Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Film: HERETIC

Das unheimliche Lächeln des Hugh Grant

25.12.2024 | FILM/TV, KRITIKEN

film heretic w ccebvorschauplakat 427x600

Filmstart: 26. Dezember 2024
HERETIC
USA  /  2024
Drehbuch und Regie: Scott Beck, Bryan Woods
Mit: Hugh Grant, Sophie Thatcher, Chloe East ua.

 

 

 

 

 

 

Das unheimliche Lächeln des Hugh Grant

Man fragt sich schon, wer die Termine für das Anlaufen von Filmen plant. Man könnte sich für die Weihnachtsfeiertage alles Mögliche vorstellen – aber einen wirklich hässlichen, sadistischen Horror-Thriller? Und die Zeiten, da Hugh Grant jung und schön und ein Kassenstar war, sind ja wohl längst vorbei.

Immerhin, sein Name ist bekannt, aber die Angebote für den mittlerweile Mittsechziger fließen wohl nicht mehr so reichlich, sind meist Nebenrollen ohne besondere Ansprüche. Nun, im Alter einen dämonischen Bösewicht zu spielen, schien ihm wohl eine Herausforderung. Und er macht seine Sache in dem Film, den das Drehbuch- und Regie-Duo Scott Beck und Bryan Woods sich ausgedacht hat, schon sehr gut.

Denn wenn – welch klassische Situation – zwei junge Frauen an die Tür eines einsamen Hauses klopfen, dann öffnet er und lächelt so sympathisch, dass sie froh sind, hier vor dem Unwetter Unterschlupf zu finden. Der ältere Herr spricht auch von seiner Gattin, die in der Küche sei, also wittert nur der versierte Kinobesucher Gefahr. Die beiden jungen Missionarinnen, naiv in ihrem Glauben und halb-naiv in ihrem Leben, lassen sich dann natürlich auch auf ein Gespräch mit diesem Mr. Reed ein.

Und keine Frage, dass es über kurz oder lang um Religion geht, was Schwester Barnes und Schwester Paxton nicht stört, erklären sie doch gerne ihren Glauben (und wollen immer auch bekehren, wenn es denn möglich wäre). Und Mr. Reed ist anfangs ein anregender, weil interessierter und mit einigem Wissen ausgestatteter Gesprächspartner. Allerdings wird er in Sachen Glauben immer aggressiver, und ihn zum Mormonen zu machen, ist wohl ausgeschlossen.

Und so stellt sich heraus, was man längst geahnt hat – dass die beiden jungen Frauen einem bösartigen Sadisten in die Hände gefallen sind (wie sie Drehbuchautoren gerne erfinden), der nun ein mörderisches Spielchen beginnt. Nein, die angekündigte Ehefrau gibt es nicht, sie backt keinen Blaubeerkuchen, der intensive Geruch danach kommt von einer Duftkerze – und da die beiden jungen Frauen nicht ganz dumm sind, merken sie auch, was gespielt wird.

Und der Zuschauer ist in dieser fast zweistündigen Beinahe-nur-Dreiecksgeschichte gefangen, wobei man bei den Spielchen (das Haus ist ein Labyrinth, aus dem die Frauen nur durch „Prüfungen“ wieder mit heiler Haut heraus kommen sollen…) natürlich mit den jungen Heldinnen bangt und leidet.  Dabei ergeben sich noch zahlreiche surreale Wendungen und absolut irrwitzige Gedanken-Experimente  und Hugh Grant meistert die Wandlung zum bösartigen , irren Fanatiker recht faszinierend. Eingesperrt mit einem Verrückten – das ist Horror.

film heretic die zei 23f1a9evv 5233 4ae8 8b87 40608ee94a91~1

An seiner Seite die wirklich bedauernswerten jungen Frauen, Sophie Thatcher, die Dunkelhaarige  als die eher selbstbewusste Schwester Barnes und Chloe East, die Blonde,  als die eher zögerliche  Schwester Paxton (sie sind beide noch nicht aufgefallen, hier tun sie es, junge, frische Gesichter  und sehr verschieden), die allerlei durchmachen müssen.

Nein, man verrät nicht, ob die Sache für die beiden gut ausgeht. Die Moral lautet jedenfalls: Hüte Dich vor religiösen Fanatikern, sie sind zu den verrücktesten Dingen fähig…

Eine Pointe am Schluß: Hugh Grant bekam sogar eine Nominierung als „Bester Hauptdarsteller“ für die Golden Globes 2025. Allerdings im Genre – Komödie!

Renate Wagner

 

Diese Seite drucken