit dem sie auf der Suche nach der Wunderblume den Amazonas hinab reisen will. Es ist ein kalauerartiger, aber von den Darstellern ungemein pointierter Schlagabtausch, den sich Emily Blunt mit Dwayne Johnson liefert, der mit der weißen „Kapitänsmütze“, die er immer trägt, geradezu sein Image verändert hat. Raubein ahoi, aber ein wirklich böser Berserker ist er nicht, auch wenn er kiloweise das Gepäck von Lilys Bruder in den Fluß wirft und damit dessen Vorstellungen, dass man abends hier ein Dinner Jacket anziehen muss, zunichte macht.

Dieser Bruder (Jack Whitehall) ist übrigens sehr sympathisch, und in einer drolligen Szene lässt er Skipper Frank wissen, dass seine Bedürfnisse „anderer Art“ sind – und wirft ihm sehnsüchtige Blicke zu. Vergeblich, denn dieser hat es natürlich längst auf Lily abgesehen.

Was soll man sagen – bis zum Happy End (das dann in London spielt) gibt es alles, was man von solchen „Kinder“-Filmen im Dschungel erwarten kann, Lily kommt immer wieder in Situationen, wo Körpereinsatz gefragt ist (auch, mit Frank wie Tarzan und Jane auf Lianen durch die Lüfte zu fliegen). Der Fluß bietet stürmisches Ungemach, Schlangen kriechen immer wieder unfreundlich herbei, und der böse Deutsche mit seinem Akzent und der Wagner-Musik im Hintergrund, verfolgt Lily und plant Böses: So, wie Jesse Plemons als „Prinz Joachim“ das tut, ist es die aufgelegte Komiker-Rolle…

Eine Geschichte wie diese, die ein reines Zaubermärchen ist, macht es dann auch möglich, dass Frank (immer von seiner Gepardin „Proxima“ begleitet) eigentlich vierhundert Jahre alt ist, denn er war einst ein spanischer Konquistador, der (mit ein paar Kollegen) irgendwie in eine Zeitschleife geraten ist (da wird ironischerweise sogar Werner Herzogs „Aguirre“ zitiert!). Nun, die fragliche Blume wird gefunden und, wer bezweifelt es, sichert Frank zumindest die Zukunft an Lilys Seite.

Und ein Regisseur wie Jaume Collet-Serra, der eigentlich eher für Action zuständig ist (die hier auf „sanfte“ Weise bedient wird), hat mit lockerem Händchen eine Beschwingtheit und Leichtigkeit erzielt, die wirklich Vergnügen macht. Wenn einem das Ganze nicht ohnedies a priori zu dumm ist, aber dann muss man ja nicht hinein gehen.

Renate Wagner

 

Diese Seite drucken