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Film: HORIZON : EINE AMERIKANISCHE SAGA

Der Wilde Westen von gestern

22.08.2024 | FILM/TV, KRITIKEN

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Filmstart: 22, August 2024
HORIZON : EINE AMERIKANISCHE SAGA
Horizon: An American Saga Chapter 1
USA  /  2024
Drehbuch, Regie: Kevin Costner
Mit: Kevin Costner, Sienna Miller, Sam Worthington, Luke Wilson u.a.

Der Wilde Westen von gestern

Man weiß, was der „Western“ einst für das amerikanische Kino bedeutet hat: Wildwestfilme waren neben Gangsterfilmen und Komödien der Grundstock des Hollywood-Angebots. Auch der einfachen Dramaturgie wegen. Wie in den Kriegsfilmen die Nazis „die Bösen“ waren, erfüllten die „Native Americans“ (damals sagte man noch „die Indianer“) dieselbe Funktion im der Schwarz-Weiß-Zeichnung, die es allen einfach machte.

Die naiven Zeiten sind vorbei, differenzierte Blickweisen sind angesagt, und Kevin Costner hat einst (1990) mit „Der mit dem Wolf tanzt“ versucht, beide Seiten der Medaille, die weiße und die rote sozusagen, zu berücksichtigen. Es gab viele „Oscars“ und viel Bewunderung, aber kein Überleben für den Western, schon gar nicht im klassischen Sinn. Prärie und Wälder, Dorfstraßen und Saloons, Hinterhalte und Kämpfe – das geht nicht mehr ohne weiteres geradlinig, meint man.

Aber da ist einer, der sich, nach eigener Aussage, „treu“ blieb, und darum ist Kevin Costner nun an der Schwelle seines 70ers mit einem Monsterprojekt angetreten, für das er schätzungsweise 100 Millionen Dollar eigenes Geld investiert hat.. „Horizon“ (das ist der Name einer Siedlung, die anfangs nur aus Zelten besteht) soll in vier Filmen von insgesamt zwölf (!) Stunden Spielzeit die Western-Welt auf möglichst vielseitige Weise  bündeln.  Die ersten drei Stunden sind da, der zweite Teil folgt im November, und wie man das Gesehene beurteilt, liegt im Auge des Betrachters.

Zurück in die Pionierzeit, in den 1860er Jahre, wo die Weißen in das Land der Apachen eindrangen, in der festen (und letztlich gelungenen) Absicht, ihnen ihren Lebensraum wegzunehmen. Dass sich die indigenen Völker, ohnedies kampfbereit (und später nur mit Alkohol und Lügen zu besiegen) das auf Anhieb nicht gefallen ließen, versteht sich. Costner als Regisseur und teilweise Drehbuchautor seines Opus beginnt damit, in Einzelszenen – teils drastisch, teils idyllisch – vom Leben der Menschen in  „Horizon“ zu zeichnen. Aber bedrohlich sind immer wieder Szenen mit Apachen dazwischen geschnitten, die das Geschehen beobachten und immer näher rücken, bis es dann zum Überfall kommt, der schonungslos gewaltsam verläuft.

In der Folge geht es – wie auch anders – mit den Alltagsgeschichten weiter, wobei „Chef“ Costner spät und nicht sehr häufig erscheint. Er hat sich optisch gut gehalten, gibt den stillen Beobachter, wird wohl im Laufe diverser Ereignisse noch Profil gewinnen. Militär taucht auf, um die  Siedler zu beschützen, junge Männer ziehen, von Frauen tapfer verabschiedet, die Uniform an.

Während es nicht  zuletzt darum geht zu  zeigen, wie schwer das Leben damals war, muss man sich an viele Figuren gewöhnen, rücken ein paar Frauen in den Vordergrund, vor allem die typische „Edle“ (Sienna Miller) und die herausfordernde Prostituierte (Abbey Lee), dazu kommen markige Männergesichter, wobei die Besetzung außer dem Chef selbst keinen allerersten Namen ausweist. Für das, was sich an Geschichten entwickeln wird, ist ja noch drei Teile lang Zeit.

Als Regisseur hat Kevin Costner die absolute Routine für diese Art von Filmen, zelebriert die „Western“-Landschaft in ihrer bekannten atmosphärischen Stärke und scheut vor gewissem bedeutungsschwerem Pathos nicht zurück, was der Sache ein altmodisches Hautgout gibt.

An den US-Kinokassen war der Film ein Flop. Es fällt auch nicht ganz leicht, sich für Dinge, die man alle irgendwo schon gesehen hat, sonderlich zu interessieren, so groß die Ambition des Autors / Regisseurs / Produzenten / Darstellers Costner auch gewesen sein mag.

Dennoch: Auch ohne bisher mehr zu kennen als den ersten Teil der Saga, mag man mühelos voraussagen, dass diese entweder in zwölf einstündigen oder acht eineinhalbstündigen Folgen in den kommenden Jahren und vielleicht Jahrzehnten über die Fernsehschirme flimmern wird. Immer mit dem Vermerk: Das Opus Magnum vom Kevin Costner, die Hymne auf seinen geliebten Wilden Westen.

Renate Wagner

 

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